Energie-Titel: Warum RWE die bessere Wahl ist
Gerüchte um eine Übernahme der RWE-Tochter Innogy durch den französischen Konkurrenten Engie haben die Aktie des Versorgers beflügelt. RWE bestreitet solche Pläne - doch wird "alles" geprüft.
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von Birgit Haas, Euro am Sonntag
Seit der Versorger RWE seine Ökostrom-Tochter Innogy im Oktober an die Börse gebracht hat, war die Nachfrage nach der Aktie verhalten. Das hat sich vergangene Woche schlagartig geändert: Spekulationen über einen Verkauf Innogys wurden laut. Der französische Energiekonzern Engie soll bereits mit Beratern über eine Übernahme sprechen, berichtete zunächst die Nachrichtenagentur Bloomberg. Die Nachricht befeuerte sowohl die Übernahmefantasien als auch die Kauflust der Aktionäre. Der Kurs sprang um rund acht Prozent auf knapp 15 Euro. In der Folge stieg auch die Aktie des Großaktionärs RWE um mehr als acht Prozent.
Seitdem rätseln Börsianer, welche Strategie die Essener einschlagen. "Aus unserer Sicht ist ein Komplettverkauf nicht ausgeschlossen", sagt Erkan Aycicek, Analyst der Landesbank Baden-Württemberg. Die US-Bank Goldman Sachs sieht gar eine Übernahmewelle auf die Versorgerbranche zurollen. Sollte Engie nicht zuschlagen, sei auch der italienische Konkurrent Enel ein möglicher Angreifer. RWE hingegen bestreitet, die Tochter zu 100 Prozent verkaufen zu wollen. "Von der Beteiligung erwarten wir uns eine hohe und stabile Dividende", steht im Geschäftsbericht. 77 Prozent der Anteile hält RWE noch. Erst vor rund einem Jahr haben die Essener das Zukunftsgeschäft in Innogy ausgelagert: das Ökostrom-Geschäft, den Betrieb von Strom und Gasnetzen sowie den Vertrieb.
Während RWE die Dividende zum zweiten Mal gestrichen hat und erst im kommenden Jahr wieder ausschütten will, zahlt Innogy 1,60 Euro Gewinnbeteiligung pro Aktie. Größter Profiteur ist RWE: Die Überweisung beträgt 683 Millionen Euro.
Konzern in Geldnot
Das Geld ist höchst willkommen. RWE plagt sich mit seinen Kohle- und Gaskraftwerken sowie dem Atomausstieg. "Die Neuregelung der kerntechnischen Entsorgung ist sinnvoll, bedeutet aber für RWE eine gewaltige finanzielle Kraftanstrengung", sagt Finanzvorstand Markus Krebber. Der Verlust im Geschäftsjahr 2016 belief sich auf 5,7 Milliarden Euro, auf die Kohle- und Gaskraftwerke musste der Essener Konzern 4,3 Milliarden Euro abschreiben.
RWE braucht jeden Euro, selbst wenn die Lage nicht so verzweifelt ist wie beim Konkurrenten Eon: Die Eigenkapitalquote von RWE liegt bei 10,5 Prozent, die von Eon bei lediglich zwei Prozent. Immerhin weist RWE noch über 4,5 Milliarden Euro überschüssiger Mittel aus, während diese Größe bei Eon negativ ist.
Auch wenn RWE bei der Bewältigung der Spätfolgen der deutschen Energiewende dem Konkurrenten Eon voraus ist: Auch RWE braucht jeden Cent. Atommeiler müssen abgerissen werden und im Sommer muss RWE 6,8 Milliarden Euro in den Atomfonds einzahlen, aus dem die Bundesregierung die Zwischen- und Endlagerung des Atommülls bestreiten will. Die Preise für Strom sind am Boden.
Innogy ist in solch klammen Zeiten eine sprudelnde Ertragsquelle, ein vollständiger Verkauf wohl eher unwahrscheinlich. Denkbar ist allerdings der Verkauf weiterer Anteile. Laut Aufsichtsratsbeschluss muss RWE auch künftig jedoch mindestens 51 Prozent halten. Rund 26 Prozent könnten also noch veräußert werden. Das lockt Engie nach eigenen Angaben zwar nicht. Aber andere könnten die Fühler ausstrecken. "Wir prüfen alle Optionen. Und alle heißt alle", sagt RWE-Vorstandschef Rolf Martin Schmitz. 2017 will RWE schließlich auch wieder Dividenden ausschütten.
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Bildquellen: RWE, innogy
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