Italienische Spezialitäten: Diese Aktien schmecken Ihrem Depot!
Sie gelten als krisensicher, antizyklisch und solide: Lebensmittel-Aktien werden in Mailand, der Hauptstadt der Feinschmecker, immer beliebter. Deutsche Anleger sollten aber wählerisch sein.
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von Micaela Taroni, Euro am Sonntag
Einen erfolgreichen Start im Kleinwertesegment AIM der Mailänder Börse feierte dieser Tage der Frischobsthändler Orsero, Südeuropas Marktführer im Vertrieb von Obst und Gemüse. Eine halbe Million Tonnen Obst und Gemüse vertreibt das unweit der ligurischen Hafenstadt Savona ansässige Unternehmen mit seinen 2.000 Mitarbeitern pro Jahr. Die Italiener, die zuletzt auf einen Jahresumsatz von 617 Millionen Euro kamen, sind für den Import tropischer Früchte und ihre starke Präsenz in Zentralamerika bekannt.
"Mit dem Börsengang wollen wir uns die Mittel für weiteres Wachstum verschaffen", sagt Präsidentin Raffaella Orsero. Das Familienunternehmen gilt in der italienischen Lebensmittelbranche als Erfolgsmodell. Gegründet wurde es 1940 von Antonio Orsero, der im Raum Savona Obst anbaute. 1961 begann sein Sohn Raffaello mit dem Aufbau eines Früchte- und Gemüsehandels, der mit den Jahren stark gewachsen ist und eine interkontinentale Dimension erlangt hat.
Regionale Leckereien
Wie die Familie Orsero blicken immer mehr im Lebensmittelbereich aktive Betriebe in Richtung Börse. Das Kapital soll in vielen Fällen der Expansion ins Ausland dienen. Den Weg aufs Parkett sucht auch Eataly, eine Kaufhauskette für italienische Spezialitäten. In Deutschland betreibt das Unternehmen eine Filiale in der Schrannenhalle am Münchner Viktualienmarkt. "Wir haben ein Börsenprojekt. Es ist offenkundig, dass unsere Entwicklung in diese Richtung geht", bestätigt Gründer Oscar Farinetti. Die Premiere soll im kommenden Jahr erfolgen. Bis dahin sollen neue Eataly-Kaufhäuser in Südamerika, Russland und China eingeweiht werden.
In seinen Megastores, davon gibt es 30 weltweit, bietet der aus dem Piemont stammende Farinetti hochwertige, meist regionale Spezialitäten an, die direkt von den Produzenten bezogen werden. Der Erfolg des Familienunternehmens lockt finanzstarke Investoren. So stieg kürzlich der italienische Investmentfonds Tamburi mit einem 20-prozentigen Anteil ein.
Vorbilder für die aufstrebenden Unternehmer gibt es viele. Zu den Schwergewichten an der Mailänder Börse zählt etwa der familienkontrollierte Spirituosenhersteller Campari. In den vergangenen 20 Jahren hat er den Umsatz vor allem durch Zukäufe auf über 1,7 Milliarden Euro vervierfacht. Zum Portfolio zählen neben der Kernmarke dank der Shoppingtour auch bekannte Marken wie der Aperitif Aperol oder der Bourbon-Whiskey Wild Turkey. 2016 haben sich die Italiener den französischen Konkurrenten Marnier Lapostolle einverleibt, der unter anderem den Bitterorangenlikör Grand Marnier erzeugt. Gerade ist Campari dabei, die britische Spirituosenmarke Bulldog London Dry Gin zu schlucken.
David gegen Goliath
An einer ähnlichen Wachstumsgeschichte schreibt Kaffeekönig Massimo Zanetti gerade. Die Massimo Zanetti Beverage Group ging 2015 an die Borsa Italiana - und ist im Ausland beinahe schon populärer als in der Heimat. 90 Prozent des Jahresumsatzes von einer Milliarde Euro kommen von außerhalb. Zu den Kunden zählen globale Riesen der Lebensmittelbranche wie McDonald’s, Dunking Donuts oder die Hotelkette des US-Präsidenten Donald Trump. Die im norditalienischen Treviso beheimatete Gruppe ist inzwischen zum größten privaten Kaffeeröster der Welt aufgerückt. Zum Konzern zählt auch die Marke Segafredo Zanetti.
Mit dem Börsengang hat sich Zanetti ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Er will mit Riesen wie Starbucks konkurrieren - und die asiatischen Länder vom Kaffee überzeugen. Erst kürzlich hat die Firma eine Kaffeehauskette in China aufgebaut und mehrere Röstereien in Asien erworben. "Die Espressokultur kann sich auch in den Teeländern Asiens etablieren", so Zanettis Devise. Die jüngste Innovation: 100-prozentig kompostierbare Kaffeekapseln. Auch Zanetti soll nach dem Börsengang mehrheitlich in Familienbesitz bleiben.
