Euro am Sonntag-Analyse

Tourismus-Aktien: Für welche Papiere die Sonne scheint

22.06.16 03:00 Uhr

Tourismus-Aktien: Für welche Papiere die Sonne scheint | finanzen.net

Wegen der Terror-Risiken in Ländern wie der Türkei buchen viele Urlauber um. Manchem Reiseveranstalter verdirbt das die komplette Saison. Doch nicht alle leiden - was Anleger tun.

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von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag

Sommer, Sonne, Entspannung. Viele träumen von einem schönen langen Urlaub. Die Manager der Reiseveranstalter träumen nicht - sie hoffen, dass es doch nicht so dick kommt wie befürchtet. Denn die Branche fährt gewöhnlich während der Hauptsaison fast den ganzen Jahres­gewinn ein. Doch in diesem Jahr wird die lukrative Reisezeit für viele Reisevermittler alles andere als entspannt.



Beispiel Thomas Cook: Da sich Urlauber wegen Terroranschlägen und Entführungen in bisher beliebten Reiseländern wie Ägypten, Tunesien oder der Türkei sorgen, haben sich die Perspektiven der Briten drastisch verdüstert. Bekannt ist die Nummer 2 in Deutschland vor allem durch den Pauschalreiseanbieter Neckermann. Daneben gehört Öger Tours zum Konzern, der größte Anbieter von Reisen in die Türkei.

Die Tourismuskrise im Erdogan-Land trifft Thomas Cook stärker als die meisten Konkurrenten. Schließlich machen türkische Reiseziele ein Fünftel aller Buchungen aus. Ein Ende der Touristenflaute ist dort aber nicht in Sicht. Mit knapp 40 Millionen Urlaubern 2015 ­ ist das Land an der Schnittstelle zwischen Europa und Asien in der Statistik der Welttourismusorganisation UNWTO die Nummer 6 der beliebtesten Reiseziele. Im April flogen aber bereits 28 Prozent weniger Urlauber gen Antalya. Es war der stärkste Rückgang seit 17 Jahren.
Terroranschläge, das kriegerische Vorgehen der Armee gegen die kurdische Arbeiterpartei PKK und der verschärfte Anti-­Europa-Kurs von Präsident Recep Erdogan vertiefen die Krise.

Wolken statt Sonne

Schlecht für Thomas Cook: Die Buchungen für die Türkei liegen bis zu 40  Prozent unter Vorjahresniveau. Doch auch Ziele wie Tunesien und Ägypten werden wegen des Terrors viel weniger gebucht als früher. Mit allen ­erdenklichen Mitteln versuchen die ­Anbieter zu retten, was zu retten ist. So können Neckermann-Urlauber, die ­eigentlich in den Problemländern entspannen wollten, unbürokratisch in ­sichere Länder wie Spanien, Griechenland oder Bulgarien umbuchen. Doch die Wechselquoten reichen bei Weitem nicht aus, den Rückgang auszugleichen.


Für die erste Hälfte des Geschäftsjahres bis Ende März musste Thomas Cook deshalb bei den Gesamtbuchungen ­einen Rückgang von fünf Prozent hinnehmen. An der Börse löste das eine Verkaufswelle aus. Der Aktienkurs brach Mitte Mai auf einen Schlag um ein Fünftel ein und hat seine Talfahrt immer noch nicht beendet.

Höhere Preise bei TUI

Auch der weltweit größte Touristik­anbieter TUI kann sich der Urlaubskrise am Bosporus nicht entziehen. Die Türkei ist für den Konzern mit Sitz in Hannover der drittgrößte Markt. Allerdings kommen die Niedersachsen mit den Buchungsrückgängen bisher besser zurecht hat als viele ihrer Wettbewerber.

Zur Halbzeit im Geschäftsjahr lag TUI bei den weltweiten Buchungen für den Sommerurlaub sogar zwei Prozent über dem Vorjahr. Weil der MDAX-Konzern auch etwas höhere Preise durchsetzen konnte, legte der Umsatz in seinem Sommerprogramm um drei Prozent zu.


Analysten zufolge ist TUI ein Gewinner der vielen Umbuchungen in Mittelmeerländer wie Spanien und Griechenland, weil die Niedersachsen dort viele Anlagen und Hotels besitzen. "Wir rechnen in Deutschland und weltweit mit so vielen Urlaubsreisen wie noch nie, sagte TUI-Chef Fritz Joussen der "Rheinischen Post" am vergangenen Freitag. Man habe "deutlich mehr Nachfrage für die ganze Saison". Joussen versicherte, dass alle TUI-Urlauber, auch bei Überbuchungen im begehrten Spanien, in Hotels des Touristik-Riesen untergebracht werden.

Freies Reisen in 177 Länder

Ohnehin lassen sich die Deutschen ihre Freude am Urlaub durch die erhöhte Terrorgefahr nicht nehmen. Mit unserem Reisepass können wir in 177 Länder ohne Genehmigung reisen, keine andere Nation auf der Welt hat so viel Auswahl.

Zudem leisten sich die Deutschen als Weltmeister im Tourismus das zweitgrößte Reisebudget. Im Durchschnitt zahlen sie für einen Sommerurlaub einschließlich Fahrt, Unterbringung, Essen und Aktivitäten am Urlaubsort 2.457 Euro, so die Experten des Reiseversicherers Europe Assistance. Nur die Österreicher haben mit 2.610 Euro noch mehr in ihrer Urlaubskasse.

