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Buffetts Nachfolge-Kandidat: "Funke ist sofort übergesprungen"

26.09.16 03:00 Uhr

Buffetts Nachfolge-Kandidat: "Funke ist sofort übergesprungen" | finanzen.net

Ted Weschler, der Kronprinz von Warren Buffett, über seine Erfahrung mit dem Investment-Guru, Deals in Deutschland und die erfolgreiche Anlage-Strategie von Berkshire Hathaway.

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von Gisela Baur

Seit über vier Jahren arbeitet Richard "Ted" Weschler bei Berkshire Hathaway. Weschler und Todd Combs sind in der Holding die beiden wichtigsten Investmentmanager hinter dem Chefanlagestrategen Warren Buffett. Beide gelten zudem als Kandidaten für seine Nachfolge.

€uro am Sonntag: Herr Weschler, in Deutschland hat Berkshire 2015 den Motorradzubehörhändler Detlev Louis gekauft. Damit ist Louis das erste ­deutsche Unternehmen, das ganz zum Konzern gehört. Waren Sie denn in den Kauf involviert?
Ted Weschler: Ja, sehr intensiv sogar. Warren war fasziniert von der Möglichkeit einzusteigen. Es war einfach ein ­Unternehmen nach dem Geschmack von Berkshire: Die Firma war zu 100 Prozent im Besitz der Familie Louis, sie bietet einen guten Kapital­ertrag, einen bedeutenden Marktanteil in Deutschland, und auch der Preis war ansprechend. Nach einigen gegenseitigen Besuchen haben wir schnell realisiert, dass es eine gute Transaktion ist, und wir haben sie abgeschlossen.

Jedes Jahr veröffentlicht Warren Buffett eine Liste von Kriterien, die ein Unternehmen erfüllen sollte, das Berkshire übernehmen will. Demnach ist Louis in Sachen Umsatz und Größe eigentlich zu klein für Berkshire.
Ja, Louis ist kleiner als das, was wir offiziell suchen. Aber es ist ein wundervolles Geschäft zu einem Preis, der wirklich sinnvoll war. Und wir wollen gern mehr Geschäfte in Deutschland machen.

Deswegen war Warren Buffett vor acht Jahren ja extra in Deutschland und hat sich Unternehmern als potenzieller Firmenkäufer vorgestellt.
Warren und ich haben darüber gesprochen. Aber es sind zwei Paar Stiefel, ob wir erklären, dass wir etwas in Deutschland kaufen wollen, oder ob wir dies auch tun. Das heißt, in Deutschland etwas abzuschließen, mit örtlichen ­Anwälten zu arbeiten, das notarielle Prozedere zu durchlaufen und am Ende ein zu 100 Prozent deutsches Unternehmen zu besitzen. Es ist eine gute Art zu demonstrieren, dass wir Interesse an dieser Art von Unternehmen haben, die bei Ihnen den Mittelstand ausmachen.

"Kaufe nur, was du verstehst", ist Warren Buffetts Credo, der deshalb niemals einen Techwert angefasst hat. Seit diesem Jahr gehört aber auch ein Aktienpaket von Apple zu Berkshire. Wer von Ihnen hat sein Wissen eingebracht?
Todd hat sich viel mit Kabelunternehmen beschäftigt. Wenn Sie in diesen Sektor investieren wollen, müssen Sie viel über Netzwerke und Endgeräte wissen. Aber auch ich habe über die Jahre immer wieder in Netzunternehmen investiert. Wer von uns Apple gekauft hat, bleibt aber ein Geheimnis. Warren hat nur öffentlich gemacht, dass er es nicht war.

