Euro am Sonntag-Aktien-Tipps

Q4-Gewinner: Die besten Aktien für den Jahresendspurt!

07.10.17 11:46 Uhr

Q4-Gewinner: Die besten Aktien für den Jahresendspurt! | finanzen.net

Das Weihnachtsquartal spaltet die Wirtschaftswelt. Einige Unternehmen erzielen 90 Prozent ihrer Jahresgewinne im Schlussquartal. Bei vielen anderen Firmen fällt die Bescherung bescheiden aus. Der Ausblick.

von Sven Parplies, Euro am Sonntag

Die Deutsche Post bereitet sich auf einen neuen Rekord vor. Mehr als acht Millionen Pakete wird der Logistikriese in der Vorweihnachtszeit zustellen. Wohlgemerkt jeden Tag. In normalen Zeiten wuchten die Boten des DAX-Konzerns täglich 4,3 Millionen Pakete.



Weil immer mehr Menschen im Internet einkaufen, steigt die Zahl der Lie­ferungen, insbesondere in der Weihnachtszeit. Das schlägt sich in der Bilanz der Deutschen Post nieder: Ein Drittel des operativen Jahresgewinns erwirtschaftete die Paketsparte des Logistikkonzerns im vergangenen Jahr im Weihnachtsquartal.

Viele Pakete, die Deutschlands Postboten durch die Republik karren, stammen von Zalando. Für das auf Mode spezialisierte Internetkaufhaus kommen im Schlussquartal gleich mehrere positive Effekte zusammen: Dicke Winterkleidung lässt sich teurer verkaufen als dünne Frühlings- und Sommerklamotten. Außerdem muss das Geschäft in der Vorweihnachtszeit nicht so aggressiv mit Rabatten angetrieben werden. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete der im MDAX gelistete Onlinehändler 30 Prozent seines Umsatzes in den letzten drei Monaten. Wichtiger: Die Ebit-Marge lag mit 9,2 Prozent deutlich über dem Gesamtjahreswert von 5,7 Prozent.


Die wohl größte Weihnachtswette ist die im SDAX notierte Cewe Stiftung. Der Fotodienstleister erwirtschaftet regelmäßig um die 90 Prozent seines operativen Gewinns im Schlussquartal. Die saisonale Verteilung ist so extrem, dass Cewe rein rechnerisch den Laden in der ersten Jahreshälfte besser zusperren würde. Schwarze Zahlen gibt es meist erst ab dem dritten Quartal, wenn Kunden die Bilder ihres Sommerurlaubs bestaunen wollen. In der Weihnachtszeit sind Fotobücher oder auch Kalender als Geschenke beliebt.

Alles auf Weihnachten

In diesem Jahr wird das Fest für Cewe besonders wichtig, weil das erste Halbjahr nicht so gut gelaufen ist. Eine höhere Umsatzsteuer in Deutschland auf Fotobücher hat die Firma mit zusätzlichen Marketingaufwendungen gekontert. Das Geschäft in Großbritannien litt unter Brexit-Effekten. Im ersten Halbjahr lag der Umsatz von Cewe leicht ­unter Vorjahresniveau, beim Ergebnis blieb wie gewohnt eine rote Zahl.



Die Deutschen gehen im Weihnachtsquartal nicht nur gern einkaufen - sie verbringen auch mehr Zeit vor dem Fernseher als in den Sommermonaten. Für ProSiebenSat.1 bringt diese Kombination besonders hohe Werbeeinnahmen: Rund 40 Prozent des operativen Gewinns erwirtschaftet der Medienkonzern im vierten Quartal. Nach dem bislang enttäuschenden Jahresverlauf hat die Senderkette viel aufzuholen. Man gehe davon aus, dass TV-Werbeausgaben auf das Jahresende verlagert werden und es im vierten Quartal zu einer deutlichen Verbesserung kommen wer­de, beteuerte der Konzern zuletzt.

