Autobranche: 2020 wird die Talsohle durchschritten
Trotz rückläufigen Absatzes sieht Autoexperte Dudenhöffer eine Trendwende im zweiten Halbjahr. Chinas Markt fängt sich, und deutsche Hersteller würden unterschätzt.
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von W. Ehrensberger
und I. Walter, Euro am Sonntag
Der weltweite Automarkt musste 2019 den stärksten Rückgang seit 20 Jahren verkraften: Nach Hochrechnungen des CAR Centers an der Universität Duisburg-Essen gingen die Verkäufe im vergangenen Jahr um fünf Prozent auf 78,8 Millionen Fahrzeuge zurück. Das hat auch Auswirkungen auf die Produktion hierzulande: In Deutschland wurden laut Hochrechnung 2019 nur noch 4,67 (Vorjahr: 5,12) Millionen Fahrzeuge hergestellt - ein 22-Jahres-Tief. Lag 1997 der Anteil Deutschlands an der Weltmarktproduktion noch bei zehn Prozent, sank die Quote 2019 auf
5,9 Prozent.
Ursachen dafür sind nicht nur die weltweite Konjunkturschwäche und der Zollkrieg zwischen den USA und China, sondern auch der Übergang zur Elektromobilität und der daraus resultierende Transformationsdruck. "Es geht nicht um eine Wirtschaftskrise, wo sich die Märkte rasch wieder nach oben drehen", formulierte es Daimler-Chef Ola Källenius in der "Bild am Sonntag". "Wir verändern gerade grundlegend die Automobilbranche, somit verändern wir auch dieses Unternehmen. Ein ,Weiter so‘ wird es nicht geben", erklärte er. Allein Daimler hat bis 2022 Einsparungen von 1,4 Milliarden Euro an Personalkosten angekündigt.
Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Uni Duisburg- Essen rechnet für 2020 mit einem weiteren leichten Rückgang der Pkw-Nachfrage um ein Prozent auf 78 Millionen Fahrzeuge. "Die positive Botschaft ist, dass wir die Talsohle 2020 erreichen, und ab Mitte des Jahres wieder besseres Wetter aufzieht", sagt er gegenüber €uro am Sonntag.
Das Rennen läuft in China
Während etwa der Autozulieferer Bosch von weltweit stagnierenden Autoproduktionszahlen bis 2025 ausgeht, rechnet Dudenhöffer ab 2020 wieder mit neuem Wachstum in Asien und insbesondere China, sodass der Weltautomarkt bis 2025 um zehn Millionen Neuwagen oder 13 Prozent auf dann 88 Millionen Pkw ansteigen sollte.
In diesem Szenario stünden die Chancen für die deutschen Autobauer nicht so schlecht. "VW kann Weltmarktführer bei E-Autos werden und seine Marktführerschaft ausbauen, während Toyota das E-Auto verschlafen hat und eher hinterherlaufen wird", glaubt Dudenhöffer. "Daimler wird über Zusammenarbeit mit den chinesischen Herstellern Geely und BAIC seine Stärken ausbauen." Bei BMW müsse man sehen, wie es mit dem Joint Venture mit Great Wall weitergeht. "Wichtig ist: In China findet das Rennen statt. Und die deutschen Autobauer sind heute besser positioniert, als es so mancher Analyst sieht."
Dudenhöffer erwartet auch nicht, dass nach dem angekündigten Zusammenschluss von Fiat Chrysler und Peugeot nun die große Fusionswelle unter den Autobauern ausbricht. "Es ist zwar richtig, dass die hohen Investitionen in die Elektromobilität Skalenerträge erfordern, und da ist man schnell bei Fusionen", sagt der Autoexperte.
Viele Fusionen seien aber auch gescheitert, und oft könne schon viel über vertiefte Kooperationen erreicht werden, also bei VW mit Ford, Daimler mit Geely/BAIC und BMW mit Great Wall. "Skalenerträge sind das eine. Aber oft sind Flexibilität, Innovationskraft und emotionale Produkte wichtiger."
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