Hier stimmt was nicht: Tencent versus Spotify - Sache mit dem Schmetterling

von Jörg Lang, Euro am Sonntag

Gerade wurde die Tochter des Internetriesen Tencent an die Börse gebracht. Der Börsenneuling bietet wie die hier besser bekannte schwedische Firma Spotify Streamingdienste an. Die Kunden schließen Abonnements ab und können Musik herunterladen oder über Playlisten anhören.

Auch nach dem Börsengang wird das Unternehmen von Tencent mehrheitlich kontrolliert. Werden nun alle ausgegebenen Aktien zur Bewertung herangezogen, bringt es Tencent auf einen Marktwert von rund 17 Milliarden Euro. Weil die Streamingangebote immer mehr an Bedeutung gewinnen, könnte die Aktie positiv besprochen werden, wenn da nicht das Kleingedruckte wäre.

An der Börse handelbar sind sogenannte ADRs auf A-Aktien. Und da wird es wie bei vielen anderen chinesischen Firmen kompliziert. Die Zeichner der ADRs haben nur ein Fünfzehntel der Stimmrechte der B-Aktien. Und noch schlimmer. Sie haben keinen Zugriff auf das operative Geschäft. Die Gesellschaft, an der sie beteiligt sind, sitzt auf den Cayman Islands. Die dortige Firma hält Beteiligungen an zwei Zwischengesellschaften mit Sitz in Hongkong. Die wiederum halten Beteiligungen an vier Firmen auf dem Festland, die auch nur Holdingfunktionen ausüben.

Und nun wird es kompliziert. Diese vier Firmen haben Verträge über Nutzung und Gewinnabführung mit vier weiteren Firmen. Zu denen gibt es aber keine gesellschaftsrechtliche Verbindung. Eine Stufe tiefer liegt die operative Einheit. Weil es Verträge über die Gewinnverwendung gibt, darf oben konsolidiert werden. Die Aktionäre sind aber nicht Eigentümer des Streaminggeschäfts in China. Heißt: Sollte es zu Auseinandersetzungen kommen, ist nichts einklagbar. Und schon eine kleine Gesetzesänderung in China kann zum Totalverlust auf den Cayman Islands führen.

Unser Kolumnist Jörg Lang beschäftigt sich seit 1988 mit dem Thema Aktien.