Ist der Apple-Kauf ein Beweis, dass Berkshire jetzt auch das Know-how ­besitzt, Technologieunternehmen zu bewerten, oder ist Apple inzwischen ein Value-Wert geworden?
Ich denke, es ist mehr Letzteres. Apple spielt eine bedeutende Rolle in einer Welt, die mehr einem Abogeschäft gleicht als einem Hardwaregeschäft. Wenn Sie einmal als Konsument im ­Apple-Ökosystem sind, tendieren Sie dazu, weitere Apple-Produkte zu kaufen. Das fällt in den Bereich Value. Es gibt keine Regel, die besagt, dass eine Techaktie kein Value-Wert sein kann. Zudem sind die Cashflows von Apple besser vorhersagbar als die vieler anderer Techfirmen.

Neben Aktienpaketen erwirbt Berk­shire ganze Unternehmen abseits der Börse und hat inzwischen mehr als 120 Töchter mit weltweit 360 000 Mitarbeitern. Die werden mit gerade mal 25 Mitarbeitern in der Hauptnieder­lassung verwaltet, den größten Teil der Firmen beaufsichtigt Buffett höchstpersönlich.
Warren ist ein Meister des effizienten Managements und gibt den Leuten die Freiheit, auch Fehler zu machen. Das ist das, was auch gute Eltern tun. Sie lassen zu, dass ihre Kinder auch mal hinfallen, und ermutigen sie dennoch.

Trotzdem: Muss die Hauptverwaltung von Berkshire nicht deutlich wachsen, spätestens wenn Warren Buffett einmal nicht mehr da ist?
Das würde mich sehr wundern. Momentan ist Warren sowohl der Investor als auch der Chef der Beteiligungsgesellschaften. Irgendwann wird er die Invest­menttätigkeit an Todd, mich und vielleicht noch jemanden abgeben. Auch seine Rolle als CEO wird ein anderer übernehmen. Warren hat selbst gesagt: Jemand Neues wird es ein bisschen anders machen, aber wir wollen nicht, dass dann die Bürokratie einzieht. Es gibt eine natürliche Neigung, neue Ebenen zu schaffen, aber ich wäre sehr überrascht, wenn so etwas bei Berkshire passiert.

Diskutieren Sie Ihre Investmentideen mit Warren Buffett, dem Berkshire-­Hathaway-Vizechef Charlie Munger und ihrem Kollegen Todd Combs?
Nicht sehr oft. Die drei haben hervorragenden Einblick, und ich respektiere ihre Meinung sehr. Aber genau darin besteht das Risiko. Ich investiere ein paar Hundert Stunden in die Erarbeitung einer Wissensbasis über ein Thema. Und ich weiß, dass ich dazu neige, jeden Kommentar von einem der drei überzubewerten. Wenn ich meinen Job richtig mache, habe ich aber die Risiken bereits angemessen berücksichtigt.

Ihre Entscheidungen treffen Sie also ganz einsam an Ihrem Schreibtisch?
Das habe ich mein ganzes Investmentleben lang so gemacht. Ich wusste immer, dass ich mein eigener Advocatus Diaboli sein muss. Jede Idee, die an meinem Schreibtisch funktioniert hat, muss auch dann funktionieren, wenn ich eine lange Strecke laufe. Das Laufen hilft mir. Dann arbeitet mein Gehirn ­anders, es lässt mich mit mir selber argumentieren.

Und Sie schauen sich ausschließlich börsennotierte Unternehmen an?
Mein Portfolio bestücke ich mit börsennotierten Aktien. Das ist der wichtigste Teil meiner Tätigkeit. Daneben halte ich aber auch nach anderen Kaufgelegenheiten für Berkshire Ausschau. Zu Beginn meiner Karriere habe ich ziemlich lang im Private-Equity-Bereich gearbeitet und Firmen gekauft. Bei Berkshire wird immer nach Ideen gesucht, um Geld zu investieren.

