Rohstoff-Comeback: Welche Aktien sich wirklich lohnen
Die dauerhaft niedrigen Rohstoffpreise zwingen die Giganten, ihre Geschäftsmodelle anzupassen. Bei welchen Werten Anleger jetzt zupacken sollten.
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von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag
Der Einbruch war gewaltig. Preise für Rohstoffe wie Eisenerz und Kohle stürzten während der vergangenen drei Jahre um 70 respektive 50 Prozent in die Tiefe. Die Kohlebranche traf es besonders hart: Der weltgrößte Förderer, der US-Riese Peabody, ging pleite. Murray Energy, eine der größten US-Privatfirmen in dem Bereich, droht, 80 Prozent der Belegschaft zu entlassen. Allein das träfe 4.400 Mitarbeiter. Und in Australien verkaufte der Konzern Rio Tinto jüngst Anteile an einer Kohlemine für gerade mal einen Australischen Dollar.
Während sich die Aussichten im Kohlesektor verdüstern, deutet sich bei Industriemetallen eine Erholung an. Anleger schöpfen Hoffnung. Die Aktienkurse von Rohstoffriesen wie BHP Billiton, Rio Tinto und Anglo American ziehen wieder an. Wie nachhaltig die Erholung ist, wird sich zeigen, wenn in den nächsten Wochen die Quartalssaison anläuft. Jean-Sébastien Jacques, seit Juli Chef von Rio Tinto, dem zweitgrößten Minenkonzern der Welt, wird kommenden Montag schon mal die Förderquoten für das Quartal vorlegen. Investoren warten gespannt darauf. Die Zahlen gelten als wichtiges Indiz, wie die Geschäfte in schwierigen Zeiten laufen.
Jacques will Rio Tintos Gewinn künftig vor allem durch neue Minenprojekte steigern. Den finanziellen Spielraum dafür lieferte sein Vorgänger Sam Walsh, der die Kosten während der vergangenen Jahre um beachtliche sechs Milliarden Dollar reduzierte.
Gewagte Mega-Investition
Während viele Konkurrenten noch hoch verschuldet sind, kräftig sparen oder Unternehmensanteile verkaufen, ist Rio Tinto bereits finanziell handlungsfähig und investiert in die Zukunft. Der Konzern stemmt eines der größten neuen Projekte im Rohstoffsektor der vergangenen Jahre. Mit einem Budget von 5,3 Milliarden Dollar wird die Oyu-Tolgoi-Mine in der Wüste Gobi im Süden der Mongolei zum drittgrößten Fördergebiet der Welt für das Metall ausgebaut. Die Dimensionen sind enorm. Kupfer- und Goldvorräte werden über ein mehr als 200 Kilometer langes Netz von Bergstollen erschlossen. Bodenschätze sollen noch in über 1.000 Meter Tiefe abgebaut werden. Das entspricht der dreifachen Höhe des Empire State Buildings in New York. Wenn in Oyu Tolgoi 2027 bei maximaler Auslastung gefördert wird, sollen es über 500.000 Tonnen Kupfer pro Jahr sein, mehr als das Zweieinhalbfache von Rio Tintos aktueller Kupferförderung.Potenzial bei Kupfer
Jacques’ Blick auf das große Ganze scheint dabei realistisch: Bei allen Rohstoffen gebe es weiter erhebliche Überkapazitäten, sagt der Rio-Tinto-Boss. Die Sorgen um ein schwächeres globales Wachstum bleiben. Zudem gibt es Unsicherheiten, ob die Maßnahmen der Regierung in Peking zur Förderung von Chinas Konjunktur greifen. Insgesamt also kein gutes Umfeld für die Rohstoffriesen - von einem langfristig höheren Verbrauch und nachhaltig steigenden Preisen kann noch keine Rede sein.Doch während der Abbau von Überkapazitäten bei Kohle und Eisenerz lange dauern werde, sei eine Erholung der Preise bei Kupfer am wahrscheinlichsten, sagt Jacques. Experten sehen das ähnlich, weil das Buntmetall in der Elektroindustrie stark nachgefragt wird. Sie rechnen damit, dass die Preise bei Kupfer schneller anziehen als bei anderen Rohstoffen. Erstes Anzeichen: An der Rohstoffbörse in London wurde die Tonne Kupfer am Mittwoch erstmals wieder für mehr als 5.000 Dollar gehandelt.
Der Impuls: Großbritanniens Zentralbank hatte eine Lockerung der Geldpolitik in Aussicht gestellt, und Japans Premier Shinzo Abe hatte Maßnahmen zur Stärkung der Konjunktur seines Landes angekündigt. Einige Experten bleiben dennoch skeptisch: "In einem Markt mit Überkapazitäten sind Preise oberhalb von 5.000 Dollar nicht nachhaltig", sagt Analyst Li Ye von Shenyin Wanguo Futures in Shanghai. Rio Tinto kann indes große Preisschwankungen bei Kupfer gut aushalten. Das Metall liefert nur rund sechs Prozent des operativen Gewinns - mit dem Minenprojekt wird dieser Anteil deutlich steigen.
Auch gegen Preisvolatilitäten bei anderen Rohstoffen ist der Konzern besser vorbereitet als viele Wettbewerber. In seinem Kerngeschäft Eisenerz hat Rio Tinto die niedrigsten Förderkosten. Hier werden die Preise, anders als bei den meisten anderen Rohstoffen, nicht an der Börse, sondern in Verhandlungen mit den Stahlproduzenten bestimmt. Größe in Verbindung mit niedrigen Kosten sind von großem Vorteil.
