Euro am Sonntag-Bank-Spezial

Nach der Krise: Welche Bank-Aktien jetzt top sind

06.10.17 19:30 Uhr

Nach der Krise: Welche Bank-Aktien jetzt top sind | finanzen.net

Europas Geldhäuser bieten zehn Jahre nach der Finanzkrise ein durchmischtes Bild: Die einen haben ihr Geschäftsmodell den niedrigen Zinsen und der Regulierung angepasst, andere kämpfen. Eine Bilanz.

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von Birgit Haas, Euro am Sonntag

Der Deutschen Bank droht Streik. Die Betriebsräte der Tochter Postbank - die nach einigem Hin und Her nun doch in die Privatkundensparte eingegliedert werden soll - bemängelten den Kündigungsschutz und brachen Verhandlungen ab.



Nun herrscht Stillstand. Wie an so vielen Ecken der Baustelle Deutsche Bank. Das größte heimische Geldhaus benötigt dringend ein neues Geschäftsmodell, sollte die Kosten drastisch senken und alle Prozesse schnellstmöglich digitalisieren. Anlegern dauert alles zu lange, ihre Kritik richtet sich an Konzernchef John Cryan. Der 56-jährige Brite habe im Frühjahr nach der letzten Kapitalerhöhung über acht Milliarden Euro eine bequeme Ausgangslage gehabt, "aber er hat sie schlecht genutzt", äußerte sich ein Investor. Das dritte Quartal dürfte erneut schwach ausfallen, Analysten gehen von einem stagnierenden Nettogewinn aus.

Noch immer leidet die Profitabilität der Deutschen Bank unter den Folgen der Finanzkrise. Der Zusammenbruch des US- Immobilienkredit-Markts und die Eurokrise sind zwar bereits zehn Jahre her, doch die darauffolgende Regulierung der Geldhäuser durch die EU-Behörden sowie die anhaltend niedrigen Zinsen haben weder die Deutsche Bank noch die anderen europäischen Großbanken vollständig verdaut - und das bringt immer noch Häuser ins Straucheln. So musste die spanische Santander jüngst die angeschlagene Banco Popular durch Übernahme retten. Italien rettet aktuell das älteste Geldhaus der Welt, Monte dei Paschi.

Zinsen belasten

Dass die Banken an die Zügel genommen werden mussten, mag keiner bestreiten. Die Re­gulierung ist verpackt in einem Maßnahmenpaket namens "Basel 3". In der Umsetzung der neuen Anforderungen an Eigenkapital und Liquidität hätten die Banken ihr Soll erfüllt, meint Martin Hellmich, Professor für Risikomanagement an der Frankfurt School of Finance, teils seien sie "sogar über Plan".

Der Abbau von Risiken in den Bilanzen schreitet voran: So hat die italienische Unicredit jüngst eine große Summe ausfallgefährdeter Kredite erfolgreich verkaufen können. Die Deutsche Bank konnte ihre hauseigene "Bad Bank" bereits 2016 auflösen, nachdem sie riskante Anlagen in Höhe von 120 Milliarden Euro abgebaut hatte.



Doch die Regulierung ist nicht die einzige Herausforderung: Nach Finanz- und Eurokrise senkten die Notenbanken die Leitzinsen auf historische Tiefststände herab. Die Zinserträge der Banken brachen ein.

Die Herausforderungen haben in Europa einige Banken gut gemeistert. Die niederländische ING-Gruppe - in Deutschland als Onlinebank ING-DiBa erfolgreich am Markt - zählt zu den wenigen Häusern, die mittlerweile ein positives Zinsergebnis erwirtschaften. Oder sie kompensieren die ausfallenden Erträge über Gebühren, wie die Schweizer UBS, die sich erfolgreich aus dem Investmentbanking zurückgezogen hat und wieder auf die traditionelle Vermögensverwaltung setzt.

Die US-Banken profitieren davon, dass die Notenbank Fed die Zinsen schrittweise anhebt - und die Regulatoren deutlich schneller eingeschritten sind als in Europa. Die Wettbewerber jenseits des Atlantiks verfügen mittlerweile über wesentlich mehr Eigenkapital als die Europäer. Der jährliche Nettogewinn der zehn größten Institute war im vergangenen Jahr doppelt so groß wie hier.

Beeindruckende Wende

Aber die europäischen Banken können aufholen. "Banken mit einer klaren Strategie und mutigen Entscheidungen können innerhalb von drei bis fünf Jahren gesunden", sagt Dirk Vater von der Beratung Bain. Auch der oberste Deutschbanker Cryan will trotz der Kritik an seiner visionslosen Strategie bleiben: "Ich habe nicht vor, irgendwohin zu gehen, bevor wir mit dieser Bank die Wende geschafft haben und die Ergebnisse erzielen, die wir uns vorgenommen haben", kündigte er an.