Nicht mit dem Weihnachtsfest, sondern mit den Planungen der Kundschaft ist das lebhafte Jahresendgeschäft der Softwarebranche zu erklären. Für SAP sind die letzten Monate des Jahres ähnlich wichtig wie bei ProSiebenSat.1.

DAX als Weihnachtsmuffel

Keine Überraschungen sind im vierten Quartal bei Adidas zu erwarten. Der Sportartikelkonzern erzielt seinen Gewinn fast komplett in den ersten neun Monaten des Kalenders. Gearbeitet wird aber trotzdem: Zum Finale fährt das Unternehmen regelmäßig seine Investitionen hoch, unter anderem in neue Produkte. Immerhin reicht es im Schlussquartal für einen kleinen Gewinn.

Besonders hart sind die kalten Monate für die Luftfahrtindustrie. Das Geld wird dort im Sommer verdient, wenn Urlauber und Geschäftsleute besonders mobil sind. Ab Herbst wird es dann schwierig, weil die Kosten für Kerosin und Personal auch bei sinkenden Ticketpreisen hoch bleiben. Die Lufthansa wird es als eines der soliden Unternehmen der Branche sicher durch den Winter schaffen, dort aber bestenfalls einen kleinen Gewinn erzielen.

Fernab des operativen Geschäfts kann das vierte Quartal für Aktionäre jedes Unternehmens dramatisch werden. Vorstände nutzen das Jahresende gern, um in der Bilanz aufzuräumen und unbelastet nach vorn zu schauen. 2016 entsorgten gleich fünf DAX-Konzerne Altlasten in Milliardenhöhe: Volkswagen büßte für die Diesel­affäre, RWE und Eon räumten mit Sonderlasten der Energiewende auf, die Deutsche Bank musste unter anderem Strafzahlungen verarbeiten, die Telekom den Wert ihrer Finanzbeteiligung an der britischen BT Group korrigieren.

Unter dem Strich ist die Bilanz der DAX-Konzerne im vierten Quartal bescheiden. Laut Daten der Unternehmensberatung EY haben Deutschlands Topkonzerne 2016 insgesamt einen operativen Gewinn von 115 Milliarden Euro erwirtschaftet - nur etwa 15 Prozent davon stammen aus dem vierten Kalenderquartal. Börsianer haben damit kein Problem. Bei ihnen überwiegt die Vorfreude auf das neue Jahr. Die Monate Oktober bis Dezember haben dem DAX historisch betrachtet die eindeutig größten Kursgewinne gebracht.

Die Weihnachtsaktie Cewe war dagegen im vierten Quartal kein berauschendes Investment. In vier der vergangenen fünf Jahre hat sich der Kurs in dieser Spanne schlechter entwickelt als der breite Aktienindex HDAX. Börsianer mögen keine Überraschungen. Auch nicht zur Weihnachtszeit.

Investor-Info

Zalando
Modetrend Internet

Wetten nur auf das Weihnachtsfest sind riskant. Anleger sollten sich auf langfristige Wachstumsstorys konzentrieren. Zalando bewegt sich in einem lukrativen Markt, der nicht nur zu Weihnachten zulegen wird. Erst zehn Prozent des Modegeschäfts in Europa laufen über das Internet. Analysten trauen den Berlinern jährliche Gewinnsteigerungen von mehr als 20 Prozent zu. Kaufenswert.

SAP
Megatrend-Profiteur

Für die Softwareindustrie ist das vierte Quartal das wichtigste des Jahres. SAP ist Weltmarktführer für betriebswirtschaftliche Standardsoftware und profitiert von der anhaltenden Digitalisierung der Wirtschaft. Analysten trauen den Walldorfern Gewinnsteigerungen von rund 15 Prozent jährlich zu. Zugleich zahlt SAP eine kleine Dividende.

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Bildquellen: Sportpoint/Fotolia , Tom Wang / Shutterstock.com

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