Jacques will Rio Tintos Preismacht nicht schmälern, auch wenn er den Konzern jetzt breiter aufstellt. Parallel zu Kupfer soll der Abbau von Bauxit, einem Erz zur Herstellung von Aluminium, sowie von Lithium, einem Grundstoff für Batterien, ausgebaut werden. Rio Tinto kann sich die Diversifikation leisten. Unter den Minenriesen ist seine Schuldenlast am geringsten. Der Vorstand will gleichwohl die Kosten weiter senken und auf Zukäufe verzichten: "Übernahmen stehen für uns nicht mehr ganz oben auf der Prioritätenliste."
Die weltweite Nummer 1, BHP Billiton, will dagegen weiter akquirieren - und parallel dazu die Kosten um bis zu zehn Milliarden Dollar reduzieren. Geld verdient der australisch-britische Konzern vor allem mit Eisenerz, Öl und Kupfer. Randgeschäfte wurden in die börsennotierte Tochter Southstream 32 ausgegliedert. Die Kohleförderung blieb trotz des Gewinnbeitrags von nur vier Prozent im Konzern.
Zugreifen könnte der Riese bei Geschäften, die Konkurrent Anglo American loswerden will. Die Veräußerungen sollen sieben Milliarden Dollar einspielen und die Schulden auf sechs Milliarden Dollar drücken. "Das dürfte gelingen, aber es wird länger dauern als erwartet, voraussichtlich drei Jahre", sagt UBS-Analyst Myles Allsop. Mit 18,5 Milliarden Dollar Umsatz und seinen Kernsparten Platin und Gold ist die britische Anglo American nur etwa halb so groß wie ihre Rivalen - und sie wird nach den Verkäufen weiter schrumpfen. Der Weg zurück aus einem tiefen Krater ist eben äußerst kraftraubend.
Investor-Info
Rio Tinto
Geringe Schulden
Gemessen am Rekordniveau von 60,5 Milliarden Dollar 2011 hat sich der Umsatz mit geschätzten 31 Milliarden im Jahr 2016 halbiert. Über 72 Prozent des Gewinns liefert Eisenerz, das Aluminiumerz Bauxit gut 18 Prozent, Kupfer rund sechs Prozent. Das Kupfergeschäft soll deutlich ausgebaut werden. Die Nettoschulden für 2016 entsprechen dem 1,2-Fachen des operativen Gewinns - das ist vergleichsweise wenig. Trotz Halbierung der Dividende ist die Rendite attraktiv.
BHP Billiton
Vorsprung geschmolzen
Mit dem Absturz der Rohstoffpreise schrumpfte der Umsatz vom Rekordjahr 2011 mit 72 auf 31 Milliarden Dollar. Damit ist der Vorsprung des Primus auf die Nummer 2 der Branche, Rio Tinto, weg. Eisenerz bringt 46 Prozent des Gewinns, Öl- und Gas gut ein Drittel, Kupfer 15 Prozent. Im neuen Geschäftsjahr (seit Juli) soll die Verschuldung vom 2,2- auf das 1,7-Fache des operativen Gewinns sinken. Noch kein Kaufsignal.
Anglo American
Vieles muss raus
Zur Disposition stehen Kohle, Eisenerz, Phosphat, Nickel und andere Industriemetalle - Geschäft im Wert von 9,5 Milliarden Dollar, schätzt die Schweizer UBS. Bis zum Abschluss der Verkäufe wird es dauern. Bis Ende 2016 soll die Verschuldung auf das 2,6-Fache des operativen Gewinns sinken. Der weltweit größte Diamantenhändler DeBeers bleibt im Portfolio. Die Edelsteine, das Edelmetall Platin sowie Kupfer sollen nach dem Umbau die Gewinne liefern. Spekulativ.Ausgewählte Hebelprodukte auf Anglo American
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Name | Hebel | KO | Emittent |
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Bildquellen: BHP Billiton, iStockphoto
Nachrichten zu Anglo American PLC
Analysen zu Anglo American PLC
Datum | Rating | Analyst | |
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12.12.2023 | Anglo American Overweight | JP Morgan Chase & Co. | |
30.08.2023 | Anglo American Overweight | Barclays Capital | |
01.08.2022 | Anglo American Overweight | JP Morgan Chase & Co. | |
03.08.2016 | Anglo American overweight | JP Morgan Chase & Co. | |
23.10.2015 | Anglo American neutral | Independent Research GmbH |
Datum | Rating | Analyst | |
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12.12.2023 | Anglo American Overweight | JP Morgan Chase & Co. | |
30.08.2023 | Anglo American Overweight | Barclays Capital | |
01.08.2022 | Anglo American Overweight | JP Morgan Chase & Co. | |
03.08.2016 | Anglo American overweight | JP Morgan Chase & Co. | |
03.04.2014 | Anglo American buy | UBS AG |
Datum | Rating | Analyst | |
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23.10.2015 | Anglo American neutral | Independent Research GmbH | |
16.10.2014 | Anglo American Neutral | UBS AG | |
07.08.2013 | Anglo American halten | Credit Suisse Group | |
06.08.2013 | Anglo American halten | Jefferies & Company Inc. | |
05.08.2013 | Anglo American halten | Citigroup Corp. |
Datum | Rating | Analyst | |
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28.05.2013 | Anglo American verkaufen | Exane-BNP Paribas SA | |
16.04.2013 | Anglo American verkaufen | Exane-BNP Paribas SA | |
21.03.2013 | Anglo American verkaufen | S&P Equity Research | |
04.03.2013 | Anglo American verkaufen | Nomura | |
19.02.2013 | Anglo American verkaufen | J.P. Morgan |
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