EZB/De Guindos: Regulatorische Fortschritte nicht preisgeben

18.11.24 09:54 Uhr

Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Der Vizepräsident der Europäischen Zentralbank (EZB) hat Forderungen nach einer weniger strikten Regulierung von Finanzinstituten eine Absage erteilt. "Jetzt ist nicht der Zeitpunkt, hart erkämpfte regulatorische Fortschritte zurückzunehmen", sagte De Guindos zur Eröffnung der Euro Finance Week in Frankfurt. Risiken und Anfälligkeiten seien weiterhin erhöht und die Wachstumsaussichten schwach, daher müsse die aktuelle Regulierung aufrechterhalten werden.

Die US-Aufsichtsbehörden hatten sich kürzlich entschlossen, die Eigenkapitalrichtlinie Basel 3 in etwas weicherer Form als bis dahin geplant umzusetzen, und außerdem später als zunächst gedacht. "Ein stärkeres und stabileres Finanzsystem mit entwickelten Kapitalmärkten kann in den kommenden Jahren ein wichtiger Wachstumsmotor für Europa sein", sagte der EZB-Vizepräsident.

Im Vorgriff auf die in dieser Woche anstehende Veröffentlichung des aktuellen Finanzstabilitätsberichts der EZB nannte De Guindos jene drei Schwachstellen, die die EZB darin hervorheben wird:

1. Die Anfälligkeit der Finanzmärkte für scharfe Korrekturen. Er verwies auf die rekordniedrigen Risikoprämien bei Aktien und die engen Spreads von Unternehmensanleihen. Beides deute darauf hin, dass Anleger die bestehenden Risiken unterschätzten.

2. Die zunehmenden Risiken aus der öffentlichen Verschuldung. Der aggregierte Schuldenstand der Eurozone im Verhältnis zum BIP sei zwar seit seinem Höhepunkt während der Pandemie deutlich gesunken. Dennoch wiesen vielen Ländern hohe Schuldenstände auf. "Dies ist auf anhaltende Primärdefizite zurückzuführen", merkte De Guindos an.

3. Schwache Wachstumsaussichten erhöhen die Kreditrisiken. "Insgesamt haben Unternehmen und Haushalte die Auswirkungen der vergangenen Zinserhöhungen gemeistert und zeigen sich allgemein widerstandsfähig. Dennoch stellen die hohen - wenn auch sinkenden - Kreditzinsen für einige Kreditnehmer weiterhin eine Herausforderung dar", sagte der EZB-Vizepräsident.

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November 18, 2024 03:55 ET (08:55 GMT)