Volkswagen-Aktie: Wie der Konzern locker überholt
Der Autoriese Volkwagen überrascht mit starken Zahlen und bestätigt die Jahresprognose. Die erweiterte Allianz mit Ford entlastet den Konzern bei hohen Investition und ist langfristig ein Vorteil.
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von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag
Genau wie beim Fototermin mit Fußball-Bundestrainer Jogi Löw - Volkswagen-Chef Herbert Diess hat guten Grund, gelassen zu sein. Denn während die Geschäfte von Konkurrenten wie Daimler, Tesla, Nissan und Ford deutliche Schwächen offenbaren, liefert der weltweit größte Autobauer bessere Zahlen als erwartet.
Im ersten Halbjahr kletterte der Umsatz um knapp fünf Prozent auf 125 Milliarden Euro, obwohl der Konzern weltweit 2,8 Prozent weniger Autos als im Vorjahr auslieferte. Rund fünf Prozent mehr Umsatz haben sich die Wolfsburger für das Gesamtjahr vorgenommen.
Auch die Rendite im ersten Halbjahr geht in Ordnung: 7,2 Prozent im Vergleich zu 6,8 Prozent im Vorjahreszeitraum. Der Betriebsgewinn legte um zehn Prozent auf knapp neun Milliarden Euro zu. Im Gegensatz zu anderen Autobauern bekräftigte Diess den Ausblick für 2019. Ein Grund: Der globale Primus profitiert mit zahlreichen SUV-Varianten bei fast alle Konzernmarken vom starken Nachfragetrend.
Im zweiten Quartal kamen die Großstadt-Geländewagen auf 35 Prozent der Auslieferungen, nach 25 Prozent im Vorjahr. SUVs sind profitabler als Limousinen und Kombis und steigern somit die operative Rendite der Wolfsburger.
Im zweiten Halbjahr erwartet Finanzvorstand Frank Witter ein potenziell schwierigeres Geschäft. Die für 2019 avisierte Produktion wurde um 450.000 Autos gekürzt. Bei Bedarf ist der Autobauer bereit, seine Fertigung auch stärker zu drosseln. Die Kürzung entspricht etwa der jährlichen Kapazität einer der weltweit 122 Fabriken des Konzerns und ist höher als die von Elektroautopionier Tesla für das Gesamtjahr geplante Produktion von bis zu 400.000 Autos.
Besonders beeindrucken Analysten Volkswagens hohe Mittelzuflüsse aus dem operativen Geschäft im ersten Halbjahr. Rund 6,9 Milliarden Euro Netto-Cashflow seien "fast doppelt so viel wie Daimler und BMW zusammen voraussichtlich im gesamten Jahr auf die Waage bringen werden", schätzt Analyst Arndt Ellinghorst vom Investmenthaus Evercore ISI.
Allianz mit Ford ausgebaut
Das Geld kann der Dieselsünder aus Wolfsburg gut gebrauchen. Bis 2023 sollen 44 Milliarden Euro in die Entwicklung batteriebetriebener Fahrzeuge, selbstfahrender Autos, von Mobilitätsdiensten und in den dafür notwendigen Umbau der Werke fließen. Um die künftig strengeren Abgaswerte im Flottenverband zu erreichen, sollen in einer ersten Welle 27 neue Stromer auf die Straße rollen, bis 2028 sollen es dann fast 70 E-Modelle sein. Den Anfang macht der ID.3, der auf der Frankfurter Automesse IAA präsentiert wird und bereits im nächsten Jahr auf den Markt kommen soll.
Um die Belastung durch die notwendigen hohen Investitionen zu verringern, hat VW jüngst seine Allianz mit US-Autobauer Ford ausgeweitet. Volkswagen beteiligt sich an der Ford-Tochter Argo AI, die Roboterautos entwickelt, und bringt auch seine eigenen Aktivitäten für autonomes Fahren in das US-Start-up ein. Im Gegenzug kauft Ford im großen Stil Elektroauto-Komponenten aus Volkswagens Baukastensystem ein.
Signal: Die gegen den Branchentrend starke Bilanz bringt Aufwind. VW bleibt aber im schwierigen Umfeld vorsichtig. Kaufenswert.
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