Naga Group: Scharfe Schote mit viel heißer Luft
Die Naga Group ist eines der spektakulärsten jungen Unternehmen Deutschlands. Doch hinter den Erfolgsmeldungen des Börsenneulings und Coin-Emittenten stehen viele Fragezeichen.
Werte in diesem Artikel
von Lucas Vogel und
Frank-B. Werner, €uro am Sonntag
Die Naga-Schote ist eine der schärfsten Chilisorten der Welt. Wer sich nach ihr benennt, will sagen: "Wir sind scharf!" Das Hamburger Start-up Naga Group, das derzeit nicht zuletzt mit der Emission einer eigenen Währung für Furore sorgt, will offensichtlich superscharf sein.
Die Kursentwicklung hat durchaus Würze: Die Notiz hat sich für Zeichner der Aktie im vergangenen Juli in etwa vervierfacht, Naga war damit der erfolgreichste deutsche Börsenneuling 2017.
Die Firma fokussiere sich auf "disruptive Konzepte", heißt es auf der Homepage: Jedes Projekt sei eine "massive Big-Data-Anwendung" mit "Expansionspotenzial". Das Ziel sei, "Fintechs eines neuen Niveaus" zu kreieren und damit "den veralteten Bankensektor zu revolutionieren" - und das mit einem "weltweiten Marketing-Ansatz".
Schicke Schlagwörter gibt es viele. Konkrete Hinweise zum Geschäftsmodell sind auf der Webseite hingegen rar. Die Finanzierung der "Ventures" steht immerhin. Im Dezember schlossen die Hamburger erfolgreich die Emission ihrer Digitalwährung Naga Coin ab und nahmen beim Initial Coin Offering (ICO) rund 40 Millionen Euro ein.
Mögliche Käufer der Naga Coin informierten die Norddeutschen in einem 96-seitigen Whitepaper und in einer dreiseitigen Kurzversion. Nicht nur würde das Geld aus dem Münzverkauf dem bestehenden Produkt Swipestox - eine Tradingplattform mit Social-Media-Elementen - zum Durchbruch verhelfen, sondern zudem einer Vielzahl anderer Aktivitäten: Switex, eine Börse für digitale Güter aus dem Bereich Computerspiele; ein Robo-Advisor, der mit künstlicher Intelligenz das Geld der Kunden vermehrt; die Entwicklung eines eigenen Tradingalgorithmus; ein eigenes Finanzökosystem inklusive Naga-Kreditkarte und der Aufbau einer Naga-Akademie. Auf dem Weiterbildungsportal soll man in ein paar Jahren sogar seinen Doktor im Fach "virtuelle Güter" machen können.
Ob das Geld aus dem Münzverkauf reicht? Schließlich soll nur etwa die Hälfte der Einnahmen wirklich investiert werden. Laut Whitepaper gehen 17,5 Prozent an das Team, 12,5 Prozent an Juristen und Experten und 15 Prozent in einen Topf für Aktienrückkäufe, Übernahmen, Optionen für Mitarbeiter und Kundenprogramme.
Verdoppler angekündigt
Das Unternehmen ist gleichwohl davon überzeugt, dass die Naga Coin ein gutes Investment ist. Herausgegeben zu einem Dollar, prognostiziert die Firma bereits für kommendes Jahr eine Preisverdopplung. 2022 soll die Kryptowährung dann bereits acht Dollar kosten.
Solch hochfliegende Pläne passen zum Unternehmen. Auch bei den beiden wichtigsten Produkten, Swipestox und Switex, orientiert man sich an den ganz Großen: Switex, wo Nutzer digitale Schwerter, Schilde und Zaubertränke handeln sollen, wird "die Spieleindustrie disruptieren" und "das Amazon und Ebay" für Spielegüter werden. Die Social-Trading-Plattform Swipestox wiederum "hat die Chance, das Facebook der Finanzbranche zu werden". Schaffen soll das ein internationales "Rock Star Team".
Das braucht es auch, will Naga seine Ziele erreichen. Schließlich gibt es mit Wikifolio, Ayondo und eToro in Deutschland bereits drei etablierte Social-Trading-Anbieter. Starke Konkurrenz für Swipestox.
Starke Konkurrenz
Auch bei der Börse für digitale Güter, Switex, muss sich das Team ins Zeug legen. Schon heute gibt es viele Handelsplätze, auf denen virtuelle Güter aus Videospielen getauscht werden. Neu ist bei Switex lediglich, dass mit einem 40-Prozent-Anteil die Deutsche Börse als Imagelifter dabei ist. "Was gibt es Besseres für eine virtuelle Börse, als ,powered by‘ einer echten Börse zu sein", so Vorstandsmitglied Benjamin Bilski.
Die Finanzaufsicht Bafin sieht ICOs grundsätzlich mit "systemimmanenten Risiken" verbunden. "Die Bafin hielt es daher für angemessen, Verbraucher über diese Risiken zu informieren, ohne dabei - wie es andere Länder getan haben - ICOs vollständig zu verbieten", erläutert Sprecher Mario Kyriasoglou.
Auch in Hamburg weiß man, dass man sich mit der Emission einer eigenen Kryptowährung auf schwieriges Terrain begeben hat. Vorstand Bilski selbst geht davon aus, dass 2018 einige Skandale um frühere ICOs hochkommen werden. Das eigene ICO verspreche aber, ein Erfolg zu werden, weil die Coins als Zahlungsmittel in den Produkten von Naga zum Einsatz kämen: "Es gibt bei ICOs viele schwarze Schafe, wir sind aber ein weißes."
