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Hypoport: Wie Dr. Klein groß wird

25.03.16 03:00 Uhr

Hypoport: Wie Dr. Klein groß wird | finanzen.net

Der Berliner Baugeldvermittler Hypoport profitiert von Niedrigzinsen und Immobilienboom. Die Aktie bietet zudem noch Fintech-Fantasie. Nach starken Zahlen lässt die Gewinndynamik aber erst mal nach.

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von Peer Leugermann, Euro am Sonntag

Es war eine beeindruckende Rally im vergangenen Jahr: Über 650 Prozent zog die Aktie des Baugeldvermittlers Hypoport an. Anfang 2016 stoppte jedoch ein Kurssturz von fast einem Drittel den Höhenflug abrupt. Doch mit den soeben vorgelegten Geschäftszahlen könnte der Wert wieder Fahrt aufnehmen: Um 143 Prozent stieg der operative Gewinn im vergangenen Jahr auf gut 19 Millionen Euro. Schon im Vorjahr hatte sich das Ergebnis vor Zinsen und Steuern beinahe verdoppelt.



Der Berater und Vermittler von Finanzprodukten bietet eine für Börsianer verlockende Mischung: Die Berliner profitieren vom Immobilienboom und haben zudem Fintech-Touch, sprich: Sie sind mit ihren Finanzprodukten auf Internetportale konzentriert. Hypoport findet beste Bedingungen für den Vertrieb vor, schließlich hat die EZB den Leitzins gerade auf null gesenkt. Immokredite dürften noch günstiger werden und nochmals mehr Menschen dürften ihren Traum vom Eigenheim verwirklichen wollen. Laut Immobilienverband IVD flossen 2015 bundesweit knapp 220 Milliarden Euro in den Kauf von Wohn- und Gewerbeobjekten. Das war ein Plus von gut zwölf Prozent und Rekord seit Beginn der Aufzeichnungen 1988.

Entsprechend gut verdiente Hypoport an Vermittlung von Baufinanzierungen. Unter der Marke Dr. Klein vertreibt die SDAX-Firma als unabhängiger Makler Immobilienkredite von über 250 Banken an Endkunden. Darlehen in Höhe von neun Milliarden Euro wurden abgeschlossen, Vermittlingsprovisionen steuerten 7,4 Millionen Euro zum Ebit von Hypoport bei. Weitere 6,6 Millionen Euro stammen aus der Beratung genossenschaftlicher und kommunaler Bauträger.

Zum Boom kommt Fantasie

Doch Hypoport betreibt mit Europace auch einen der größten webbasierten Finanzmarktplätze in Deutschland. Zielgruppe sind Firmenkunden aus dem Finanzbereich. Bereits 2002 ging die Plattform an den Start, inzwischen sind 345 Partner angebunden. Über Europace greifen Banken wie Commerzbank, Postbank oder Santander auf Tausende von Baufinanzierungen angeschlossener Finanzhäuser zu. Ein Postbankberater kann seinem Kunden so ein Darlehen von Santander oder anderen verkaufen, ohne dass der Kreditnehmer die Postbankfiliale verlassen muss.


2015 wurde über das Portal Fremdkapital in einem Volumen von 45,2 Milliarden Euro vermittelt, laut Firmenangaben entspricht das einem Marktanteil von rund 15 Prozent in Deutschland. An jedem über Europace getätigten Kreditabschluss verdient Hypoport und erhält 0,01 Prozent der Darlehenssumme als Vergütung. Im langfristigen Schnitt macht das rund 130 Euro je Vertrag, zuletzt kam Europace auf 35.000 Transaktionen pro Monat. Weil die Kreditsummen steigen, brachte das 2015 gut 44 Millionen Euro Umsatz.

Kosten gut im Griff

"Die Kosten für jeden über den Europace-Marktplatz neu vermittelten Kredit gehen gegen null," erklärt Ronald ­Slabke. Dem Chef von Hypoport zufolge läuft die Maschinerie gerade erst an, langfristig hält der Manager einen Marktanteil von 50 Prozent für machbar. Dabei setzt Slabke besonders auf das Potenzial von Sparkassen und Genossenschaftsbanken. Diese wurden erst vor einigen Jahren als Partner gewonnen. Noch arbeiten längst nicht alle Filialen mit der Hypoport-Plattform. Allein der fortlaufende Umstellungsprozess "sichert unser Kreditwachstum in den Jahren 2016 und 2017", sagt Slabke.

Bei diesen Aussichten gibt sich der Chef beim Blick auf die hohe Bewertung der Hypoport-Aktie selbstbewusst: "Mit dem jetzigen Kurs-Gewinn-Verhältnis empfinde ich uns, im Vergleich zu anderen Wachstumsunternehmen, als unterbewertet." Zwar steigerte die Firma in den vergangenen 15 Jahren Umsatz und Gewinn im Schnitt pro Jahr um 20 Prozent, doch für 2016 erwartet Hypoport nur einen leicht zweistellig steigenden Umsatz und Gewinn. Der Grund: Im Privatkundengeschäft wird wegen der hohen Nachfrage Personal aufgebaut. Um Slabkes Einschätzung zu teilen, sollten Investoren also einen längeren Anlagehorizont mitbringen. Denn das Tempo der Rally könnte trotz Immoboom und Fintech-Fantasie abnehmen.


Investor-Info

Hypoport
Hype mit Fundament

2015 war laut Vorstand ein Ausnahmejahr: Der Immobilienboom schob das Geschäft an, letzte Anlaufverluste fielen weg. Jetzt wird in Wachstum investiert. Das kostet. Sorgen um das gedrosselte Wachstum und eine hohe ­Bewertung sorgten für eine kräftige Abkühlung. Das geschätzte Gewinnplus für 2016 liegt laut Unternehmen bei etwa zehn Prozent, der Wert wird nur von zwei Banken analysiert, deren Schätzungen liegen höher. Niedrige Marktkapitalisierung. Riskant.

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Bildquellen: Dr. Klein, Hypoport AG

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