US-Steuerreform: Gute Chancen auf Gewinne!

Gewinnwarnungen sind die erste Reaktion auf den jüngsten Coup des US-Präsidenten Donald Trump. Langfristig profitieren aber viele Konzerne.
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von Birgit Haas, €uro am Sonntag
Die USA machen der Deutschen Bank das Leben schwer. Erst überwies das größte deutsche Geldhaus im vergangenen Jahr Milliardenstrafen zur Beilegung von Rechtsstreitigkeiten - nun reißt
die US-Steuerreform von US-Präsident Donald Trump ein 1,5 Milliarden Euro tiefes Loch ins Ergebnis des vierten Quartals, fürs Gesamtjahr 2017 kündigten die Frankfurter einen Verlust an.
Die Deutsche Bank ist längst nicht das einzige Unternehmen das unter dem "Weihnachtsgeschenk" des US-Präsidenten Donald Trump leidet. Der Kreditkartenanbieter American Express rutscht ebenfalls in die roten Zahlen. Auch die Energiekonzerne Royal Dutch Shell sowie BP gaben Gewinnwarnungen heraus - und die Citigroup wird wohl eine Belastung von rund 20 Milliarden Dollar sowie einen exorbitant hohen Quartalsverlust melden.
Die größte US-Steuerreform seit 30 Jahren spaltet die Unternehmenswelt: in Profiteure, denen Trump zum Jahresende einen Gewinnschub verpasste, und in jene, die Milliarden abschreiben müssen. Besonders ein Aspekt zwingt die Konzerne in die Knie: Zum einen besteuern die USA nun auch Gewinne, die im Ausland erwirtschaftet worden sind. Apple etwa bunkert außerhalb des Landes rund 252 Milliarden Dollar. Der US-amerikanische Fiskus rührte diese bisher so lange nicht an, bis sie ins Inland transferiert wurden. Dann verlangten die Behörden jedoch saftige 35 Prozent, weshalb nicht nur Apple seine Milliarden im Ausland beließ.
International erzielte Einnahmen und die bestehenden Vermögen werden nun jedoch mit einem Prozentsatz von acht oder 15,5 Prozent besteuert. Investieren die Firmen ihre Gewinne wieder, greift der niedrigere Satz. Bunkern sie das Geld in Cash, steigt die Steuerlast. Von künftigen Auslandsgewinnen wollen die US-Finanzbehörden durchgehend zehn Prozent haben.
Trump motiviert die heimischen Unternehmen durch die Steuersenkung, Gewinne auch in die USA zu überführen und dort zu investieren, um Jobs zu schaffen. Die Investmentbank Goldman Sachs etwa beziffert die Belastungen im vierten Quartal, auch wegen der Besteuerung von Auslandsgewinnen, auf rund fünf Milliarden Dollar.
Bei anderen globalen Konzernen wie Apple, Microsoft oder Pfizer dürfte die Besteuerung ausländischer Erträge ebenfalls negative Spuren in den Zahlen hinterlassen. Das US-Researchhaus Zion hat errechnet, dass die Besteuerung der Auslandsvermögen die im S & P 500 gelisteten Firmen insgesamt 235 Milliarden Dollar kosten dürfte - nahezu die erwartete Summe der Gewinne im vierten Quartal.
Heimspieler im Vorteil
Dass Banken wie die Citigroup, Bank of America oder die Credit Suisse besonders leiden, hat seine Ursache noch in der Finanzkrise. Nach 2008 bauten die Finanzdienstleister Verlustvorträge auf, die heute die Steuerlast mindern. Diese Vorträge sind als Aktiva in der Bilanz verbucht. Da die Unternehmensteuer sinkt, werden einmalig hohe Abschreibungen fällig (siehe Glossar).
Die US-Bilanzsaison ist gerade gestartet. Die Reform dürfte zu großen Turbulenzen führen. Langfristig - da sind sich Marktbeobachter einig - wird sich die Novelle aber positiv auswirken. Die Unternehmen müssen schließlich künftig deutlich weniger Körperschaftsteuer berappen: Trump senkte die Abgabequote von 35 Prozent auf 21 Prozent. Generell gilt dabei: Je mehr Umsatz die Konzerne in den USA erzielen und je höher der effektive Steuersatz ist, desto stärker profitieren sie von der Steuerreform.
Das gilt für Hersteller von Basiskonsumgütern wie den Konzern Procter & Gamble. Zu den Profiteuren zählen aber auch regionale US-Banken wie etwa Colombia Banking, First Bancorp oder Independent Bank.
Der zuletzt stark gebeutelte Einzelhandel - 2017 haben 25 Ketten in den USA Insolvenz angemeldet - kann sich ebenfalls freuen. Barclays-Analyst Maneesh Deshpande geht davon aus, dass die Ergebnisse der Branche auch wegen des Steuereffekts im laufenden Jahr um zwölf Prozent zulegen werden. Insgesamt erwartet er ein Gewinnwachstum von 6,3 Prozent. Ein Profiteur: Die Supermarktkette Best Buy etwa ist vor allem in den USA tätig, der Steuersatz hoch (siehe Tabelle).
Autoherstellern bringt die Reform bereits im vierten Quartal ein saftiges Plus. Besonders den deutschen, denen Trump kurz nach seiner Wahl vor etwas mehr als einem Jahr mit hohen Einfuhrzöllen drohte. "Aus der Reform wird sich ein Steuerertrag von voraussichtlich 1,7 Milliarden Euro ergeben, der das Konzernergebnis 2017 entsprechend erhöht", hieß es bei Daimler. Und BMW rechnet mit einem positiven Effekt auf das Ergebnis 2017 von bis zu 1,55 Milliarden Euro.
