Logistik-Aktien: Mit Vollgas zum Fest
Kurz vor Weihnachten brummt das Geschäft der Paketdienste wie nie. Globale Konzerne wie DHL lernen dabei viel für ihre internationale Expansion.
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von Tim Schäfer, €uro am Sonntag
Ausgerechnet jetzt haben die Manager von DHL ein Problem: eine Bombe beim Weihnachtsmarkt in Potsdam. Erpresser fordern von dem Paketdienst, einer Tochter der Deutschen Post, eine Millionensumme. Schon Anfang November hatten die Täter ein Paket an einen Onlinehändler in Frankfurt an der Oder geschickt. Beim Öffnen war es in Flammen aufgegangen. Die Post warnt inzwischen davor, Pakete zu öffnen, deren Absender unbekannt ist.
Der Fall kommt für den Bonner Konzern zur Unzeit. Die Weihnachtssaison läuft - für die Logistikbranche der Höhepunkt des Jahres. 2016 stellte allein DHL 1,2 Milliarden Pakete nur in Deutschland zu. Am Spitzentag während der Weihnachtszeit waren es 8,4 Millionen Stück.
Die Onlinehändler freuen sich dieses Jahr über weitere 16 Prozent Geschäft, schätzt das US-Wirtschaftsministerium. Allein Amerikas Onlinehandel erwartet im laufenden Jahr einen Umsatz von 462 Milliarden Dollar. Bis 2021 sollen es 790 Milliarden werden.
Die Paketflut schwillt somit unaufhaltsam an. Für die Logistikbranche ist das vor allem in der Hochsaison ein Riesengeschäft. Zuletzt setzten Logistiker wie die Deutsche Post oder die amerikanischen Wettbewerber Fedex und UPS mit dem Onlinehandel 192 Milliarden Dollar pro Jahr um - Tendenz steigend.
Sicherheit wird großgeschrieben
Mit Sicherheitsfragen kennen sich die Amerikaner dabei ziemlich gut aus. Schon vor langer Zeit verschärften US-Behörden die Vorsichtsmaßnahmen. In den Sortieranlagen wird jeder Brief, der in den USA versandt wird, automatisch fotografiert. So kann die Polizei, wenn sie Kriminellen auf der Spur ist, per Fotodatenbank womöglich einen Fall schneller lösen. Wer Pakete verschickt, muss Angaben zum Inhalt machen. Sendungen werden geröntgt, ähnlich wie Koffer am Flughafen. So können Ermittler Drogen und Waffen aus dem Verkehr ziehen.
Den Leiter der E-Commerce-Sparte der DHL, Lee Spratt, beschäftigen derzeit jede Menge andere Dinge. Der Online-Boom steckt schließlich noch in den Kinderschuhen. Heute werden weltweit erst 12,8 Prozent der Waren im Web bestellt. Der Löwenanteil entfällt immer noch auf den klassischen Einzelhandel. Es gibt erhebliches Nachholpotenzial", sagte Spratt vor Geschäftspartnern in Manhattan.
Nicht nur die Menge der Lieferungen steigt, der Konsument fordert auch immer besseren Service. "Es geht um Bequemlichkeit. War es vor fünf Jahren üblich, drei oder acht Tage auf die Bestellung zu warten, muss es heute viel schneller gehen." Online bestellt und geliefert am gleichen Tag oder binnen weniger Stunden - das ist der Trend.
Kunden wollen über den Lieferweg ebenso Bescheid wissen wie über den Ort, an dem sich das Paket gerade befindet. Und statt der Hausanschrift wird plötzlich der Nachbar, eine Servicestation oder eine Hoteladresse als Empfänger genannt. Auch der exakte Zustelltermin ist ein Wunsch, ebenso wie die Option, ihn ändern zu können.
Es ist eine Fülle von Anforderungen. Um die ganze Palette der Wahlmöglichkeiten anbieten zu können, nutzt DHL die Software On Demand Delivery. Im Hintergrund des Systems werkelt die Betriebssoftware von SAP.
Im Team mit dem Postboten
Die DHL arbeitet mit dem staatlichen U. S. Postal Service zusammen, der die Zustellung an die Haustür übernimmt. "Wir fokussieren uns auf Premiumware beispielsweise aus Frankreich oder China", sagt Travis Cobb, der bei DHL die Transportwege managt. Über Landesgrenzen hinweg zu shoppen ist ein Megatrend. Cobb hat die Flugkapazität mit Boeing-747-Frachtmaschinen weltweit erhöht. Zweimal pro Woche bewegen sich die großräumigen, vierstrahligen Jumbomaschinen zwischen Asien, Amerika und Europa. Beliebt bei den internationalen Shoppern sind kleine Pakete, die weniger als fünf Pfund wiegen. Oft befinden sich Socken, Unterwäsche oder extravagante T-Shirts darin.
