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Deutschen Bank im Umbau: Die Erfolgsaussichten des John Cryan

16.03.17 20:20 Uhr

Deutschen Bank im Umbau: Die Erfolgsaussichten des John Cryan | finanzen.net

Chef John Cryan will die größte deutsche Bank von ihrer ­skandalreichen Vergangenheit befreien. Seine neuesten Umbaupläne strapazieren ­Aktionäre abermals.

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von Birgit Haas, Euro am Sonntag

Es sollte ein Befreiungsschlag werden, ein Aufbruch der Deutschen Bank nach all den Skandalen und Strafzahlungen. Vorstandschef John Cryan hat einen tief greifenden Umbauplan vorgelegt: Das Kapital will der oberste Lenker kräftig erhöhen. Dann will er die Geschäfte auf drei Säulen stellen. Die unverkäufliche Postbank behält die Deutsche Bank nun doch, dafür trennt sich das Haus vom "Tafelsilber". Bis zu 30 Prozent der Vermögensverwaltung will Cryan innerhalb der nächsten beiden Jahre an der Börse platzieren und so zwei Milliarden Euro einspielen.



Das Investmentbanking will der Deutsche-Bank-Chef nun doch nicht so stark schrumpfen, wie von seinen Vorgängern Anshu Jain und Jürgen Fitschen 2015 geplant worden war. Dafür soll es aber näher an das Unternehmensbanking heranrücken.

Mit diesem Plan kommt Cryan der Forderung vieler Investoren nach einer verbesserten Strategie nach. Auch Martin Hellmich, Professor für Finanzrisiken an der Frankfurt School, sieht die Neuausrichtung positiv: "Es ist besser, eine strategische Richtung vorzugeben, als die Bank in der Schwebe zu lassen." Auch, damit Deutschlands größtes Finanzhaus nicht bald zum Übernahmeziel werde.


Doch viele Eigner sind skeptisch und nach dem Schlingerkurs der letzten Jahre mürbe. Sie wollen den nächsten Schritt nicht mehr mitgehen: den der Kapitalerhöhung, mit der die Deutsche Bank acht Milliarden Euro einnehmen will. Es ist bereits die fünfte seit 2008. Die Verwässerung der Anteile ist durch die Ausgabe von 687,5 Millionen neuen Aktien enorm.

Aktionäre haben Deutschlands größtes Geldhaus und ihren Chef an der Börse harsch ­abgestraft. Nachdem der Aufsichtsrat am Wochenende grü­nes Licht gegeben hatte, gab das Papier alle Gewinne der Erholung seit Jahresanfang wieder ab. Ungebremst rauschten die Titel um in der Spitze knapp zehn Prozent in die Tiefe.


Dass Cryan bei der Hauptversammlung über eine Dividende von mindestens elf Cent pro Aktie abstimmen lassen will, tröstet nicht alle Eigentümer. Allerdings soll zumindest ein Großaktionär mitziehen. Die neuen Aktien werden zu einem niedrigen Preis ausgegeben: Für 11,65 dürfen Interessenten die Aktien ab dem 21. März zeichnen - das entspricht einem Abschlag von etwa 40 Prozent zum Schlusskurs vorletzten Freitag.

Auf einem ähnlich niedrigen Niveau hat vor Kurzem die italienische Krisenbank 13 Milliarden Euro einsammeln können. Das zeigt zwar, dass sowohl Deutsche Bank als auch Unicredit eine Kapitalerhöhung aus einer Phase der Schwäche heraus angehen, aber der Zeitpunkt könnte schlechter gewählt sein, meint Helmut Hipper, Fonds­manager bei der Union Investment: "Der Aktienkurs hatte sich zuletzt erholt."

Mehr Stabilität

Gut kommt die Kapitalaufstockung hingegen bei Gläubigern und Regulierern an. Die Kernkapitalquote soll künftig dauerhaft über 13 Prozent liegen. Zum Vergleich: Ende 2016 waren es 11,9 Prozent. Damit ist das Haus für künftige Krisen besser gerüstet.

Mehr Stabilität ist angesichts der jüngsten Erfahrungen wünschenswert. Als die US-Justiz von der Bank im vergangenen Jahr wegen Tricksereien am Immobilienmarkt 14 Milliarden Dollar forderte, flohen Geldgeber und Kunden in Scharen. Die Summe reduzierte sich letztlich zwar auf 7,2 Milliarden Dollar. "Weitere größere, unvorhergesehene Verluste hätten aber zu Notfallmaßnahmen führen können. Insofern beruhigt die Kapitalerhöhung", sagt Michael Hünseler, Geschäftsführer der Assenagon Asset Management.