Wie die Gesundung im Schnelldurchlauf funktionieren kann, zeigt die Unicredit. Chef Jean-Pierre Mustier hat die Fondstochter Pioneer, die polnische Bank Pekao und die Be­teiligung am Online-Anbieter Fineco verkauft. Nach einer elf Milliarden Euro schweren Kapitalerhöhung im Frühjahr hat er insgesamt acht Milliarden Euro zurückgestellt, um faule Kredite abzubauen. Einige konnte er bereits verkaufen. "Es ist ein gutes Zeichen für alle, dass Investoren faule Kredite aufkaufen", sagt er in Frankfurt während einer Tagung zum Thema "Banken im Umbruch". 1,7 Milliarden Euro will er ab sofort jährlich einsparen und insgesamt 14.000 Stellen streichen.

Jüngsten Gerüchten zufolge hat die HVB-Mutter zudem In­teresse an der Commerzbank bekundet. "Wir sind eher skeptisch, ob die Unicredit schon jetzt für eine größere Übernahme bereit ist", schrieb dazu der Mainfirst-Analyst Daniel Regli. Chef Mustier selbst hatte angekündigt, bis 2019 nur organisch wachsen zu wollen. Zudem steht er paneuropäischen Fusionen skeptisch gegenüber. "Die Synergieeffekte sind deutlich geringer im Vergleich zu nationalen Zusammenschlüssen."

Doch Fusionen gehören zum Heilungsprozess des europäischen Finanzsektors. "Europa hat mit 20 Großbanken deutliche Überkapazitäten", sagt Risiko-Experte Hellmich. Schlössen sich die Banken nicht zusammen, würde die geringe Profi­tabilität zum Risiko. Einen Königsweg in Richtung eines funktionierenden Geschäftsmodells gibt es demnach nicht. Die Deutsche Bank könne nicht einfach von der UBS abkupfern - und etwa das Investmentbanking ­abbauen. "Das ist wichtig für die deutschen Kunden. Und ein Alleinstellungsmerkmal in Deutschland", sagt Hellmich.

Cryans Vertrag läuft noch bis 2020. Ob er sich so lange halten kann? Will er bleiben, muss er Stillstand schleunigst in Dynamik verwandeln. Sonst übernehmen wohl seine Stellvertreter Marcus Schenck und Christian Sewing. Besonders Schenck gilt als Visionär und ist beliebt bei Investoren.

Investor-Info

ING Groep
Eine sichere Bank

Die niederländische ING-Gruppe expandiert. Nach Osteuropa etwa, wo die Zinsen höher sind, oder ins deutsche Mittelstandsgeschäft. Dass die in Deutschland als Direktbank DiBa bekannte ING damit Erfolg hat, zeigt das steigende Zinsergebnis. Auch das Provisionsgeschäft wächst dank einer stetig wachsenden Produktpalette. Das Geschäftsmodell funktioniert also. Im Gegensatz zu noch kriselnden Banken schüttet die ING eine Dividende aus: 0,66 Cent waren es für 2016. Defensive Anleger sind hier richtig.

Deutsche Bank
Geduldsspiel

Viele Investoren haben zuletzt die Geduld verloren, wie der seit Juli schwache Kursverlauf zeigt. Die Ratingagentur Fitch hat soeben die Bonitätsnote gesenkt. Für das zweite Quartal hat die Deutsche Bank sinkende Erträge gemeldet, Ähnliches zeichnet sich für das dritte Quartal ab. Die Aktie ist sehr günstig, da dies alles im Kurs schon drinsteckt. Langfristig wird sich das Zinsumfeld aufhellen. Mutige setzen auf den Turnaround.

Unicredit
Schnellsanierung

Dafür, dass die Unicredit vor einem Jahr noch mit Kapitalengpässen und einem Rekord­verlust kämpfte, steht die italienische Bank heute dank gutem Management erstaunlich gut da. Das zweite Quartal übertraf alle Erwartungen bei Erträgen, Kosten wie auch dem Abbau fauler Kredite. Das Bankensystem in Italien stabilisiert sich, ein Risiko bleibt allerdings die baldige Wahl. Die Aktie ist günstig und 2018 soll es eine Dividende geben.

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Bildquellen: Alex Hubenov / Shutterstock.com, Daniilantiq / Shutterstock.com

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