Invesco-Chef: "Es gibt keinen Königsweg"
Marty Flanagan: Die Frage zum Ausgang der US-Präsidentschaftswahlen will der Chef der Vermögensverwaltungs-Gesellschaft Invesco lieber nicht beantworten.
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von Frank-B. Werner, Euro am Sonntag
Es ist keine Skyline wie in New York. Gleichwohl sieht Marty Flanagan, wenn er seinem Gast die Aussicht seines Büros in 1555 Peachtree Street gen Süden präsentiert, auf ein paar verspiegelte Hochhausfassaden in Midtown Atlanta. Dahinter sind allerdings anders als in New York keine Banken, Broker und Hedgefonds untergebracht, sondern die Headquarter von mehr Unternehmen aus der Fortune-500-Liste als in jeder anderen amerikanischen Metropole. Coca-Cola, Delta Air Lines, CNN sind nur die prominentesten Unternehmen, die sich in der Hauptstadt des Südstaats Georgia niedergelassen haben.
Der Chef von Invesco, mit einem verwalteten Vermögen von knapp 800 Milliarden Dollar einer der größten unabhängigen Vermögensverwalter der Welt, ist stolz auf diesen für einen Finanzdienstleister ungewöhnlichen Standort: "Wir sind hier mitten im realen Business. Und das ist wahrscheinlich ein echter Vorteil. Ich habe nie an der Wall Street gearbeitet, ich habe sie nie vermisst und ich glaube, auch unsere Leute vermissen sie nicht."
Atlanta, Austragungsort der Olympischen Spiele von 1996, sei ein hervorragender Platz zum Arbeiten und Leben, eine multikulturelle, familienfreundliche Stadt mit überragenden Bildungseinrichtungen, einer pulsierenden Kulturszene sowie tollen Parks und Sportmöglichkeiten. Und die Stadt biete den Invesco-Fondsmanagern mit dem verkehrsreichsten Flughafen der Welt eine erstklassige Anbindung.
Nur nicht an die Wall Street
Das kommt so routiniert, als ob Flanagan bei dem einen oder anderen Mitarbeiter echte Überzeugungsarbeit leisten musste. Bürgermeister Kasim Reed könnte dem Invesco-Boss jedenfalls jederzeit das Büro fürs Standortmarketing anvertrauen. Überzeugender kann man nicht für die 4,5-Millionen-Stadt sprechen. Dem Besucher aus Übersee macht er dann noch die wenigen Sehenswürdigkeiten schmackhaft wie das Geburtshaus von Martin Luther King oder - inmitten der hochmodernen Firmenzentralen - ein kleines Südstaatenhaus mit der typischen weißen Veranda: der Ort, an dem Margaret Mitchell "Vom Winde verweht" schrieb.In der Invesco-Kommandozentrale hat man allerdings wenig Zeit, sich mit den Überbleibseln der Vergangenheit zu beschäftigen. Die Asset-Management-Industrie ist im Umbruch, der Druck der Regulatoren wächst, das Publikum ist aufgrund der Niedrigzinspolitik der Zentralbanken mit den traditionellen Produkten unglücklich. Marty Flanagan geht die paar Schritte von der Fensterfront zur Sitzecke, gießt Mineralwasser in die bereitgestellten Gläser und bittet, mit ihm Platz zu nehmen: "Was wollen Sie wissen?"
€uro am Sonntag: Sie sind seit 1983 im Asset-Management-Geschäft, was sind die größten Veränderungen der vergangenen 30 Jahre?
Marty Flanagan: Wir haben es mit höherer Transparenz und demzufolge härterem Wettbewerb, höherer Komplexität, wesentlich strengerer Regulation und höheren Eintrittsbarrieren zu tun. Manches davon macht uns das Leben schwerer, manches erleichtert unser Geschäft, manches verteuert es. Aber grundsätzlich ist das Industrieverständnis noch das gleiche wie 1983.
Wie sieht das denn genau aus?
Wir sind ein Treuhänder. Nicht mehr und nicht weniger. Für uns stehen die Interessen unserer Kunden an erster Stelle.
Da sind dem Publikum mit der Erfahrung der Märkte im Zuge der Finanzkrise 2008 aber große Zweifel gekommen ...
... was die Branche sich selbst eingebrockt hat, weil die Selbstregulierung nicht effektiv genug war. Es ist deshalb wichtig, dass die Interessen des Kunden absoluten Vorrang genießen. Ich bin stolz auf die Kultur, die wir bei Invesco in den vergangenen elf Jahren auf- und ausgebaut haben. Es gibt nur eine Berechtigung für unsere Existenz als Firma: Wir sind da, um den Leuten zu helfen, mehr aus ihrem Leben zu machen, indem wir mehr aus ihrem Geld machen: purer Fokus aufs Anlegen.
Das klingt dann doch ein bisschen zu einfach. Fokussieren allein bringt beim Anlegen noch nicht den Erfolg ...
... womit Sie recht haben, und deshalb bin ich so froh, dass wir die Qualität unserer Arbeit von Externen bestätigt bekommen. Bei einer vor Kurzem von Morningstar durchgeführten Untersuchung, die 156 deutsche und große internationale Fondsgesellschaften miteinander verglich, waren wir unter den Top 8. Dabei wurde der Anteil des Vermögens gemessen, der in Fonds mit einer guten Wertentwicklung angelegt war.
Gut, woran erkenne ich nun diese Fokussierung im Unternehmen?
