Euro am Sonntag-Aktien-Tipps

Übernahmen in der Biotech-Branche: Die heißesten Kandidaten

23.01.18 15:00 Uhr

Übernahmen in der Biotech-Branche: Die heißesten Kandidaten | finanzen.net

Die Pipelines sind leer, die Kassen voll. Deswegen kaufen große Pharmakonzerne immer öfter ein. Welche Biotechs Übernahmeziele sind.

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von Jörg Lang, Euro am Sonntag

Das belgische Dorf Zwijnaarde ist Experten ein Begriff. Im angesiedelten Technologiepark gibt es eine ganze Ansammlung von Biotechfirmen. Eine davon, der Antikörperhersteller Ablynx, hat es in die Schlagzeilen der internationalen Wirtschaftspresse geschafft. Die Firma erhielt jüngst ein Übernahmeangebot über insgesamt 2,6 Milliarden Euro von Novo Nordisk. 28 Euro pro Aktie bietet der dänische Insulinhersteller. Werden bestimmte Ziele erreicht, soll es weitere 2,50 Euro Bonus geben. Vor dem Angebot notierte die Ablynx-Aktie noch bei rund 20 Euro. Trotz satter Prämie ist nicht klar, ob Novo Nordisk zum Zug kommen wird. Das Management der Belgier lehnt das Angebot als zu niedrig ab. Der Kurs ist inzwischen auf über 34 Euro geklettert - das signalisiert, dass auch die Investoren mit einer Nachbesserung rechnen.



Ablynx steht bei dem Blutmittel Caplacizumab kurz vor einer Zulassung. Die Pipeline ist prall gefüllt. Möglicherweise, so wird spekuliert, kommt ein höheres Gebot von einem der anderen Kooperationspartner der Belgier. Darunter sind die Pharmariesen Merck & Co., Sanofi oder Abbvie. Diese dürften wenig Interesse daran haben, sich mit Novo Nordisk als Hauptaktionär auseinandersetzen zu müssen.

200 Milliarden wollen nach Hause

"In der Biotechbranche sind Übernahmen eine natürliche Entwicklung", sagt Daniel Koller, Investment-Chef der Schweizer Beteiligungsfirma BB Biotech. "Die innovativen Entwicklungen kommen in der Mehrzahl von kleineren Unternehmen." Und genau das ist es, was den großen Firmen für ihre Pipeline fehlt. "Mit Übernahmen wird diese Diskrepanz ausgeglichen." Koller weiß, wovon er spricht. "In der Vergangenheit wurde praktisch in jedem Jahr zumindest eine unserer Portfoliofirmen übernommen." Dass dabei regelmäßig hohe Prämien gezahlt werden, verbessert die Wertentwicklung von BB Biotech.



Einiges spricht nun dafür, dass das Jahr 2018 verstärkte Übernahmetätigkeit bringen könnte. Die Steuerreform bietet US-Firmen die Möglichkeit, unversteuerte Auslandsguthaben zu besseren Konditionen in die USA zu bringen. Bei großen Pharma- und Biotechkonzernen geht es dabei laut Ratingagentur Moody’s um mehr als 200 Milliarden Dollar. Erst mal nach Hause geholt, dürfte ein Teil davon in Käufe von Biotechs fließen.

Wer auf Übernahmekandidaten setzen will, muss indes gute Nerven mitbringen. Denn die Aktien der Branche schwanken stark. Bei einem Produktflop kann es zu empfindlichen Verlusten kommen.

Einzeltitel für Risikobereite

Bei Investmentbanken wird Incyte als Kandidat gehandelt. Die US-Firma hat mit Jakafi ein zugelassenes Produkt zur Behandlung einer seltenen Knochenmarkserkrankung, das in der Spitze mehr als drei Milliarden Dollar umsetzen könnte. Daneben wird vor allem im Bereich Immunonkologie geforscht. Hier gibt es Verbindungen zum US-Pharmariesen Merck. Die Aktie hatte in den vergangenen Monaten deutlich an Wert verloren, weil die US-Gesundheitsbehörde FDA für ein schon zugelassenes Rheumamittel weitere Tests verlangte.

Unter den kleineren US-Biotech-Firmen könnten Tresaro und Puma Biotechnology interessante Kaufkandidaten sein. Beide Unternehmen erhielten gerade für ihre Krebsmedikamente Zulassungen. Die Verkaufsstarts waren bisher aber eher verhalten. Das deutet darauf hin, dass ein großer Partner sicherlich einen Mehrwert bringen kann.