Die Deutsche Post erledigt weltweite Transporte, das Lagermanagement und die Auslieferung. Nur die letzte Meile übernimmt der staatliche Postbote, der das zu vertretbaren Preisen am besten kann. DHL baut derweil die Logistikzentren aus: Am Flughafen in Cincinnati wurden neue Parkplätze für Frachtmaschinen und neue Sortieranlagen geschaffen. In Mexiko entstanden zwei neue Servicecenter. Zig Millionen flossen außerdem nach Zentral- und Südamerika sowie Kanada.
Personal ist knapp
Ein großes Problem aber gibt es - neben der stets akuten Sicherheitsfrage. "Beim Personal wird es eng", klagt Manager Spratt. Schon im Sommer stellte er 6.000 saisonale Kräfte für die Weihnachtszeit in den USA ein. Inzwischen ist der Arbeitsmarkt beinahe leergefegt. Die Anforderungen aber steigen.
An Spitzentagen wie dem Black Friday oder dem Cyber Monday, den beiden wichtigsten Verkaufstagen des Jahres, schwillt die Paketmenge um etwa ein Viertel an. Die Bonner bauen zunehmend auf Technik. So setzen sie einen Roboter namens Sawyer ein, um Ware zu verpacken. Der Locus Bot ist ein fahrbarer Roboter, der Lagerarbeitern folgt und sie unterstützt. Mitarbeiter tragen zudem eine Techbrille, die Artikel scannt und hilft, Fehler zu vermeiden. Die Post nennt das "Vision Picking". Damit Boxen optimal gefüllt und mit möglichst wenig Leerraum verschickt werden, wird eine intelligente Software eingesetzt.
Die Erfahrungen daraus nutzt der DAX-Konzern, um DHL auch in anderen Ländern zu stärken. "Wir bauen die Infrastruktur aus", sagt Manager Spratt. Der Logistiker rollt sein Netzwerk gerade in Vietnam, Thailand, Malaysia und Chile massiv aus. In Chile etwa liegt der Marktanteil bei fünf Prozent. Ziel ist es laut Spratt, zu den Top-3-Anbietern zu gehören. Das Credo: Heute werden die Märkte von morgen besetzt. In fünf bis sieben Jahren will der Konzern die Ernte einfahren.
Die Wettbewerber Fedex und UPS konzentrierten sich eher auf das Business-to-Business-Geschäft und hätten den Endkunden weniger im Blick, erklärt Spratt. Bei DHL bediene man den Konsumenten gern - das sei in der DNA der Deutschen Post eben drin.
Investor-Info
Deutsche Post
Schöne Dividende
Die Bonner stehen weltweit an der Spitze der Logistikbranche. Vorstandschef Frank Appel macht nach einem durchwachsenen Jahr 2016 mit Problemen in der Frachtsparte wieder einen guten Job. Er nutzt auch die finanziellen Kniffe der Wall Street. So kaufte er voriges Jahr für eine Milliarde Euro Aktien zurück. Der DAX-Titel notiert nahe des Allzeithochs. Trotzdem ist die Aktie noch nicht zu teuer. Das geschätzte Gewinn- sowie das Umsatzvielfache liegen unter denen der US-Wettbewerber Fedex und UPS. Die Dividendenrendite beträgt rund drei Prozent. Attraktives Langfrist-Investment.
UPS
Anfälliges Modell
Durchwachsene Qualität: Der Paketzusteller hat mehrfach den Kundenansturm zu Weihnachten unterschätzt. 2013 zahlte UPS an Kunden, die ihre Ware zu spät erhielten. 2016 sank der Anteil pünktlicher Zustellungen auf 96 Prozent nach vormals 98,5 Prozent. Großkunde Amazon macht Druck und baut sein eigenes Logistiknetz auf. Halten.
Fedex
Businessspezialist
Der Logistiker mit Sitz in Memphis hat sich auf Geschäftskunden spezialisiert. Vorteil: die großen Ladungen, die sich effizient abwickeln lassen - im Gegensatz zu den vielen Kleinpaketen an die Haustür von Verbrauchern. Eifrig nutzt der Paketzusteller Sparprogramme. Der Chart liefert das Kaufsignal.
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Bildquellen: cybrain / Shutterstock.com, Laszlo Halasi / Shutterstock.com
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