Aus Science-Fiction wird Realität
Anleger müssen sich darauf einstellen, dass die Geschäftsmodelle von Unternehmen, die jahrzehntelang gute Ergebnisse geliefert haben, binnen kurzer Zeit obsolet sein könnten. Wie sich künstliche Intelligenz auf das Depot auswirkt.
Werte in diesem Artikel
von Sebastian Thomas, Gastautor von Euro am Sonntag
Masayoshi Son, der Gründer des Technologie- und Telekommunikationsunternehmens Softbank, stellte beim diesjährigen Mobile World Congress (MWC) in Barcelona eine kühne These auf: Innerhalb der kommenden 30 Jahre werde künstliche Intelligenz (KI) das menschliche Gehirn übertreffen. Aus Science-Fiction wird Realität.
Dabei begann die Geschichte von KI bereits vor geraumer Zeit, nämlich in den 50er-Jahren. Damals versuchten die ersten Programmierer, Computern das Erkennen bestimmter Muster in Datensätzen beizubringen. Seither wurde die Definition von KI erweitert. Inzwischen wird mit diesem Begriff jede Technologie bezeichnet, die die Außenwelt wahrnimmt, diese Informationen verarbeitet und darauf reagiert.
Bis vor Kurzem mangelte es den Computern aber entweder an Rechenkraft oder an hinreichend umfangreichen Datensätzen für eine sinnvolle Schulung. Außerdem erwies es sich zwar als relativ leicht, Computern beizubringen, komplexe Differenzialgleichungen zu lösen oder Schach zu spielen. Es war aber nahezu unmöglich, sie grundlegende Fähigkeiten wie Laufen oder Greifen zu lehren. Dieses Phänomen wird als "Moravec’sches Paradox" bezeichnet.
Das Smartphone als Schlüssel zur künstlichen Intelligenz Inzwischen ist die Möglichkeit einer echten künstlichen Intelligenz jedoch durchaus real, dank der Verfügbarkeit von leistungsfähigem Cloud-Computing, mobiler Technologie und Big Data. Infolge besserer Prozessoren können die Computer größere Datenmengen rascher verarbeiten. Und dank Big Data stehen schlicht mehr Daten zur Verfügung. Dementsprechend können Computer mehr über die Außenwelt erfahren als zuvor - und das auch noch in schnellerem Tempo.
Eins sollte man sich klarmachen: Die heutigen Leistungen der KI werden großteils noch hinter den Kulissen erbracht. Und wir befinden uns erst am Anfang der Reise. Dabei spielt die Verbreitung von Smartphones eine Schlüsselrolle. Aufgrund des Moore’schen Gesetzes, dem zufolge sich die Chipleistung alle zwei Jahre verdoppelt, verfügt ein durchschnittliches Smartphone heutzutage über eine erheblich höhere Rechenleistung als der größte Supercomputer vor 50 Jahren.
Das Smartphone kann zudem jederzeit ans Internet angeschlossen werden und enthält zahlreiche Sensoren. Damit ist es zu einem der wichtigsten Datensammelgeräten der Welt geworden. Tagtäglich nutzen Menschen in aller Welt ihr Telefon, um ihre Kalorienaufnahme zu überwachen oder einzukaufen. Und zunehmend werden damit auch Geräte im eigenen Umfeld gesteuert: Stichwort "Internet der Dinge". Die daraus resultierenden Daten können relativ preiswert gespeichert, analysiert und interpretiert werden. Damit beinhalten praktisch alle unsere Telefone inzwischen eine Art von KI.