Unterscheidet sich Ihr Investment­ansatz von dem Buffetts, Mungers oder Ihres Kollegen Combs?
Es gibt kleine Unterschiede. Ich zum Beispiel besuche kein Unternehmen, bevor ich investiere, weil ich allzu gerne mit dem Management sympathisiere. Todd macht das gelegentlich, Warren eher nicht. Für mich ist das ein Abwehr­mechanismus. Im Prinzip arbeiten wir aber alle gleich: mit dem Value-Ansatz. Gemeinsam ist uns auch die langfristige Perspektive, die nicht nur steuerlich und in puncto Transaktionskosten günstiger kommt, sondern es einem auch ermöglicht, stets mehr über die eigenen Invest­ments zu wissen. Aber tatsächlich fließt in die Bewertung viel Subjektivität mit ein sowie sehr viel persönliches Wissen. Und hier hat jeder ein paar Gebiete, wo er sich besser auskennt als die anderen.

Zurück zu Ihnen: Sie tragen viel Verantwortung. Weshalb hat Buffett Sie Ihrer Meinung nach ausgewählt?
Das ist eine gute Frage, und ich stelle sie mir manchmal selbst. Ich habe lange im Private-Equity-Bereich gearbeitet und vor etwa 15 Jahren eine Investmentpartnerschaft gegründet, die einige Hedgefonds nennen würden. Ich hatte Erfolg und war dabei immer von Warren beeinflusst. Ich habe alles gelesen, was er geschrieben hat. Um es kurz zu machen: Als ich die Gelegenheit hatte, ihn zu treffen, ist der Funke sofort übergesprungen. Wir haben eine Menge gemeinsam. Wir sind beide von der Investmentwelt besessen, wir lesen gern, wir lernen gern, wir analysieren gern Geschäftsmodelle. Und: Wir mögen es, den Markt zu schlagen.

Letztlich haben Sie ja auch zugestimmt, bei Berskhire Hathaway anzufangen. War das im Rückblick richtig?
Ich war wohl ohnehin an einem Punkt, an dem eine Veränderung in meinem Leben gut war. Ich hatte die Investmentpartnerschaft seit einem Dutzend Jahre geführt, und es war an der Zeit, etwas Neues zu unternehmen. Ich bereue es überhaupt nicht. Die vergangenen vier Jahre waren ein Riesenspaß, und meine Lernkurve ist sehr steil geworden.

Was haben Sie von Warren Buffett ­persönlich gelernt?
Vor allem auf menschlicher Ebene habe ich viel gelernt. Es gibt zwar nichts Spezifisches, wovon ich sagen würde, ich mache das heute wegen Warren so oder so. Aber ich hoffe, dass ich ein paar von seinen menschlichen Qualitäten übernehme. Einfach dadurch, dass ich mit ihm zusammen bin und ein Gefühl entwickle, wie er sich in einer Situation verhält. Oder beobachte, wie er mit anderen umgeht. Seine Fähigkeit, es hinzukriegen, dass sich seine Gesprächspartner sofort willkommen, entspannt, sicher und einfach wohl fühlen. Die lockere Art, wie er mit ihnen über Geschäfte redet. Das ist eine sehr eindrucksvolle Eigenschaft.

Kurzvita

Investor und Pendler
Ted Weschler studierte Wirtschaft an der Wharton School of Pennsylvania und arbeitete sechs Jahre in einem Chemiekonzern, bevor er eine Private-Equity-Firma sowie einen Hedgefonds gründete und erfolgreich führte. Der 55-Jährige lebt mit seiner Familie in Virginia. Von dort pendelt er einmal die Woche in die Berkshire-Zen­trale nach Omaha.

Das Unternehmen
Berkshire Hathaway zählt nach Umsatz, Mitarbeitern und Marktkapitalisierung zu den zehn größten Unternehmen der Welt. Firmenchef und Mehrheitsaktionär ist der 85-jährige Warren Buffett. Zu Berkshire gehören heute große Versicherungen wie General Re, milliardenschwere Aktienpakete wie von Coca-Cola, eine große US-Eisenbahngesellschaft, aber auch viele ­Mittelständler und Großkonzerne. Mit mehr als 200 000 US- Dollar ist die A-Aktie von Berkshire heute weltweit die Aktie mit dem höchsten Kurswert.

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Bildquellen: Business Insider Deutschland

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