Apple-Aktie: Zwischen Vision und Virus
Der Techriese Apple rollt neue Produkte aus. Lieferengpässe und politische Spannungen könnten das Geschäft aber empfindlich bremsen. Die Aktie hat seit dem Rekordhoch fast ein Fünftel verloren. Was für ein Comeback spricht.
Werte in diesem Artikel
von Sven Parplies, Euro am Sonntag
Missgeschick oder Werbetrick? Ein Kunde in Frankreich bekam bereits einige Tage vor dem offiziellen Verkaufsstart den neusten Mac-Computer ausgehändigt, veröffentlichte sofort Bilder im Internet und wurde von der Apple-Fangemeinde gefeiert.
Seit Freitag kann auch der Rest der Welt viel Geld für neue Produkte mit dem Apfel-Logo ausgeben: eine neue Computermodellreihe ("Studio"), dazu ein Bildschirm, natürlich in der gehobenen Preiskategorie. Aus Sicht der Börse am wichtigsten dürften die auf den ersten Blick eher unspektakulären Neuerungen sein: Das technologisch aufgerüstete iPhone SE ist das billigste Apple-Smartphone, jetzt aber für den neuen Mobilfunkstandard 5G einsetzbar, der schnell große Datenmengen übertragen kann. Laut Researchfirma Counterpoint ist Apple mit einem Marktanteil von 37 Prozent der klare Marktführer bei 5G-Smartphones, deutlich vor Samsung mit zwölf Prozent.
Für seine Videoplattform sicherte sich Apple Übertragungsrechte der amerikanischen Baseball-Liga MLB. Damit folgt Apple der Strategie des Video-Rivalen Amazon, der schon länger Live-Sport anbietet und damit eine neue Kundengruppe erschlossen hat. Streaming ist Teil des Servicesegments von Apple, auf das Börsianer große Hoffnungen setzen, weil es als Abo-Modell relativ zuverlässige Einnahmen verspricht.
Überschattet wird der Produktstart durch Probleme in China. Durch den neuen Corona-Ausbruch dort haben etliche Fabriken die Produktion zeitweise gestoppt. Das könnte die Lieferengpässe in der Techwelt verschärfen. Auch politische Spannungen zwischen den USA und China bereiten Sorgen. Festland-China, Hongkong und Taiwan sind mit einem Umsatzanteil von 19 Prozent im vergangenen Geschäftsjahr wichtiger Absatzmarkt der Kalifornier. Hinzu kommt: Fast alle Massenprodukte von Apple werden in China hergestellt. Unter den großen Techkonzernen sei Apple am stärksten von China abhängig, heißt es in einer Analyse von Bloomberg.
Die Aktie ist im ersten Quartal mit dem Gesamtmarkt unter Druck geraten, hat sich aber besser gehalten als der amerikanische Techindex Nasdaq 100. Nach dem Rekordhoch Anfang Januar ging es für Apple auf Dollarbasis um 17 Prozent nach unten. Durch den Kursrutsch sind auch die Bewertungskennziffern nach unten gekommen.
Das nächste große Ding
Nachdem viele Konsumenten in der Pandemie neue Computer für das Heimbüro gekauft und damit das Geschäft von Apple angetrieben hatten, normalisiert sich jetzt das Wachstum. Nach einem Gewinnanstieg von mehr als 70 Prozent im Geschäftsjahr 2021 sehen Analysten laut Konsensschätzung für den Gewinn je Aktie nun einen Zuwachs von knapp zehn Prozent. Dynamik könnte unter anderem eine Brille für die Welt der virtuellen Realität bringen. Ab dem Jahr 2025 könnte es sogar ein Apple-Auto geben.
Der wahre Wert von Apple liegt in der Fangemeinde: Weltweit sind 1,8 Milliarden Apple-Geräte aktiviert.
Verbilligt: Apple festigt seine Position in der Techwelt. Kursrückschläge wie jetzt bleiben Kaufgelegenheiten.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Mehrheitsinhaber der alleinigen Gesellschafterin der Finanzen Verlag GmbH, Herr
Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar
Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente
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die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können:
Apple.
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