Euro am Sonntag-Aktien-Tipps

Luftfahrt-Aktien: Das sind die wahren Himmelsstürmer

18.07.17 21:55 Uhr

Luftfahrt-Aktien: Das sind die wahren Himmelsstürmer | finanzen.net

Fluggesellschaften sind die Gewinner des Börsenjahres. Die starken Unternehmen profitieren von der anziehenden Konjunktur, dem niedrigen Ölpreis und der Schwäche kleiner Konkurrenten. Das Kernproblem aber bleibt.

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von Sven Parplies, Euro am Sonntag

So schnell kann das gehen. Noch zum Jahreswechsel spekulierten Börsianer, dass die Tage der Lufthansa im DAX gezählt seien. Beliebt war die Aktie der Fluggesellschaft eigentlich nur bei Shortsellern - also jenen, die auf fallende Kurse setzen. Statt Absturz erlebt Deutschlands größte Airline jedoch ein Comeback. Die Aktie ist in diesem Jahr der bislang klar beste Wert im DAX, der Kranich wie ein Phoenix.



Für die jüngste Kurserholung gibt es zwei Interpretationen. Die eine sieht den Aufstieg als Signal, dass Konzernchef Carsten Spohr die Probleme erfolgreich anpackt: Der ehemalige Staatsbetrieb ist berüchtigt für komplexe Strukturen und Bürokratie. Die Gewerkschaften sind selbstbewusst - allein im zurückliegenden Jahr fielen knapp 4.600 Lufthansa-Flüge durch Streiks aus. Den finanziellen Schaden beziffert der Konzern auf 100 Millionen Euro.

Gleichzeitig wird die Lufthansa durch aggressive Wettbewerber in die Zange genommen. Auf kurzen Distanzen durch Billigflieger wie Ryanair und Easyjet, auf der Langstrecke durch die arabischen Airlines wie Emirates. In fünf der vergangenen zehn Jahre schrumpfte das Nettoergebnis des Konzerns (siehe Grafik rechts), die Dividende wurde in diesem Zeitraum drei Mal gestrichen.


Zuletzt aber gab es positive Signale: Mit der Flugbegleitergewerkschaft Ufo hat der Konzern einen langfristigen Tarifvertrag geschlossen. Auch mit den Piloten gibt es eine Einigung. Das schafft Planungssicherheit.

Neue Flugzeuge sparen Geld

Börsianer schauen bei der Lufthansa besonders kritisch auf die Kosten. Die sind im vergangenen Jahr ohne Berücksichtigung der Spritrechnung um etwas mehr als drei Prozent gesunken. In der Verwaltung ist die Lufthansa schlanker geworden. Auch Investitionen in die Flotte machen sich bezahlt: "Jedes neue Flugzeug, das wir in Betrieb nehmen, senkt unsere operativen Kosten um 20 Prozent", berichtete Vorstandschef Spohr auf der Hauptversammlung der Lufthansa im Frühjahr.



Die Geschäftsergebnisse sind ermutigend: Im ersten Quartal hat der Konzern erstmals seit fast einem Jahrzehnt einen operativen Gewinn erwirtschaftet. Im ersten Halbjahr sind 60 Millionen Passagiere mit den Airlines der Lufthansa-Gruppe geflogen, so viel wie noch nie. Auch bei Absatz und Auslastung hat die Lufthansa im ersten Halbjahr neue Höchstwerte erreicht.

Herzstück des Konzerns sind die Premiummarken Lufthansa, Swiss und Austrian, die den Großteil des Konzerngewinns einfliegen. Durch neue Allianzen mit Singapore Airlines und Air China hat der Konzern sein Netz in den auch für die Luftfahrtindustrie wichtigen Wachstumsregionen erweitert.

Strategisch immer bedeutsamer wird das Billigangebot von Eurowings, über das die Lufthansa Strecken abseits ihrer beiden Drehkreuze Frankfurt und München bedient. Durch die vollständige Übernahme von Brussels Airlines und eine Kooperation mit Air Berlin hat die Lufthansa das Netzwerk seiner Billigsparte gestärkt. Im vergangenen Jahr schrieb Eurowings allerdings rote Zahlen. Man investiere "ganz bewusst in schnelles Wachstum, denn wir müssen in diesem wettbewerbsintensiven Marktsegment auch schnell auf eine wettbewerbsfähige Größe kommen", wirbt Spohr um Vertrauen.

Wie alle Airlines ist die Lufthansa stark abhängig von Faktoren, die das Management nicht beeinflussen kann. Viele bewegen sich derzeit in eine für die Lufthansa günstige Richtung. Zum Beispiel der Ölpreis, der maßgeblich die Kosten für Flugbenzin bestimmt. Binnen zwei Jahren ist die Treibstoffrechnung der Lufthansa von 7,1 Milliarden auf 5,8 Milliarden Euro gesunken. Sehr gelegen kommen auch die Turbulenzen des innerdeutschen Rivalen Air Berlin. Die britische Bank HSBC geht davon aus, dass die Lufthansa letztlich Air Berlin übernimmt. Weniger Konkurrenz bedeutet mehr Preissetzungsmacht.

