Deutsche Bank-Großaktionär HNA will für 6 Milliarden Dollar Auslandsimmobilien versilbern

Bis vor wenigen Monaten hatte die HNA Group noch rund um den Globus aggressiv Vermögenswerte aller Art zusammengekauft. Jetzt muss das Konglomerat, unter dessen Dach Beteiligungen versammelt sind, die von Fluggesellschaften bis zu Hotels reichen, liquide Mittel beschaffen, um Schulden zu tilgen, die Rahmen von Übernahmen mit einem Gesamtvolumen von etwa 40 Milliarden Dollar seit 2015 angehäuft worden sind.

In den vergangenen Wochen war die Liquidität des Unternehmens unter Druck geraten und ein Teil der Fremdkapitalkosten stieg. Jetzt hat HNA Immobilien im Wert von rund 6 Milliarden Dollar für den Verkauf vorgesehen, darunter erstklassige Bürotürme in Midtown Manhattan, im Londoner Bankenviertel Canary Wharf sowie in San Franciscos Mission District. Auch Resorts in Französisch-Polynesien und Immobilien in Australien stehen nach Angaben einer Person mit Kenntnis der Angelegenheit auf dem Verkaufszettel.

Dem Unternehmen gehören laut Real Capital Analytics weltweit Gewerbeimmobilien im Wert von etwa 14 Milliarden US-Dollar. Die zum Verkauf stehenden Vermögenswerte machen einen großen Teil des Auslandsportfolios an Immobilien aus. Einige davon hatte die HNA erst im vergangenen Jahr erworben, etwa das City-Center-Hochhaus in Minneapolis oder Grundstücke auf dem Gelände des früheren Flughafens von Hongkong.

Die HNA Group mit Sitz auf der chinesischen Tropeninsel Hainan und einem Vermögen von mehr als 140 Milliarden Dollar hat in den zurückliegenden zwei Jahren mehr als 80 Deals angekündigt und große Anteile an der Deutschen Bank AG, der Hilton-Hotelkette und von zahlreichen weiteren Unternehmen erworben. Kürzlich hat die Gruppe ihre Verbindlichkeiten auf mehr als 100 Milliarden Dollar geschätzt, ungefähr ein Viertel davon wird binnen eines Jahres fällig.

Das enorme Tempo bei den Auslandsübernahmen hatte im Laufe des Jahres die chinesischen Aufsichtsbehörden auf den Plan gerufen. Fragen zu den Eigentumsverhältnissen bei der HNA veranlassten einige Banken dazu, von der Vergabe weiterer Kredite an das Unternehmen oder Beratungsleistungen abzusehen. Ende November kündigte der CEO dann überraschend an, dass das Unternehmen Asset-Verkäufe in den Bereichen in Betracht ziehe, in denen die chinesische Regierung Bedenken angemeldet hat.

Auch das Tempo der Akquisitionen wurde verlangsamt, deren Volumen verkleinert. Investmentbanker führten in jüngster Zeit Gespräche mit Private-Equity-Firmen und anderen Kunden über verschiedene Vermögenswerte, die HNA zum Verkauf anbieten könnte, sagten Leute, die mit der Materie vertraut sind. HNA will nach Angaben eines Insiders nun rund 20 Gewerbeimmobilien verkaufen.

DJG/DJN/rio/sha Dow Jones Newswires