Hewlett Packard: Legende kauft Legende
Die jüngste Attacke von Bitcoin-Verfechter Peter Thiel wird Warren Buffett kaum beeindruckt haben. Für mehr Wirbel sorgt sein Einstieg beim legendären Drucker- und Computerhersteller.
Werte in diesem Artikel
von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag
Freunde werden US-Investorenlegende Warren Buffett (91) und Peter Thiel (55), einer von Amerikas außergewöhnlich erfolgreichen Tech-Investoren und leidenschaftlicher Kämpfer für Kryptowährungen, wohl nicht mehr. Jüngst auf der Bitcon-2022-Konferenz in Miami griff Thiel nicht nur Buffett, sondern auch JP-Morgan-Chef Jamie Dimon und Blackrock-Chef Larry Fink als "Feinde" der Kryptowährungen scharf an. Deren "Altmännerherrschaft" würde die USA blockieren und sich der "revolutionären Jugend" entgegenstellen. Wenn diese drei nicht in Bitcoin investierten, sei das eine zutiefst politische Entscheidung. Das müsse man ändern, wetterte Thiel in Florida.
Buffett, der Kryptowährungen im Jahr 2018 als "Rattengift im Quadrat" bezeichnet hatte, dürfte seine Meinung zu Bitcoin und Co nicht geändert haben. Das "Orakel von Omaha" und Thiel bewerten Investmentchancen im Technologiesektor recht unterschiedlich. Thiel setzt bei Technologiefirmen auf ihr Potenzial für revolutionäre Veränderungen. Buffett legt als Value-Investor Geld nur in Unternehmen an, die aus seiner Sicht unterbewertet sind.
Value-Wert Hewlett Packard
So wird aus Buffetts Sicht die Firma, die William Hewlett und David Packard 1939 in einer Garage in Palo Alto im Silicon Valley gegründet haben, derzeit an den Börse unter Wert gehandelt. Hewlett Packard, heute HP Inc., ist mit knapp 64 Milliarden Dollar Umsatz und 51.000 Mitarbeitern ein Urgestein in Amerikas Technologiesektor und mit seinen Druckern und Computern weltweit bekannt. Buffetts Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway erwarb jüngst 121 Millionen HP-Aktien im Wert von 4,2 Milliarden Dollar. Als Buffetts Anteil von elf Prozent bekannt wurde, legten HP-Aktien deutlich zu. Das Vertrauen der Anleger in den Instinkt der Investorenlegende ist riesig.
Mindestens elf Millionen Papiere, rund neun Prozent des Pakets, soll Berkshire erst nach HPs jüngstem Deal erworben haben. Im März hatte der Konzern für Poly, einen US-Hersteller von Zubehör für Videokonferenzen, 1,7 Milliarden Dollar bezahlt.
Buffetts Team bevorzuge Hardware, sagen Börsianer und begründen dies mit Berkshires bisherigen Tech-Investments: IBM und Oracle, beide mit Fokus auf Software, waren keine Erfolge. Der Wert der Beteiligung an Apple mit seinem starken Hardwaregeschäft hat sich seit 2016 dagegen verfünffacht.
Dass HP in Buffetts Portfolio Ähnliches liefert, erwarten vermutlich die wenigsten. Poly und weitere Hardwareanbieter auf HPs Einkaufsliste sollen die Basis für Wachstum jedoch breiter machen. So will der Konzern den Trend zu mehr Homeoffice nach der Pandemie nutzen. Zwei Drittel des Umsatzes liefern allerdings Computer - und für diese Branche erwarten Analysten ein schwächeres jährliches Umsatzwachstum im niedrig einstelligen Bereich. Bei Druckerzubehör wie Tinte prognostizieren die Experten sogar einen Rückgang.
Dank der hohen Aktienrückkäufe - wohl auch ein Argument für Buffets Einstieg - sollte HPs Gewinnzuwachs pro Aktie jedoch höher sein als das Umsatzwachstum. Das dürfte den Kurs weiter anschieben, genauso wie die mit einem KGV von unter zehn günstige Bewertung der Aktien.
Robust: Die günstige Bewertung
und der Cashflow für Dividenden
und Aktienrückkäufe machen HP
bei Value-Investoren begehrt.
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