Euro am Sonntag-Aktien-Check

Volkswagen: Fertig machen zum Überholmanöver

05.11.18 01:00 Uhr

Volkswagen: Fertig machen zum Überholmanöver | finanzen.net
VW Golf 7 TDI BlueMotion

Besser als Konkurrenten meistert der weltweit größte Autobauer Volkswagen milliardenschwere Belastungen. Warum vor allem die Premiumtochter Porsche der Aktie Wertzuwächse bescheren könnte.

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von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag

Dieselkrise - das selbst verursachte Desaster bescherte dem weltgrößten Automobilhersteller im dritten Quartal wie erwartet einen gesunkenen Autoabsatz sowie einen herben ­Gewinneinbruch: Das operative Ergebnis vor Sondereinflüssen schrumpfte um fast ein Fünftel auf 3,5 Milliarden Euro. Dennoch schultern die Wolfsburger die zahlreichen Belastungen bisher besser als erwartet. Analysten hatten im Schnitt nur mit 3,2 Milliarden Euro operativem Gewinn gerechnet. Beim Umsatz lieferte Volkswagen mit 55,2 Milliarden Euro mehr als die 51,8 Milliarden Euro des Vorjahres - und übertraf auch da die Schätzungen.



Was Anleger besonders freut: VW musste seine Prognosen für das Jahr nicht revidieren - anders als Daimler und BMW. Für 2018 stellen die Niedersachsen einen Anstieg des Umsatzes um bis zu fünf Prozent und eine operative Marge vor Sondereinflüssen von 6,5 bis 7,5 Prozent in Aussicht. Das Geschäft bleibt aber schwierig. "Wir kämpfen um jeden Kunden", sagt Finanzvorstand Frank Witter.

Er geht davon aus, dass das Geschäft in Europa nach den schwachen Monaten September und Oktober moderat anziehen wird. Den Aufwand für den seit September europaweit geltenden Abgasstandard WLTP für Neufahrzeuge hat VW deutlich unterschätzt. Die Belastung da­raus taxiert Witter für das zweite Halbjahr auf "über eine Milliarde Euro". Dennoch schrieb die Kernmarke mit einem Prozent operativer Marge im dritten Quartal schwarze Zahlen .

Tempomacher im Konzern

Den großen Lichtblick in der ­Bilanz lieferte Porsche. Der operative Gewinn der Premiumtochter legte um 36 Prozent zu. Die Ebit-Marge von 18,1 Prozent beeindruckte die Investoren. China ist mit 29 Prozent des-Umsatzes der größte Porsche-Markt. Anders als Daimler und BMW, die den Großteil ihrer Fahrzeuge aus US-Werken nach China importieren, wird das Geschäft der Wolfsburger mit Audis und Porsches nicht durch Chinas Zollfehde mit den USA belastet. Und sollte Peking, wie spekuliert wird, die inländische Steuer auf Autokäufe halbieren, profitiert der DAX-Konzern, der in China mit VW und Skoda 15 Prozent Marktanteil hat, am stärksten.

Audi und Porsche, die zusammen mehr als 60 Prozent des ­Gewinns einspielen, sind ein wichtiger Faktor für Wertsteigerungen. Porsche als Marke hat Dieselgate beinahe unbeschadet überstanden. Die vom Porsche-­Vorstand ins Spiel gebrachte Option eines Börsengangs (IPO) hat Witter aber vorerst kassiert. Neben dem für 2019 geplanten IPO der Nutzfahrzeugsparte Traton (MAN, Scania) sind keine weiteren Ausgliederungen geplant.



Analysten taxieren den Wert von Porsche in Relation zum Sportwagenhersteller Ferrari auf etwa 70 Milliarden Euro. Damit wären die Zuffenhausener fast so viel wert wie der Mutterkonzern. Der Sportwagenbauer, der den Diesel aus seinem Programm gestrichen hat, setzt künftig stärker auf elektrifizierte Antriebe. Bei der Produktion kann Porsche Skaleneffekte nutzen, um Konkurrenten wie Aston Martin, Ferrari und Tesla zu überholen. Der 911er mit Hybridantrieb kommt noch 2018.

Anfang 2019 folgt dann der Stromer Taycan. Das Modell wird nicht mehr in Fließbandarbeit, sondern mit autonom fahrenden Transportsystemen hergestellt. So sind vor Ort mehr Fertigungsschritte möglich. Das erhöht die Effizienz weiter.






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Bildquellen: Volkswagen AG, Gl0ck / Shutterstock.com

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