Volkswagen: Radikaler Neustart
Der Autobauer stellt sich mit dem Führungswechsel neu auf. Die Lkw-Sparte könnte nach dem Börsengang in den DAX aufsteigen.
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von Wolfgang Ehrensberger, €uro am Sonntag
Mit einem groß angelegten Umbau seiner Führungsspitze und einer fokussierten Konzernstruktur will der durch den Dieselskandal erschütterte Volkswagen-Konzern wieder in den Angriffsmodus zurückkehren.
"Volkswagen soll bei Ertragsstärke, Innovationskraft und Nachhaltigkeit eine führende Position erreichen", sagt der neue Vorstandschef Herbert Diess am gestrigen Freitag. Diess war zuvor zum Nachfolger von Matthias Müller ernannt und mit einer bislang kaum erreichten Machtfülle ausgestattet worden. So soll er auch direkt für den umsatzstärksten Bereich verantwortlich sein, die Volumenmarken VW, Skoda und Seat. An der Börse kamen die Pläne gut an: Die VW-Aktie war am Freitagvormittag mit 1,2 Prozent Plus größter Gewinner im DAX.
Der größte Umbau in der 80-jährigen Konzerngeschichte sieht außerdem vor, die zwölf Marken in vier Gruppen aufzuteilen: eine Volumengruppe mit VW, Skoda und Seat, eine Premiumgruppe mit Audi und eine "Superpremium"-Gruppe mit der Leitmarke Porsche. Die Nutzfahrzeugsparte Truck & Bus GmbH mit MAN und Scania wird in eine kapitalmarktfähige AG umgewandelt, um sie auf einen Börsengang vorzubereiten. Die Sparte mit VW-Truck-Chef Andreas Renschler an der Spitze und künftigem Unternehmenssitz München gilt als Kandidat für den Leitindex DAX. VW will jedoch die Mehrheit an der Sparte behalten.
Der einflussreiche Konzernbetriebsratschef Bernd Osterloh kann bei der Neuordnung seine Macht ausbauen. Dessen Vertrauter Gunnar Kilian löst Personalvorstand Karlheinz Blessing ab. Auch Einkaufschef Francisco García Sanz verlässt den Konzern. Der als Abschusskandidat gehandelte Audi-Chef Rupert Stadler leitet dagegen künftig die Premium-Gruppe. Durch die neue Struktur werde der Konzern schlanker und schneller und könne Synergien besser nutzen, sagte Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch.
Kritik am Aufsichtsrat
Analysten wie Frank Schwope von der Nord/LB begrüßten die Neuaufstellung. Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer sieht insbesondere die Personalentscheidung an der Unternehmensspitze positiv. "Diess wird seine Sache gut machen. Er wird die neue Ausrichtung des Konzerns vorantreiben und die Nutzfahrzeuge abspalten", sagte Dudenhöffer gegenüber €uro am Sonntag. Mit seiner komplizierten Gesellschafterstruktur bleibe VW aber auch künftig für Anleger unberechenbar. Sie manifestiert sich in einem übermächtigen Betriebsrat, dem Einfluss der Politik in Gestalt des niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil im Kontrollgremium und einer streitbaren Familie mit bisweilen unterschiedlichen Interessen.
Insbesondere das VW-Gesetz, das den Einfluss des Landes sichert, gilt als Anachronismus. "Bei VW hängt die Gesellschafterstruktur schief", sagt Dudenhöffer, der bei der Neuaufstellung vor allem die Verflechtungen zwischen dem Aufsichtsrat und dem operativen Geschäft bemängelt, wie sie sich im neuen Personalvorstand Kilian zeigten, dem Vertrauten des Betriebsratschefs Osterloh.
Der weltgrößte Autokonzern hatte die Neuordnung am vergangenen Dienstag angekündigt, nachdem erste Details durchgesickert waren. Die überstürzte Kommunikation sorgte für großen Ärger im Unternehmen. Finanzvorstand Frank Witter und andere Topmanager tragen sich Medienberichten zufolge mit Abwanderungsgedanken.
Seit zweieinhalb Jahren kämpft der Konzern mit den Folgen des Dieselskandals. Müller kam im September 2015 als Aufräumer an die Vorstandsspitze, ohne sich richtig durchzusetzen. Nun will VW mit einem personellen Neuanfang wieder in die Offensive gehen.
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Bildquellen: ODD ANDERSEN_AFP_Getty Images, GEOFF ROBINS/AFP/Getty Images
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31.10.2024 | Volkswagen (VW) vz Neutral | JP Morgan Chase & Co. |
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