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Telekom wegen US-Tochter unter Beschuss

14.01.17 12:00 Uhr

Telekom wegen US-Tochter unter Beschuss | finanzen.net

T-Mobile US » Der Investor CtW kritisiert aggressive Bilanzierung, Irreführung von Kunden und Rechtsverletzungen. Aufsichtsrat des Mutterkonzerns weist die Vorwürfe zurück.

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von Tim Schäfer, New York

Zwischen der US-Investorengruppe CtW und der Deutschen Telekom tobt eine heftige Auseinandersetzung um das Geschäfts­gebaren der US-Tochter T-Mobile US. Die CtW hat als Vertreterin verschiedener US-Pensionsfonds in einem Brief an den Aufsichtsrat der Deutschen Telekom angebliche Missstände bei der US-Tochter angeprangert und Aufklärung gefordert.
Insbesondere werfen die ­aktivistischen Investoren T-Mobile US fehlerhafte Bilanzierung, Irreführung von Kunden und Rechtsverletzungen beim Umgang mit Mitarbeitern vor.



CtW-Vorstandschef Dieter Waizenegger sagte gegenüber €uro am Sonntag, er sehe dabei auch Telekom-Aufsichtsratschef Ulrich Lehner in der Verantwortung sowie Ulrich Schröder, der als Chef der Bankengruppe KfW ebenfalls dem Telekom-Aufsichtsrat angehört. "Sie sind im Aufsichtsrat. Sie sind diejenigen, die die Agenda bestimmen und im Endeffekt auch verantwortlich sind", sagte Waizenegger. Deshalb habe er sie schriftlich um Aufklärung gebeten.

Brief an den Aufsichtsrat

Dem CtW-Chef zufolge habe Lehner die in dem Brief erhobenen Vorwürfe zur Kenntnis genommen, sie aber nach Prüfung als nicht stichhaltig eingestuft und zurückgewiesen. "Damit war die Sache für ihn erledigt", sagte Waizenegger und kündigte an, weitere große Anteilseigner der Deutschen Telekom zu mobilisieren, unter anderem den Bund. Weder von der Telekom noch von der KfW gab es dazu auf Anfrage einen Kommentar. Der US-Investor CtW arbeitet mit gewerkschaftsnahen Pensionsfonds zusammen, die 250 Millionen Dollar investiert haben. An T-Mobile US halten die Investoren 600 000 Aktien oder 0,1 Prozent des Kapitals. An der Deutschen Telekom halten sie weitere 500 000 Aktien.

Beschwerde bei der SEC

CtW hatte in der Angelegenheit bereits im November bei der US-Wertpapieraufsicht SEC eine formelle Beschwerde eingereicht und die Behörde aufgefordert, die Bilanzierungspraxis zu überprüfen. Demnach sollen bei T-Mobile US in der Zeit vom vierten Quartal 2014 bis zum vierten Quartal 2015 die Gewinne um 122 Millionen Dollar zu hoch ausgewiesen worden sein. Außerdem bemängelte CtW, dass das Unternehmen Kennziffern veröffentlicht habe, die nicht auf den US-Rechnungslegungsvorschriften basierten.

Waizenegger kritisierte auch die hohe Vergütung von T-Mobile-US-Chef John Legere. Dieser verdiene nicht nur mehr als der Chef des Mutterkonzerns, Timotheus Höttges. Seine Vergütung sei lange Zeit nur darauf aus­gelegt gewesen, kurzfristiges Wachstum zu belohnen. Der deutschstämmige Wai­zen­­egger hatte sich bereits bei einem Skandal mit Kreditderi­vaten der US-Investmentbank JP Morgan und hohen Vorstandsvergütungen bei der US- Schnellrestaurantkette Chipotle mit Forderungen durchgesetzt. Beim Elektroauto-Pionier Tesla hat Waizenegger zuletzt Veränderungen in der Führungsstruktur gefordert, da das Unternehmen noch immer wie ein Start-up geführt werde, aber längst ein komplexer Milliardenkonzern sei.


T-Mobile US hatte jüngst für das vergangene Jahr einen deutlichen Kundenzuwachs vermeldet und höhere Gewinne in Aussicht gestellt. Die Aktie der Telekom-Tochter konnte binnen Jahresfrist um 47 Prozent zulegen. "Der Aktienkurs von T-Mobile US hat sich wunderbar entwickelt", sagt Waizen­egger. "Das sollte aber nicht der Grund sein, ein Auge zuzudrücken. Sondern vielmehr ein Grund, aufmerksam zu sein."

Lesen Sie auch das Interview in der heute erschienen Ausgabe von Euro am Sonntag Nr. 02/2017 auf Seite 15: "Schneepflug auf Abwegen"!

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Bildquellen: Jonathan Weiss / Shutterstock.com, Northfoto / Shutterstock.com

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