Caterpillar: Aus der Krise gebuddelt?

von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag

Gut 360 Tonnen schwer, so hoch wie ein Haus und trotzdem noch bis zu 70 Kilometer pro Stunde schnell ist die CAT 797 F, die schwerste Baumaschine im Sortiment von Caterpillar (CAT). Ein Schwergewicht - wie seine Maschinen beim Abbau von Erzen im Tagebau- ist der weltweit größte Hersteller von Baumaschinen auch an der Wall Street. Seit geraumer Zeit fährt CAT jedoch im Krisenmodus.

Weltweit werden Werke wie zuletzt im wallonischen Belgien geschlossen und im großen Stil Mitarbeiter entlassen. Jetzt kündigte Douglas Oberhelman (63), Chef und Vorsitzender des Aufsichtsrats, wenige Tage vor den Quartalszahlen (Veröffentlichung am heutigen Dienstag, 10:00 a.m. CT) zum Jahresende seinen Rückzug von beiden Ämtern an.

Den Wandel beschleunigen

Denn bei weiter flauen Aussichten im globalen Rohstoffmarkt und im Infrastruktur­geschäft haben die Krisenmaßnahmen des Vorstands bisher nicht die erhoffte Wirkung gezeigt. Nach Angaben der UBS Bank lag das Auftragsvolumen des breit aufgestellten Konzerns in den lukrativsten Sparten ­Minenfahrzeuge, Lokomotiven und Gasturbinen im Sommer ein Fünftel unter Vorjahresniveau.

"Die Anteilseigner wollen den schnelleren Wandel", sagt Jeffrey Cohn, Managing Director der Personalberatung DHR International. Cohn berät Firmen bei Nachfolgeplanungen im Vorstand. Oberhelmans Nachfolger als Vorstandschef wird Jim Umpleby (58). Die Leitung des Aufsichtsrats wird Dave Calhoun (59) übernehmen, der den Finanzinvestor Blackstone im Kontrollgremium des Baumaschinenkonzerns vertritt. Zum ersten Mal seit 1990 werden Vorstand und Aufsichtsrat von Caterpillar nicht von einer Person geleitet. Finanzinvestoren haben sich gegen den Willen vieler Aufsichtsräte durchgesetzt.

Der Konzern fährt erst einmal weiter auf schwierigem Terrain. Weil die Rohstoffpreise 2017 weiterhin niedrig bleiben werden, kündigte der Konzern im Sommer - mit der Bilanz zum Halbjahr - zusätzliche Restrukturierungsmaßnahmen an. Beim Umsatz werde man im laufenden Geschäftsjahr am unteren Ende der eigenen Prognose von 42 Milliarden Dollar landen, dämpfte der Vorstand Hoffnungen auf eine Erholung.

2015 hatte CAT 47 Milliarden Dollar Umsatz eingefahren, meilenweit entfernt von der einst angepeilten Hundert-Milliarden-­Dollar-Marke. Chef Oberhelman setzte lange auf den Superzyklus bei Rohstoffen, genauso wie auf ein boomendes Geschäft mit Infrastrukturprojekten wie etwa den Bau von Straßen, Brücken und Flughäfen in den Schwellenländern China, Indien und Brasilien.

Dafür wurden fast 20 Milliarden Dollar in zusätzliche Werke investiert. Heute erschwert das CAT ein Wendemanöver. Zur Beruhigung der Anteilseigner trommelte der Vorstand im Sommer für eine sichere Dividende: Um den Cashflow für die Finanzierung der Ausschüttungen zu erhöhen, werde man das in Anlagen gebundene Kapital weiter abbauen. Darüber hinaus hat das Unternehmen 6,8 Milliarden Dollar Cash und eine niedrige Nettoverschuldung von 39 Prozent. Analysten gehen davon aus, dass der Konzern unverändert 77 US-Cent pro Aktie und Quartal ausschütten wird. Um das auch zukünftig zu gewährleisten, hat Kostenkontrolle weiter Vorrang. 2016 sollen die Ausgaben wie geplant um zwei Milliarden Dollar sinken.

Trotz der schwierigen Aussichten zog der Aktienkurs während der vergangenen Monate weiter an. Die Teilung der Macht an der Spitze hat diese Zuversicht bei Anlegern gestärkt.