Euro am Sonntag deckt auf

Hier stimmt was nicht! Unilever - Was doch alles möglich ist

08.03.17 03:00 Uhr

Hier stimmt was nicht! Unilever - Was doch alles möglich ist | finanzen.net

Das Angebot von Kraft Heinz für die viel größere Unilever hielt nur zwei Tage. Die Niederländer wollten nicht mitmachen - die Offerte wurde zurückgezogen.

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von Jörg Lang, Euro am Sonntag

Weil die Niederländer nicht mitmachen wollten, musste der US-Nahrungsmittelhersteller die 134 Milliarden Euro schwere Offerte zurückziehen. Gleichwohl sollten sich viele Manager mit diesem Deal beschäftigen. Es zeigt nämlich, dass selbst gut geführte Firmen ihr Potenzial nicht heben. Bemerkenswert: Das Gebot beinhaltete einen Baranteil von 80 Milliarden Euro. Es besteht kein Zweifel, dass die Initiatoren hinter Kraft Heinz, die Beteiligungsfirmen 3G Capital und Berkshire Hathaway, annehmen, dass sie den Betrag über den Cashflow von Unilever tilgen und dabei selbst noch verdienen können. Nun muss man Paul Polman, Vorstandschef von Unilever, fragen: Wieso ist das möglich? Die Antwort kennt er genau.



Wenig verwunderlich, dass der Konzern schon Anfang April ein Programm für mehr Rendite vorlegen will. Wie weit das gehen kann? Rein theoretisch könnte Polman die Barkomponente selbst stemmen: 80 Milliarden Euro aufnehmen und an die Aktionäre zurückgeben. Das sind rund 60 Prozent des Börsenwerts.

Das klingt zu verwegen? Nicht beim aktuellen Zinsniveau. Unilever finanziert sich bei zehnjähriger Laufzeit mit weniger als 1,2 Prozent. Die Zinskosten für 80 Milliarden betragen also nicht einmal eine Milliarde Euro pro Jahr. Der operative freie Cashflow von rund fünf Milliarden Euro reicht hierfür leicht aus. Die vier Milliarden Euro Differenz können zu Tilgung eingesetzt werden.


Dieses Muster gilt nicht nur für Unilever. Es funktioniert bei vielen Firmen, die verlässliche Ergebnisse erzielen und deren Freie-Cashflow-Renditen höher sind als die Kosten für Fremdkapital. Wer den Gedanken weiterspinnt, könnte auf die Idee kommen, dass der gescheiterte Deal ein Signal für den letzten großen Aufwärtstrend an den Börsen einläutet. Denn wenn Manager und Investoren die Differenz zwischen operativen Einnahmeüberschüssen und Finanzierungskosten komplett ausnutzen, sind viel höhere Kurse möglich.

Unser Kolumnist Jörg Lang beschäftigt sich seit 1988 mit dem Thema Aktien.

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Bildquellen: Scott Olson/Getty Images, JOHN THYS/AFP/Getty Images

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