Die Reform könnte auch Aktien zu neuem Glanz verhelfen, die Anleger zuletzt vernachlässigten. Zu den Gewinnern zählen zum Beispiel Energie und Telekommunikation. "Der Telekomsektor erzielt 96 Prozent seiner Umsätze in den USA", sagt Till Budelmann, Fondsmanager bei der Privatbank Berenberg. "Die Energie- und die Telekommunikationsbranche sind im Vergleich zu IT und Gesundheit inzwischen relativ gesehen günstiger als vor einem Jahr", sagt Kasia Kiladis, US-Aktienspezialistin des Fondshauses Fidelity International.
Steigende Kurse erwartet
Die Gewinne der US-Unternehmen sind im Aufwind. Berenberg geht für die Unternehmen im breiten US-Index S & P 500 im Jahr 2017 von einem Gewinnplus um 11,8 Prozent aus. Die Steuerreform dürfte den Trend zusätzlich anschieben - auch die Aktienkurse. "2018 sollte der US-Aktienmarkt seinen Weg zu neuen Rekordständen erst einmal fortsetzen", äußert sich Fondsmanager Budelmann optimistisch.
Nach Schätzungen der US-Investmentbank JP Morgan wird der S & P 500 im laufenden Jahr um über zehn Prozent nach oben klettern. Martin Lück, Chefanlagestratege für Deutschland beim weltgrößten Vermögensverwalter BlackRock, gibt Anlegern deshalb eine klare Empfehlung: "Opportunistisch muss man wegen der US-Steuerreform erst mal US-Aktien kaufen."
US-Steuerreform: Die Eckpunkte
Auslandsdividenden, die US-Firmen etwa durch Beteiligungen erzielen, können unter Umständen steuerfrei in die USA transferiert werden (Territorialprinzip).
Auslandsgewinne von US-Firmen werden auch rückwirkend besteuert: Barmittel werden mit 15,5 Prozent, Reinvestments mit acht Prozent besteuert. Die Steuerzahlung kann auf acht Jahre gestreckt werden. Auf künftige Gewinne werden zehn Prozent erhoben.
Investitionen in Maschinen oder Ähnliches können künftig sofort von der Steuer abgesetzt werden.
Körperschaftsteuer sinkt von 35 Prozent auf 21 Prozent.
Verlustvortrag ist nun zwar nicht mehr auf 20 Jahre beschränkt, allerdings dürfen nur noch Verluste bis 80 Prozent des Einkommens verrechnet werden. Verlustrückträge sind nicht mehr möglich.
Steuergutschriften etwa aus Zeiten der Finanzkrise gelten
nicht mehr.
Transaktionen an ausländische Einheiten eines Konzerns werden künftig teils besteuert.
Zinsaufwand ist nur noch beschränkt abzugsfähig.
Investor-Info
Aktien
Chancen auf Gewinne
Unternehmen mit einem hohen Umsatzanteil in den USA und einer bislang hohen effektiven Steuerlast dürften am stärksten von der Reform profitieren. Das trifft zum Beispiel auf Werte aus dem Bereich Basiskonsumgüter zu. Analysten von Barclays trauen etwa dem Konsumgüterriesen Procter & Gamble sowie dem Getränkekonzern Coca-Cola 2018 ein überproportionales Gewinnwachstum von zwölf Prozent zu, was die Kurse positiv beeinflussen dürfte. Ähnliches gilt für Telekommunikationsfirmen wie Verizon. Heimische Einzelhändlerketten wie Best Buy und Gap, die zuletzt unter dem Wettbewerb durch Onlinehändler litten, zählen ebenfalls zu den Gewinnern - wie auch die US-lastige Chicagoer Zertifikatebörse CBOE.
Name
ISIN
Wertentw.
1 Jahr in % 1)
Best Buy
US0865161014
+41,5
Procter & Gamble
US7427181091
-4,2
Coca-Cola
US1912161007
-0,8
Verizon Commun.
US92343V1044
-13,4
Gap
US3647601083
+17,9
CBOE
US12503M1080
+58,4
1) auf Eurobasis; Stand: 11. Januar 2018, 18 Uhr; Quelle: Bloomberg
Glossar:
Körperschaftsteuer Die Steuer für Kapitalgesellschaften, also nicht privatwirtschaftliche Unternehmen, ist die Körperschaftsteuer. In den USA wird sie auf Bundesebene erhoben. Für Unternehmen kommen regionale Gewerbesteuern hinzu, die unterschiedlich hoch sind und nicht vom Bund bestimmt werden.
Repatriierung Es geht um Gewinne, die von Tochterfirmen im Ausland erzielt werden. Trump erhöht den Anreiz der Rückholung des Kapitals mit einer Steuersenkung, auch um Investitionen im Inland zu fördern.
Verlustvortrag Schreibt ein Unternehmen rote Zahlen, kann es den Verlust steuerlich geltend machen. Dieser Vorteil lässt sich auf das nächste Jahr oder noch weiter vortragen, um später bei Gewinnen die Steuerlast zu mindern. Verlustvorträge werden in der Regel aktiviert, also als Aktivum in der Bilanz aufgeführt. Sinkt die Steuerquote, sinkt der künftige Vorteil und damit der Gegenwartswert des Verlustvortrags. Es wird eine Abschreibung auf das Aktivum fällig.
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Name | Hebel | KO | Emittent |
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Bildquellen: Chip Somodevilla/Getty Images, Pakhnyushcha / Shutterstock.com
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