Sollte der Coup am Kapitalmarkt gelingen, bleibt dennoch eine entscheidende Frage offen: die nach dem Geschäftsmodell. "Die Deutsche Bank ist den Nachweis schuldig, profitabel arbeiten zu können. Das Geld fließt derzeit schneller ab, als man schauen kann", sagt Asse­nagon-Experte Hünseler.

Cryan hat zwar ein strafferes Sparprogramm angekündigt. Bis 2021 sollen die Ausgaben um drei Milliarden auf 21 Milliarden Euro jährlich fallen. Wie das trotz Wiedereingliederung der margenschwachen Postbank gelingen soll, ließ der oberste Deutschbanker aber offen.

Hin und Her bei der Postbank

"Das Management ist schon einmal zur Auffassung gekommen, dass Postbank und Deutsche Bank nicht zueinander passen und es wenig Synergieeffekte gibt", sagt Fondsmanager Hipper. Zudem stärken die Frankfurter damit einen Bereich, in dem der Wettbewerb beinhart ist. Auch die Commerzbank hat ihre Geschäfte 2016 auf das Privat- und Firmenkundengeschäft ausgerichtet. Allerdings kann die Deutsche Bank wohl nicht anders: Seit April 2015 sucht sie ohne Erfolg einen Käufer für die Postbank.

Durch den Börsengang der Vermögensverwaltung Deutsche AM gehen zugleich dauerhaft Erträge verloren. Das kompensieren die zwei Milliarden, die Cryan damit einnehmen will, nicht. Der Glaube, dass er die Kostenziele so erreichen kann, fehlt vielen.

Investoren stößt auch auf, dass Cryan angekündigt hat, nicht gehen zu wollen, bevor dieses Ziel umgesetzt sei. Cryan sei ein Zahlenmensch, meint Assenagon-Experte Hünseler, ihm fehle oft die Vision. Dass er Finanzchef Marcus Schenck und den bisherigen Privatkundenchef Christian Sewing zu seinen Stellvertretern befördert hat, könnte der Absicht folgen, dieses Manko ausgleichen.

Vor allem die Beförderung Schencks gilt als Lichtblick. Der Ex-Goldman-Sachs-Mann kennt die Branche aus dem Effeff. Würde er übernehmen, so die Hoffnung, könnte er die Arbeiten auf der Dauerbaustelle endlich zum Erfolg führen.

Investor-Info

Gewinne
Finanzkrise kostet noch

Hohe Strafzahlungen wegen Zockereien am Kapitalmarkt noch vor der Finanzkrise 2008, der Abbau von Risiken und ein schwieriges Marktumfeld hinterlassen ihre Spuren in der Bilanz der Deutschen Bank. Deshalb hatte das Geldhaus Anfang Februar den dritten Verlust seiner Geschichte vermeldet, ein ­Minus von 1,4 Milliarden Euro nach Steuern. Im Jahr zuvor stand sogar ein Verlust von 6,8 Milliarden zu Buche. Das erste Mal vermeldete die Deutsche Bank für 2008 rote Zahlen.

Kapitalerhöhungen
Alle Jahre wieder

An Eigenkapital mangelt es der Deutschen Bank schon länger. Im September 2008 führte der Konzern deshalb eine erste Kapitalerhöhung nach der Krise durch. Die Einnahmen dienten auch zur anteiligen Übernahme der Postbank. Zu denselben Zwecken folgte 2010 die zweite Kapitalaktion. Jeweils im Jahr 2013 und 2014 zapfte die Deutsche Bank die Aktionäre an, um das Eigenkapital zu stärken. Samt der jüngsten Maßnahme sammelte die Bank 23,9 Milliarden Euro ein. Die Preise je Aktie sanken stetig, 2008 konnten die neuen Papiere noch für jeweils 55 Euro ausgegeben werden, 2014 lag der Preis bei 22,50 Euro. Aktuell sind 1,38 Milliarden Aktien in Umlauf.

Aktie
Kurs unter Druck

Die Maßnahmen sind notwendig. Der Aktienkurs gab wegen der zu erwartenden Gewinnverwässerung durch die Kapitalerhöhung um bis zu zehn Prozent nach. Anschließend machte das Papier die Verluste zum Teil wieder wett. Start der Zeichnungsfrist für die neuen Aktien ist am 21. März. Abwarten.

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Bildquellen: Thomas Lohnes/Getty Images, Mario Tama/Getty Images

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