Im Transportwesen etwa sind bereits Routenplanungsalgorithmen alltäglich, die auf die aktuelle Verkehrslage reagieren. Ähnliche Entwicklungen sind bei der automatischen Einparkhilfe oder der adaptiven Geschwindigkeitsregelung festzustellen. Wir kommunizieren bereits heute über virtuelle Assistenten mit unseren Computern, heißen diese nun Alexa (Amazon), Siri (Apple) oder Google Assistant. Auch im Finanzsektor wird KI genutzt, sei es beim Robo Advisory oder der Erkennung von Betrugsversuchen. Derzeit befinden sich diese Entwicklungen noch in einem frühen Stadium. Sie werden aber die nächste Innovations-, Intelligenz- und Automatisierungswelle bestimmen und damit die kommenden Jahrzehnte prägen. Tesla behauptet, die eigenen Fahrzeuge verfügten bereits heute über die notwendige Hardware für autonomes Fahren und böten dabei deutlich höhere Sicherheit als jeder menschliche Fahrer.
Und in der Medizin bieten sich zahllose Möglichkeiten zur Rettung von Menschenleben. So hat ein Team am Imperial College London eine KI entwickelt, die pulmonale Hypertonie (Lungenhochdruck) mit einer Treffsicherheit von 80 Prozent diagnostizieren kann; bei Kardiologen liegt die Quote in der Regel bei rund 60 Prozent. Google wiederum erzielt mit einer KI zur Diagnose von Brustkrebs eine dem aktuellen Stand der Technik entsprechende Treffsicherheit. Derzeit verstehen virtuelle Assistenten unsere Anweisungen und reagieren darauf; künftig könnten sie unser Handeln möglicherweise sogar voraussehen und unterstützen.
Diese Veränderungen in unserem Lebensumfeld werden sich sowohl direkt als auch indirekt merklich auf die Unternehmen auswirken, in die wir als Fondsmanager investieren. Wenn Google, Tesla und Uber an der Entwicklung des autonomen Fahrens arbeiten, stellt dies nicht nur für die traditionellen Autokonzerne eine Herausforderung dar, sondern für alle Unternehmen, die in irgendeiner Weise mit dem Thema Mobilität zu tun haben. Autos, die via KI gesteuert werden, bewegen sich anders, und eventuell ändern sich Eigentumsverhältnisse, der Reparaturbedarf sowie die Versicherungsstrukturen, wenn der Mensch als Fehlerquelle ausfällt.
Die nächste industrielle Revolution verändert die Aktienmärkte Disruption zerstört aber nicht nur Sektoren und Partnerschaften, sondern schafft auch ebenso viele neue. Um potenzielle Auswirkungen für Anleger zu erfassen, lohnt sich ein Blick auf den S & P 500. Im Jahr 1960 lag die Verweildauer eines Unternehmen im Index im Schnitt bei 60 Jahren. Heute liegt sie bei zwölf Jahren. Durch den raschen technologischen Fortschritt werden die Unternehmen anfälliger für disruptive Ereignisse. Seit 1989 werden die langfristigen Renditen des S & P 500 von lediglich 20 Prozent der Aktien erwirtschaftet. Allianz Global Investors berücksichtigt daher bei der Unternehmensanalyse explizit die Anfälligkeit für Disruption.
Angesichts der potenziellen Vorteile der KI bezeichnen manche Beobachter diese Entwicklung bereits als "nächste industrielle Revolution". Ähnlich wie die Dampfmaschine das Gesicht der agrarisch geprägten Wirtschaft und die Arbeitswelt änderte, kann KI ganze Geschäftsmodelle auf den Kopf stellen. Als Vermögensverwalter müssen wir diejenigen Unternehmen identifizieren, die den Wandel vorantreiben, davon profitieren oder ihn überstehen. Diese Herausforderungen anzunehmen und positiv zu nutzen wird in den kommenden 30 Jahren ein besonders spannendes Thema sein.
zur Person:
Sebastian Thomas, Fondsmanager
bei Allianz Global Investors
Thomas ist unter anderem Leiter US-Technologie-Research bei Allianz Global Investors. Zudem managt er den neu auf den Markt gebrachten Fonds Allianz Global Artificial Intelligence.
Allianz Global Investors vereint die Vermögensverwaltungsgesellschaften des Versicherungskonzerns Allianz SE und verwaltet rund 481 Milliarden Euro für institutionelle und private Anleger aus aller Welt.
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Bildquellen: Bangkokhappiness / Shutterstock.com, Allianz Global Investors GmbH
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