Finanzstabilität

BIZ: "Letzte Meile" bei Disinflation nicht ohne Risiken

26.06.23 07:28 Uhr

BIZ: "Letzte Meile" bei Disinflation nicht ohne Risiken | finanzen.net

Der Kampf der Zentralbanken um die Senkung der Inflation könnte sich nach Einschätzung der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich als mühsam erweisen und ist zudem mit Risiken für die Finanzstabilität verbunden.

Die BIZ schreibt in ihrem Jahresbericht 2022/2023: "Es ist das erste Mal, dass in weiten Teilen der Welt ein Anstieg der Inflation mit weit verbreiteten finanziellen Anfälligkeiten einhergeht. Je länger die Inflation anhält, desto stärker und länger muss die Politik gestrafft werden, und desto größer sind die Risiken für die Finanzstabilität."

Die BIZ verweist darauf, dass die Makro-Prognosen insgesamt günstig aussähen. "Die Prognostiker sehen zwar ein geringeres Wachstum und die Inflation immer noch über dem Zielwert, aber die Verlangsamung ist eher mild und der Rückgang der Inflation erheblich. Gleichwohl dürfte die letzte Phase der Inflationsbekämpfung langwieriger als der erste Teil werden."

Die BIZ sieht derzeit einige Hinweise darauf, dass es zu Störungen beim weiteren Inflationsrückgang kommen könnte:

1. Der Anteil der Posten im Verbraucherpreisindex, deren Preise schnell steigen, ist nach einem anfänglich steilen Anstieg nicht zurückgegangen.

2. Die Preisübertragungen zwischen den Konsumgüterkategorien ist etwas größer als in der jüngsten Vergangenheit, als die Inflation niedrig war. Preissteigerungen aufgrund von Preisschocks in einer Kategorie breiten sich also eher auf andere Kategorien aus. Damit steigt die Gefahr einer anhaltenden Inflation.

3. Die Preisänderungen der einzelnen Kategorien werden immer ähnlicher. Das bedeutet, dass die Unterschiede in den Konsummustern und den Input-Kosten der Unternehmen relativ weniger ins Gewicht fallen, so dass das allgemeine Preisniveau für individuelle Entscheidungen an Bedeutung gewinnt. Das ist laut BIZ ein guter Indikator für Inflationspersistenz. Wenn der Ähnlichkeitsindex hoch ist, ist es wahrscheinlicher, dass die Inflation in der nächsten Periode mindestens so hoch sein wird wie in der aktuellen.

Die BIZ sieht ein überwiegendes Risiko in einem zu frühen Ende der geldpolitischen Straffung. Zugleich weist sie aber auf die Risiken für die Finanzstabilität hin. In der Vergangenheit waren nach ihrer Aussage etwa 15 Prozent der geldpolitischen Straffungsphasen mit schwerem Bankenstress verbunden. "Die Häufigkeit solcher Spannungen ist höher in Phasen einer Straffung, die in einem Umfeld hoher Verschuldung, eines abrupten Inflationsschubs oder eines schnellen Anstieg der Immobilienpreise", merkt sie an.

Liege die private Schuldenquote zum Zeitpunkt der ersten Straffung im oberen Quartil der historischen Verteilung, so folge auf 40 Prozent der Straffungsphasen innerhalb von drei Jahren eine Bankenkrise. Die Wahrscheinlichkeit einer Bankenkrise liege bei 25 Prozent für einen Inflationsanstieg und bei etwa 35 Prozent für einen schnellen Hauspreisanstieg. "Sehr hohe Schuldenstände, ein bemerkenswerter globaler Inflationsanstieg sowie der Anstieg der Hauspreise in der Pandemie erfüllen alle diese Kriterien", konstatiert die BIZ.

FRANKFURT (Dow Jones

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