Die Kursentwicklung der belgischen Galápagos lässt vermuten, dass etwas im Busch steckt. Die Aktie hat in den vergangenen zwei Monaten um rund ein Fünftel zugelegt. Das Unternehmen verfügt über eine fortgeschrittene Pipeline zur Behandlung von Mukoviszidose. Besonders spannend: Biotechriese Gilead Sciences ist bereits im Aktionärskreis vertreten.

Nicht weniger als 300 Dollar trauen die Analysten von Goldman Sachs dem Kurs von Bluebird Bio zu. Um das zu erreichen, müsste er um gut 70 Prozent zulegen. Das Unternehmen hat eine Technologie für Gentherapien entwickelt. Eingesetzt werden kann sie etwa in der Immunonkologie. Körpereigene T-Zellen werden so modifiziert, dass sie Krebszellen zerstören. Die Ergebnisse einer frühen Studienreihe zeigen eine hohe Ansprechrate der Patienten. Partner in der Studie ist Biotechriese Celgene. Halten die guten Ergebnisse an, würde es nicht wundern, wenn der Konzern sich Bluebird einverleiben würde.

Deutschland zweimal dabei

Deutschlands börsennotierte Biotechszene ist überschaubar. Doch auch hier gibt es Übernahmekandidaten. Einer davon ist Medigene. Das Unternehmen unterhält eine Partnerschaft mit Bluebird Bio. Zusammen werden Produktkandidaten gegen vier Zielmoleküle entwickelt. Dabei stellt Medigene die Technologieplattform. Die will das Unternehmen auch für andere Firmen öffnen. Das kann die Stellung im zukunftsträchtigen Geschäft der Immunonkologie stärken. Spannend ist der geringe Börsenwert. Mit 290 Millionen Euro ist Medigene nur ein Bruchteil der möglichen Meilensteinzahlungen wert, sollte die Zusammenarbeit mit Bluebird zum Produkterfolg führen.

Attraktiv ist auch Morphosys. Die Zulassung des Medikaments Tremya der Bayern wird künftig für steigende Lizenzeinnahmen sorgen. Partner Janssen, eine Tochter des Pharmakonzerns Johnson & Johnson, wird sicherlich nachrechnen, ob es nicht preiswerter wäre, gleich die ganze Firma zu übernehmen. Dazu kommt, das Morphosys für MOR 208 mit der US-Gesundheitsbehörde FDA über eine beschleunigte Zulassung verhandelt. Das Blutkrebs-Mittel ist noch nicht verpartnert. Kommt die Zulassung, avanciert Morphosys zum Übernahmekandidaten.

Investor-Info

BB Biotech
Ziele inklusive

Die Biotech-Beteiligungsfirma aus der Schweiz verfügt über ein breites Portfolio notierter Firmen. Darin enthalten sind auch große Biotechkonzerne wie Celgene oder Gilead Sciences, die aller Voraussicht nach nicht aufgekauft werden. Den überwiegenden Anteil aber bilden Unternehmen, die sowohl wegen der Produktentwicklung als auch der Größe als Ziele infrage kommen.

Morphosys
Plattform und Produkt

Antikörper von Morphosys sind Basis zahlreicher Medikamentenentwicklungen. Ein Produkt wurde im vergangenen Jahr schon zugelassen. Hier werden die Münchner in den kommenden Jahren steigende Lizenzeinnahmen verbuchen können. Weitere Erfolge dieser Art sind wahrscheinlich. Zu einem Übernahmekandidaten wird das Unternehmen, sollte der selbst entwickelte Wirkstoff MOR 208 Richtung Zulassung marschieren.

Übernahmekandidaten
Große Chancen, hohe Risiken

Diese Biotechfirmen werden als Übernahmekandidaten gehandelt. Sie verfügen über spannende Produktentwicklungen oder Plattformen, die für große Pharma-, aber auch für große Biotechkonzerne interessant sein können. Kommt es zur Übernahme, werden in der Regel hohe Aufgelder gezahlt. Die Risiken der Einzelinvestments sind allerdings sehr hoch. Sie sollten nur einen kleinen Teil eines Wertpapierdepots ausmachen.












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Bildquellen: Fotolia, 123RF

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