Verdoppelter Espresso
Den Börsengang einer seiner Töchter erwägt auch der Kaffeeröster Illy. Das Triester Familienunternehmen will in den nächsten Jahren verstärkt in Produktion und Vertrieb von Tee, Schokolade und Marmelade investieren. Dabei plant Illy, die Geschäfte des 2006 erworbenen Schokoladenherstellers Domori sowie des französischen Teeproduzenten Dammann Frères auszubauen. "Mit Tee, Schokolade und Konfitüre wollen wir einen ebenso erfolgreichen Weg beschreiten, wie es uns zuvor bereits mit Kaffee gelungen ist. Marken im Spitzensegment zu etablieren, das ist unser Ziel", sagt Chef Riccardo Illy.
Der Börsengang könnte frisches Kapital für die globale Expansion eintreiben. In zehn Jahren will der Präsident den Umsatz der Firma auf 800 Millionen Euro verdoppelt haben. Im Geschäft mit Kaffeekapseln sieht Illy viel Potenzial, hier sind die Wachstumsraten groß. Zugleich soll auch die Zahl der eigenen Kaffeeshops verdoppelt werden.
Riccardo Illy will sowohl in Italien als auch im Ausland expandieren - Letzteres gilt vor allem für die USA. Derzeit erzeugt das Unternehmen mit knapp 1.200 Mitarbeitern zwei Drittel des Volumens im Ausland.
Auch die konservative Weinbranche interessiert sich für den Sprung aufs Parkett. Als erster italienischer Produzent hat Masi Agricola in Verona 2015 den Schritt gewagt. Für Präsident und Miteigentümer Sandro Boscaini hat es sich gelohnt. "Wir sind dank der Börse offener, moderner und transparenter geworden. Wir haben bewiesen, dass man die Bereiche Finanzen und Wein verbinden kann", sagt er.
Abschied des Milchriesen
Masi ist seit sechs Generationen in Familienbesitz. Der Börsengang war für Boscaini zwar keine Notwendigkeit, doch stehen die Erzeuger vor Herausforderungen, wenn sie sich dem globalen Wettbewerb stellen wollen. Die Konkurrenz ist hart, gute Weine werden heutzutage in vielen Ländern produziert. "Wer wachsen will, muss der Fragmentierung in der Weinbranche entgegenwirken, investieren und Strukturen aufbauen, die es erlauben, neue Märkte zu erschließen", sagt Boscaini.
Ein Schwergewicht in Mailand, der Milchkoloss Parmalat, schlägt indes den entgegengesetzten Weg ein. Die französische Firma Lactalis hat eine Offerte für die noch ausstehenden gut zwölf Prozent der Aktien angekündigt. Damit könnten sich die Franzosen Parmalat komplett einverleiben. Sollte die Offerte erfolgreich sein, wird der Milchwarenkonzern aus Parma vom Kurszettel verschwinden. Es wäre der Abschied einer Größe in Mailand.
Investor-Info
Die Aktien
Italienische Spezialitäten
Der Frischobsthändler Orsero notiert seit Kurzem im Nebenwertesegment AIM der Mailänder Börse (ISIN: IT 000 513 870 3). Die Story ist intakt. Nachteil: Anleger können die Aktie nur in Mailand kaufen, die Gebühren sind höher als bei Inlandsorders. Handelbar hierzulande ist Massimo Zanetti (ISIN: IT 000 504 246 7). Recht teures Papier mit geringen Umsätzen.
Davide Campari ist regional und mit vielen Marken breit diversifiziert. Der Spirituosenkonzern expandiert durch Übernahmen. 2017 werden gut 20 Prozent Gewinnplus erwartet. Die Aktie ist eine attraktive Beimischung.
Fonds
Breites Büfett aus aller Welt
Der KBC Equity Fund Food & Personal Products (ISIN: BE 017 024 106 9) investiert in Aktien von Unternehmen aus der Nahrungsmittel- oder Getränkebranche weltweit. Und das mit Erfolg: Über zehn Jahre gesehen kommt das Portfolio auf ein Plus von knapp 180 Prozent, in den vergangenen zwölf Monaten stehen 15 Prozent Plus zu Buche. Größte Titel derzeit sind Konzerne wie Nestlé und Pepsico, die als sehr krisensicher gelten.Ausgewählte Hebelprodukte auf Davide Campari-Milano
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Bildquellen: Oleg Suraev/iStockphoto, Adisa / Shutterstock.com
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