Euro-Börsenfux

Yahoo-Aktie: niedriger Kurs, hohes Potenzial

31.03.10 18:00 Uhr

Do you Yahoo? Vielleicht nicht mehr, um im Internet zu stöbern. Aber als Investmentidee hat die Aktie des Portalbetreibers durchaus ihren Reiz

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von Euro-Redakteur Jörg Lang

Im Technologiesektor regiert das Gorilla-Prinzip. Als größte Affen gelten marktbeherrschende Firmen, die den Konkurrenten durch ihre Präsenz zunehmend das Revier streitig machen. Zur Jahrtausendwende war die Internetfirma Yahoo noch so ein Gorilla. Weil die Kalifornier damals die Nutzerzahlen noch kontinuierlich steigern konnten. Dann machte das damalige Management ein paar entscheidende Fehler. Unter dem Druck der Analysten, endlich Gewinne zu erwirtschaften, versuchte sich das Unternehmen als Serviceprovider und bei Jobbörsen. Die Profitabilität wurde zwar erreicht, aber technologisch konnte Yahoo nicht mehr mithalten. Weil man zu wenig investierte, wurden Trends wie Video (z. B. Youtube) oder neue Suchformen verschlafen; die führende Position ging an Google verloren.

Die Aktienkurse des Unternehmens zeichnen diese Entwicklung deutlich nach. Seit dem Börsengang im Jahr 2004 hat sich die Aktie von Google – in Euro gerechnet – mehr als verfünffacht. Yahoo-Anteilscheine hingegen büßten im gleichen Zeitraum mehr als die Hälfte ein. So gleicht Yahoo heute eher einem kleinen Äffchen als einem stattlichen Gorilla. Aber vielleicht gerade deshalb möchte der Börsenfux die Aktie nicht abschreiben.

Dass in Yahoo mehr steckt als der Kurs ausdrückte, zeigte sich beispielsweise vor gut zwei Jahren. Damals legte Microsoft ein feindliches Übernahmeangebot in Höhe von umgerechnet 21 Euro pro Aktie vor. Das Yahoo-Management und die Gründer lehnten die Offerte als zu niedrig ab. Heute notiert die Aktie bei weniger als zwölf Euro. Ob dieser Kurssturz gerechtfertigt ist, wird die Zukunft zeigen. Das Rückschlagpotenzial ist auf dem aktuellen Niveau zumindest begrenzt.

Und verschiedene Auslöser könnten dem Aktienkurs Beine machen. Zum einen schlummern in der Bilanz Perlen wie die Anteile an Yahoo Japan und Alibaba.com. Der Wert der beiden börsennotierten Beteiligungen beträgt rund sechs Euro pro Yahoo-Aktie.

Zum anderen gehören Yahoo noch je 40 Prozent an den nicht notierten chinesischen Internetfirmen Taobao und Alipay. Taobao ist einer der führenden E-Commerce-Anbieter im Reich der Mitte, Alipay ist Marktführer für Zahlungsabwicklung im Internet. Das Transaktionsvolumen ist in etwa vergleichbar mit dem der Ebay-Tochter Paypal. Börsenprofi Oscar Schafer von der US-Investmentfirma O.S.S. Capital Management schätzt den Wert dieser beiden schnell wachsenden Firmen auf gut drei Euro pro Yahoo-Aktie. Bei einem Börsengang würden sie wahrscheinlich sogar noch viel mehr einbringen.

Zusammen mit den Barguthaben addiert sich das nicht betriebsnotwendige Vermögen, je nach Bewertung, auf über zehn Euro pro Aktie. Damit erhält der Anleger im Moment das alte Yahoo-Geschäft für einen guten Euro. Wahrscheinlich ist das extrem günstig. Yahoo hat heute rund 600 Millionen Nutzer. Bei den Spezialportalen wie etwa Finanzen, Sport oder Unterhaltung liegen die Marktanteile bei jeweils 40 Prozent.

Gleichzeitig gerät Google wegen seiner marktbeherrschenden Stellung zunehmend unter Druck. Die Werbewirtschaft sucht nach Alternativen für die Platzierung von Inseraten im Internet. Um dort besser punkten zu können, wird Yahoo die Microsoft-Suchmaschine Bing auf ihre Seiten adaptieren. Damit wächst die Reichweite, das Werbevolumen und der Ertrag. Das Gorilla-Prinzip eben.

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