Nun, das sind im Wesentlichen drei Dinge: Erstens betreiben wir keine anderen geschäftlichen Aktivitäten, die wir in irgendeiner Weise unterstützen müssten oder mit denen es intern zu einem Konflikt kommen könnte. Zweitens haben wir keinen globalen Chief Investment Officer, also keinen Anlagechef, sondern lassen eine Vielfalt der Gedanken zu, weil wir nicht glauben, dass es die eine richtige Lösung gibt. Und drittens versuchen wir in unseren internen Prozessen und im Kundenservice sowohl unsere eigenen Ziele als auch die Erwartungen, die von außen an uns gerichtet sind, überzuerfüllen.
Besteht da nicht die Gefahr, dass Sie sich verzetteln?
Nein, Wettbewerber von uns würden vielleicht versuchen, den gesamten Sachverstand in Atlanta zu versammeln. Wir machen das absichtlich nicht und sind bislang sehr erfolgreich damit gefahren - nehmen Sie nur Ihr Land, Deutschland, als Beispiel, wo die Gruppe Invesco Quantitative Strategies um Bernhard Langer rund 35 Milliarden Dollar managt oder das Münchner Immobilienteam. Wir sind einer der ganz wenigen globalen Asset Manager, der Produkte "made in Germany" anbieten kann. Warum sollten wir diesen Vorteil aufgeben, wenn wir sowieso der Ansicht sind, dass es keinen Königsweg gibt.
ETFs erfreuen sich immer größerer Beliebtheit bei den Anlegern. Wie gehen Sie mit dieser Herausforderung um? Ist diese Entwicklung für Invesco eine Bedrohung?
Sie spielen auf die Auseinandersetzung "aktives versus passives Investieren" an. Wir glauben nicht, dass das eine besser ist als das andere. Wie gesagt, es gibt nicht den Königsweg, und für jeden Anleger wird die optimale Lösung anders aussehen. Im Übrigen sind regelgebundene Ansätze für uns ein alter Hut. Im Team von Bernhard Langer haben wir schon immer faktorbasierte Investmentlösungen angewendet. Vor dem Hintergrund unserer Erfahrungen sind wir allerdings überzeugt, dass regelgebundene Strategien einer einfachen Indexbindung überlegen sind. Entsprechend haben wir unter der Marke Invesco Powershares auch nur Exchange Traded Funds lanciert, die intelligenten Regeln folgen und in der Vergangenheit nachweislich eine Outperformance erzielt haben, also faktorbasierte Investmentstrategien oder Smart-Beta-Produkte.
Eine Strategie kann noch so wohlüberlegt sein, sie nützt einem nichts, wenn der Kunde sie nicht richtig umsetzt. Können Sie die Anleger nicht von Ihren Überlegungen überzeugen?
Das ist in der Tat ein Problem. Zum einen haben die Anleger in jedem Land einen gewissen Home Bias, zum anderen sind die Zeithorizonte von Land zu Land sehr unterschiedlich.
Wie bitte?
Doch, doch. Nehmen Sie zum Beispiel die Europäer und Lateinamerikaner. Die haben im Vergleich zu Nordamerikanern und Asiaten einen viel kürzeren Zeithorizont und verkaufen in der Regel viel zu früh, weil sie schlechte Phasen an den Märkten einfach nicht aushalten können. Grundsätzlich werden die Haltedauern von Investments aber in allen Regionen immer kürzer.
Woran liegt das?
Wir fragen uns das selbst und haben bislang keine befriedigende Erklärung gefunden. Wir versuchen gegenzusteuern, indem wir unsere Kunden immer wieder mit einschlägigem Informationsmaterial daran erinnern, dass erfolgreiches Investieren etwas mit langem Atem zu tun hat.
Wie legt der Privatmann Marty Flanagan sein Geld an?
Nicht anders als wir es unseren Kunden predigen. Unterschiedliche aktive und regelbasierte Produkte unseres Unternehmens mit einem ganz langem Atem.
Schlussfrage: Wer gewinnt die Präsidentschaftswahlen?
Da werden Sie von mir nichts hören. Ich lag in der Vergangenheit bislang immer falsch. Die Industrie sollte sich so aufstellen, dass sie mit jedem auskommt.
Der Treuhänder
Marty Flanagan, geboren 1960, ist seit elf Jahren Vorstandsvorsitzender von Invesco, einer der größten unabhängigen Vermögensverwaltungsgesellschaften der Welt. Flanagan studierte Betriebswirtschaft und schloss die Ausbildung zum Wirtschaftsprüfer und CFA ab. Nach einem kurzen Gastspiel bei Arthur Andersen startete er seine Tätigkeit in der Fondsindustrie - zunächst bei Templeton, ab der Übernahme im Jahr 1992 bis 2005 in unterschiedlichsten Funktionen bei Franklin Templeton. Flanagan lebt mit seiner Familie am Firmensitz in Atlanta.
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Bildquellen: Lara Rossigno/lInvesco Ltd.
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24.10.2024 | Coca-Cola Outperform | RBC Capital Markets | |
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24.07.2024 | Coca-Cola Halten | DZ BANK | |
31.05.2024 | Coca-Cola Hold | Jefferies & Company Inc. | |
07.05.2024 | Coca-Cola Halten | DZ BANK | |
25.04.2023 | Coca-Cola Neutral | Goldman Sachs Group Inc. | |
24.04.2023 | Coca-Cola Neutral | Goldman Sachs Group Inc. |
Datum | Rating | Analyst | |
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16.02.2018 | Coca-Cola Sell | Goldman Sachs Group Inc. | |
10.01.2018 | Coca-Cola Sell | Goldman Sachs Group Inc. | |
17.11.2017 | Coca-Cola Sell | Goldman Sachs Group Inc. | |
16.11.2017 | Coca-Cola Sell | Goldman Sachs Group Inc. | |
26.10.2017 | Coca-Cola Sell | Goldman Sachs Group Inc. |
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