Das alles spielt sich ab in einer Phase, in der die europäische Wirtschaft nach schwachen Jahren Fahrt aufnimmt. Luftfahrtkonzerne sind in so einem Umfeld klare Gewinner, da sie in wirtschaftlich guten Zeiten mehr Tickets verkaufen und höhere Preise durchsetzen können. Die französische Air France-KLM hat ihren Börsenwert in diesem Jahr mehr als verdoppelt und damit noch stärker zugelegt als die Lufthansa.

Billig gewinnt

Gewohnt aggressiv attackiert Ryanair. Der Billigflieger hat dank schlanker Strukturen und hartem Kostenmanagement mehr Spielraum, um Kunden über niedrige Ticketpreise zu ködern. Spartanischer Service ist auf der Kurz- und Mittelstrecke zu ertragen. Im zurückliegenden Geschäftsjahr transportierte Ryanair 120 Millionen Passagiere - mehr als die Lufthansa. Und der Billigflieger macht weiter Druck. Im laufenden Geschäftsjahr will Ryanair 47 neue Maschinen vom Typ Boeing 737 in Betrieb nehmen. Die Flotte würde damit um zwölf Prozent wachsen.

Die Iren setzen bei ihrem Expansionskurs inzwischen nicht nur auf die kleinen Flugplätze in der Provinz. Seit März ist Ryanair auch in Frankfurt am Start. Das strapaziert die Beziehung zwischen Flughafenbetreiber und Lufthansa. Die Fraport AG, bei der die Lufthansa mit etwas mehr als acht Prozent zu den größeren Aktionären zählt, sieht die Billigflieger als wichtigen Wachstumsmarkt. Ab dem Jahr 2020 soll ein auf die Bedürfnisse der Sparanbieter ausgerichteter Flugsteig den Betrieb aufnehmen. Das wird den Wettbewerb weiter verschärfen.

Auch Easyjet lässt nicht locker. Die Briten sind hinter Rynair die Nummer 2 unter den europäischen Billigfliegern und könnten Nutznießer einer Übernahme von Air Berlin durch die Lufthansa werden. Easyjet könnte in diesem Szenario einen Teil der Startrechte von Air Berlin etwa am Flughafen Düsseldorf übernehmen, um Bedenken der Kartellbehörden auszuräumen, spekulieren die Analysten der HSBC.

Zocker lieben Lufthansa

Langfristig sind die Perspektiven der Airline-Industrie gut. Der Branchenverband IATA kalkuliert, dass sich die Zahl der Flugreisenden weltweit in den kommenden 20 Jahren verdoppelt. Das entspricht jährlichen Zuwachsraten von knapp vier Prozent. Turbulenzen gehören trotzdem zum Geschäft. Die Margen der Unternehmen sind selbst in starken Jahren niedrig, die große Zahl der Fluggesellschaften garantiert einen intensiven Wettbewerb. Die Fluggesellschaften seien stark abhängig selbst von kleinsten Nachfrageschwankungen, warnt die Investmentbank JP Morgan.

Das stark zyklische Verhaltensmuster der Airline-Aktien verschreckt Langfristanleger, fasziniert aber kurzfristig orientierte Börsianer. Ein besonders deutliches Muster gibt es bei der Lufthansa-Aktie. Seit der Jahrtausendwende bewegte sich der Kurs in einem breiten Korridor zwischen acht und 26 Euro. Die Börsenrally der Airline würde demnach in die letzte Phase gehen.

Investor-Info

Lufthansa
Die Luft wird dünner

Die Umstrukturierung der Lufthansa kommt voran. Das Umfeld ist unter anderem durch den niedrigen Ölpreis günstig. Nach dem starken Kursanstieg sind allerdings deutliche Verbesserungen im operativen Geschäft notwendig, um weitere Kursgewinne zu rechtfertigen. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis der Aktie ist im Vergleich zu anderen Branchen niedrig, für Lufthansa-Verhältnisse aber im Rahmen des langfristigen Durchschnitts. Investierte Anleger sollten dabeibleiben.

Ryanair
Europas Billigchampion

Der Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union könnte zum Problem für Ryanair werden. Laut Datendienst Bloomberg kommen 40 Prozent der Kundschaft aus dem Königreich. Als Reaktion auf den politischen Umbruch investiert Ryanair stärker auf dem Kontinent. Dank hoher Margen und schlanker Strukturen bleibt Ryanair trotz Brexit-Sorgen für langfristig orientierte Anleger die beste Aktie im europäischen Airlinesektor.

Easyjet
Brexit bremst

Als britisches Unternehmen ist Easyjet von den Folgen des Brexits stärker betroffen als die irische Ryanair. JP Morgan schätzt, dass der britische Markt rund zwei Drittel des Umsatzes von Easyjet ausmacht. Das bringt zusätzlich zu den branchenüblichen Risiken Unsicherheit für Aktionäre. Auch wenn eine Konsolidierung in Europa - etwa durch die Probleme bei Air Berlin - Chancen für Easyjet bietet, ist die Aktie nur eine Halteposition.

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Bildquellen: Markus Gann / Shutterstock.com, istockphoto / Rawpixel

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07.10.2024Lufthansa BuyUBS AG
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16.12.2024Lufthansa Market-PerformBernstein Research
16.12.2024Lufthansa HoldJefferies & Company Inc.
11.12.2024Lufthansa HaltenDZ BANK
11.12.2024Lufthansa Market-PerformBernstein Research
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04.12.2024Lufthansa UnderweightJP Morgan Chase & Co.
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