EZB-Bankenaufsicht

EZB will bei Banken stärker auf Mängelbeseitigung drängen - Säule-2-Eigenkapitalanforderungen angehoben

19.12.23 11:35 Uhr

EZB will bei Banken stärker auf Mängelbeseitigung drängen - Säule-2-Eigenkapitalanforderungen angehoben | finanzen.net

Das Scheitern einiger US-Banken und die staatlich gelenkte Übernahme von Credit Suisse durch UBS zeigen nach Ansicht der Europäischen Zentralbank (EZB) die Notwendigkeit, in der Bankenaufsicht zeitnah und wirksam auf die Abstellung von Mängeln bei den Banken zu dringen.

"Die EZB-Bankenaufsicht wird schrittweise die geeigneten Eskalationsmechanismen und -instrumente anwenden, um sicherzustellen, dass die Banken die in den aufsichtlichen Prioritäten festgestellten Defizite angehen", heißt es im Bericht zum Aufsichtsprozesses (Supervisory Review and Evaluation Process - SREP) für das Jahr 2023.

Laut EZB gilt das insbesondere für den Bereich Governance, in dem einige Banken trotz langjähriger Zusammenarbeit mit den Aufsichtsbehörden erhebliche Mängel nicht angemessen behoben hätten, zum Beispiel in Bezug auf die Funktionsweise und Steuerungskapazitäten der Leitungsorgane oder der Risikodatenaggregation und Berichterstattung (RDAR).

Die Banken sollen außerdem sicherstellen, dass sie zu einem soliden Management von Klima- und Umweltrisiken in der Lage sind. "Sie müssen dies bis spätestens Ende 2024 tun, und die EZB-Bankenaufsicht hat auch Zwischenfristen festgelegt, innerhalb derer die Banken bestimmte Anforderungen erfüllen müssen", heißt es in dem Bericht.

EZB hebt Säule-2-Eigenkapitalanforderungen leicht an

Die Banken des Euroraums müssen im nächsten Jahr nach Aussage der Europäischen Zentralbank (EZB) etwas mehr Eigenkapital zurücklegen als 2023. Wie die EZB zum Abschluss ihres laufenden Aufsichtsprozesses (Supervisory Review and Evaluation Process - SREP) für das Jahr 2023 mitteilte, sind die Banken im Durchschnitt "stark und widerstandsfähig", haben relativ hohe Gewinne gemacht und halten mehr Eigenkapital und Liquidität als erforderlich vor. Allerdings gingen Risiken vom makroökonomischen Ausblick und den strafferen Finanzierungsbedingungen aus. Die EZB verlangt daher für 2024 unter der sogenannten Säule 2 zusätzliches hartes Eigenkapital (CET1) von 1,2 (2023: 1,1) Prozent der risikogewichteten Aktiva.

Über die Säule 2 werden - zusätzlich zu den für alle Banken geltenden Mindestanforderungen der Säule 1 - institutsspezifisch zusätzliche Eigenkapitalanforderungen formuliert. Die gesamten CET1-Anforderungen unter Säule 2 zuzüglich nicht-bindender Anforderungen unter der sogenannten Säule-2-Guidance (P2G) steigen auf 11,1 (10,7) Prozent und die gesamten Eigenkapitalanforderungen auf 15,5 (15,1) Prozent.

Erstmals formuliert die EZB unter Säule 2 Eigenkapitalanforderungen (P2R) und -empfehlungen (P2G) mit Blick auf den ungewichteten Quotienten aus Aktiva und Eigenkapital (Leverage Ratio). Die Zuschläge belaufe sich auf durchschnittlich 10 Basispunkte, die auf die Leverage Ratio von 3 Prozent aufzuschlagen sind. Diese Maßnahmen betreffen sechs (P2R) beziehungsweise sieben (P2G) Institute.

Um die Widerstandsfähigkeit der Banken gegen unmittelbare makrofinanzielle und geopolitische Schocks zu stärken, wird die EZB die Banken auffordern, Mängel in ihren Aktiva- und Passiva-Rahmenregelungen sowie im Kredit- und Gegenparteirisikomanagement zu beheben. Die Banken sollen außerdem Beseitigung von Mängeln bei der internen Unternehmensführung und beim Management von Klima- und Umweltrisiken beschleunigen.

Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)

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