BASF: Die Gerüchte blühen wieder auf

von Sven Parplies, Euro am Sonntag

Warum eigentlich die Aufregung? "Es gibt immer diese Erwartung, es müsse etwas Großes und Bedeutsames passieren", blockte BASF-Chef Kurt Bock auf der Bilanzpressekonferenz Anfang des Jahres neugierige Fragen zu den Zukunftsplänen des Konzerns ab. Vielleicht passiert jetzt ja doch etwas Spektakuläres.

Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, hat der US-Konzern Monsanto Kontakt zu BASF aufgenommen und Interesse an der Pflanzenschutzsparte der Ludwigshafener angemeldet. Durch diesen Deal könnte sich Monsanto vor der Attacke des Bayer-Konzerns retten, der Monsanto komplett übernehmen wollte.

Schon jetzt kooperieren BASF und Monsanto bei der Entwicklung biotechnologisch veränderter Nutzpflanzen. Das Analysehaus Kepler sieht Monsanto und das BASF-Agrargeschäft als logische Kombination, da es zwischen beiden kaum Überschneidungen gibt und sie gemeinsam den Kunden eine breitere Palette bieten könnten. Die Agrarsparte von BASF (Agricultural Solutions) ist die kleinste Einheit, allerdings eine überdurchschnittlich profitable. Im vergangenen Jahr steuerte sie acht Prozent zum Gesamtumsatz und 11,5 Prozent zum Ebitda-Gewinn von BASF bei. Die DZ Bank taxiert den Wert auf 17 Milliarden Euro - ohne eine mögliche Übernahmeprämie.

Schwierige Finanzierung

Laut Bloomberg sind die Gespräche zwischen BASF und Monsanto in einem frühen Stadium, eine Einigung ist keineswegs sicher. Ein Knackpunkt dürfte die Finanzierung sein. Monsanto bietet dem Vernehmen nach eigene Aktien. Das dürfte für BASF eine unattraktive Währung sein, da der Kurswert durch das Übernahmegebot von Bayer aufgebläht ist. Zudem würde es für BASF schwer, die ­Aktien zu Geld zu machen. Die Wahrscheinlichkeit sei gering, dass BASF eine Sparte mit hoher Marge gegen eine Minderheits­beteiligung an Monsanto tauscht, urteilt die Commerzbank.

Gut möglich also, dass Monsanto einfach nur den Druck auf Bayer erhöhen will, um den Preis nach oben zu treiben. Die Leverkusener reagierten bereits, stockten ihr Gebot von 122 auf 125 Dollar je Aktie auf. Man habe die feste Absicht, die Transaktion abzuschließen, heißt es bei Bayer. Analysten gehen aber davon aus, dass die Leverkusener 130 bis 140 Dollar bieten müssen. BASF ist dabei in einer angenehmen Lage: Der Konzern muss seine Agrarsparte nicht verkaufen, würde aber bei einem extremen Angebot sicherlich nachdenken.
Die BASF-Aktie gehörte am Donnerstag mit einem Plus von über drei Prozent zur Spitzengruppe des DAX. Auch das nimmt Druck von Konzernchef Bock. BASF kämpft gegen die widrige Wirtschaftslage. Im ersten Quartal war das bereinigte Betriebsergebnis um acht Prozent gesunken. Die Zahlen zum zweiten Quartal gibt es am 27. Juli. Dann muss Bock gewiss wieder Fragen nach großen Dingen beantworten.