Bundesbürger reisen nach Angaben des Reiseversicherers im Sommer überwiegend mit der Familie und bevorzugen zu 64 Prozent den Urlaub am Strand. Damit steht Ländern mit gutem Zugang zum Meer wie Spanien, Griechenland, Bulgarien und Kroatien eine einträgliche Urlaubssaison bevor. Dennoch klagt Norbert Fiebig, Präsident des Deutschen Reiseverbands DRV: "Es geht jetzt darum, nicht deutlich unter dem starken Niveau des Vorjahrs zu bleiben." Reiseveranstalter in Deutschland konnten in der vergangenen Saison 27,3 Milliarden Euro Umsatz verbuchen - vier Prozent mehr als im Vorjahr.

Der deutsche Markt für Pauschalreisen, in Europa der zweitgrößte nach Großbritannien, ist stark fragmentiert. Das bedeutet auch für die großen Spieler: starke Konkurrenz und vergleichsweise geringe Margen. Beispiel TUI: Der Marktführer fährt zwar 26 Prozent seines Umsatzes in Deutschland ein, aber nur acht Prozent seines operativen Gewinns. Zusammen haben die beiden größten Anbieter TUI und Thomas Cook etwa 30 Prozent des Marktes für Pauschalreisen inne. Da sie aber über große Vertriebsnetze verfügen, verkaufen sie mehr und ­verdienen trotz der schmalen Gewinnmargen besser als viele kleinere Wettbewerber. In Großbritannien kontrollieren die beiden 70 Prozent des Marktes und fahren entsprechend höhere Gewinnmargen ein.

Joussen, der den Konzern nach seinem Antritt 2013 gründlich umstrukturiert hat, baut auch das profitable Kreuzfahrtgeschäft aus. Das Joint Venture mit dem Kreuzfahrtriesen Royal Carribbean bringt nach Schätzuungen der US-Bank Goldman Sachs aber erst Prozent des Umsatzes.

Angriff von Ryanair

Doch nicht nur das reine Reisegeschäft ist unter Druck, auch die hauseigenen Fluglinien müssen kämpfen. Grund: Billigairlines wie Ryanair fliegen weiter auf Angriff. Im Sommer wollen die Iren ihre Kapazitäten in Deutschland um mehr als ein Drittel erhöhen. Damit steigt der Marktanteil aller Billigflieger auf 36 Prozent. Für die Lufthansa mit ihrer Billigfluglinie Eurowings, aber auch für die Condor-Flotte von Thomas Cook sowie Ferienflieger TUIFly wird der Druck auf die Margen damit größer.
Entspannte Zeiten für die Urlaubsanbieter sehen anders aus.

Investor-Info

TUI
Besser als die Konkurrenz

Der Primus traut sich mehr zu als viele Wettbewerber. Das liegt auch am flexibleren Türkei­anteil. Das angepeilte Plus von zehn Prozent beim operativen Gewinn sei machbar, sagen Analysten. Der Verkauf von Randsegmenten wie dem Zimmervermittler Hotelbed Group könnte nach Schätzungen der US-Bank Morgan Stanley 1,2 Milliarden Euro einspielen. Charttechnisch schwach, aber fundamental attraktiv. Für Geduldige.

Thomas Cook
Stark unter Druck

Besserung ist nicht in Sicht. Die Türkei ist für den britischen Reisevermittler der zweitgrößte Markt und liefert in guten Zeiten rund 20 Prozent der Gesamtbuchungen. Die Urlaubsflaute am Bosporus trifft die Briten deshalb stark. Analysten erwarten vier Prozent weniger Umsatz im Geschäftsjahr und sechs Prozent weniger operativen Gewinn. Der Aktienkurs bleibt unter Druck. Meiden.

Ryanair
Erfolgreicher Angreifer

Den durch die Terrorgefahr in der Türkei und Nordafrika wachsenden Urlauberstrom in Mittelmeerländer wie Spanien und Griechenland will auch Europas größte Billigairline nutzen. Im Sommer wollen die Iren ihre Kapazitäten hierzulande um mehr als 30 Prozent erhöhen. Ryanairs Geschäftsmodell gilt als sehr effizient, vor allem im Vergleich zu Anbietern wie Lufthansa. Analysten erwarten ein Fünftel mehr Gewinn im Geschäftsjahr.

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Bildquellen: Sofiaworld / Shutterstock.com, haveseen / Shutterstock.com

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Analysen zu Royal Caribbean Cruises Ltd.

DatumRatingAnalyst
29.08.2018Royal Caribbean Cruises BuyDeutsche Bank AG
25.01.2018Royal Caribbean Cruises BuyStifel, Nicolaus & Co., Inc.
02.08.2017Royal Caribbean Cruises BuyUBS AG
02.08.2017Royal Caribbean Cruises OutperformWedbush Morgan Securities Inc.
30.01.2017Royal Caribbean Cruises BuyArgus Research Company
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29.08.2018Royal Caribbean Cruises BuyDeutsche Bank AG
25.01.2018Royal Caribbean Cruises BuyStifel, Nicolaus & Co., Inc.
02.08.2017Royal Caribbean Cruises BuyUBS AG
02.08.2017Royal Caribbean Cruises OutperformWedbush Morgan Securities Inc.
30.01.2017Royal Caribbean Cruises BuyArgus Research Company
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16.04.2009Royal Caribbean sellSociété Générale Group S.A. (SG)
30.01.2009Royal Caribbean sellSociété Générale Group S.A. (SG)
28.01.2009Royal Caribbean sellSociété Générale Group S.A. (SG)
10.12.2008Royal Caribbean sellSociété Générale Group S.A. (SG)

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