Holger Steffen, Analyst bei SMC Research, hat zum ICO eine klare Meinung: "Ob ich eine Naga Coin kaufen würde, weiß ich nicht, aber für das Unternehmen ist das eine geniale Möglichkeit der Finanzierung ohne große Verpflichtungen und Verwässerung."
Er hat natürlich recht: Anders als bei Aktien der Naga Group haben Investoren in Naga Coin keinerlei rechtlichen Zugriff auf das Vermögen oder die Gewinne der Firma. Warum dieser Geldregen dem Unternehmen gerade jetzt zupasskommt, wird klar, wenn man sich den Börsengang vom Sommer 2017 genauer ansieht.
Die Naga Group ging am
10. Juli 2017 in Frankfurt an die Börse, nur zwei Jahre und fünf Wochen nach Gründung. Das war gerade genug, um die Voraussetzungen für die Aufnahme in das neue Börsensegment Scale zu schaffen, das ein Mindestalter von zwei Jahren vorsieht. Warum die Naga Group so in Eile war, erklärt Bilski so: "Wir wollten mit dem Börsengang professionelle Strukturen, Transparenz und den Zugang zum Kapitalmarkt schaffen."
Wie von der Börse verlangt, hatte die Naga Group eine beratende Bank an ihrer Seite, die zu Beginn auch für den reibungslosen Handel sorgen soll: Hauck & Aufhäuser, die 2016 von der chinesischen Gruppe Fosun übernommen wurde. Die wiederum stieg Anfang 2017 bei Naga ein und ist bis heute größter Aktionär. Hauck & Aufhäuser-Chef und Naga-Aufsichtsrat Michael Bentlage will sich zu dem Engagement aber nicht äußern.
Für den IPO war es natürlich schön, eine Bilanz mit Substanz vorzuweisen. Bei der Naga Group besteht der größte Asset in immateriellen Vermögenswerten, nicht ungewöhnlich für ein junges Unternehmen aus der Softwarebranche. Erstaunlich jedoch, wie diese Werte gehoben wurden. Den weitaus größten Bilanzposten hat Naga von der Zack Holding erstanden, deren größter Anteilseigner Yasin Sebastian Qureshi ist, zugleich Gründer und Chef von Naga.
Im März 2016 brachte die Zack Holding ihre Beteiligung an der Swipy Technology GmbH in die Naga AG ein. Dafür musste die ihr Grundkapital um nur einen Euro anheben. Ein wahres Schnäppchen, wenn man bedenkt, was nur drei Monate später passierte. Da wurden die immateriellen Vermögenswerte der Swipy GmbH im Wert berichtigt - um 20 Millionen Euro nach oben. Binnen weniger Monate wurde aus einer GmbH, die für einen Euro weitergegeben wurde, ein Asset mit einem Wert von 20 Millionen Euro.
Früher oder später wird Naga liefern müssen. Dabei hängt alles an den beiden wichtigsten Angeboten, Swipestox und Switex. Laut Naga wurde die Swipestox-App bereits mehrere Hunderttausend Mal heruntergeladen und hat derzeit über 200.000 aktive Nutzer pro Monat. Auffällig ist dabei die starke Fokussierung auf Endgeräte, die mit Googles Betriebssystem Android laufen. Bei Google Play hat die App über 2.000 Bewertungen, in Apples App Store sind es gerade einmal elf.
Die Fantasie der Aktionäre facht die Naga Group mit ihrem wichtigsten Produkt Switex mithilfe des Großaktionärs Fosun an. Je mehr namhafte Spielehersteller wie Electronic Arts oder Blizzard Entertainment dabei sind, desto attraktiver wird die Plattform. Analyst Steffen Hofmann jedenfalls ist vom großen Potenzial des Konzepts überzeugt und geht von mehr als einer Million Nutzer in nicht allzu ferner Zukunft aus. Bisher hat sich mit dem zehn Jahre alten japanischen Unternehmen Asobimo allerdings erst ein namhafter Partner gefunden.
Es bleibt die Frage, ob die Produkte der Naga Group wirklich aus der Betaphase heraus die mutig gesteckten Ziele erreichen können. Oder die Naga-Macher haben zu stark gewürzt.
Investor-Info
Naga Group
Viel heiße Luft
Im Juni 2017 ging die Naga Group an die Börse. Sie ist 100-prozentige Eigentümerin der in Zypern registrierten Hanseatic Brokerhouse Global Markets Ltd. sowie der Hamburger GmbHs p2pfx, Swipestox, Swipy Technology, Trafex und Zack Beteiligung und hält 60 Prozent an der Switex GmbH. Mit Ausnahme des Brokers beschäftigen sich die Firmen mit der "Entwicklung von Plattformen" oder "verwalten eigenes Vermögen". Der Umsatz belief sich 2016 auf zwei Millionen Euro, 2017 sollen es laut Schätzungen 5,5 Millionen werden. Im Dezember wurden 50 Millionen Dollar mit der Kryptowährung Naga Coin eingesammelt. Anleger sollten die Aktie meiden.
Die Gründer
Macher mit Geschichte
Die Naga Group wurde 2015 von Yasin Sebastian Qureshi, Christoph Brück und Benjamin Bilski gegründet. Der chinesische Hauck & Aufhäuser-Eigentümer Fosun hält ein Viertel des Kapitals. Qureshi ist kein Unbekannter. Er war bis zum Sommer 2015 als Chef der von ihm gegründeten Varengold Bank aktiv, gegen die im Zusammenhang mit Cum-Ex- Geschäften ermittelt wird.
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Name | Hebel | KO | Emittent |
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Bildquellen: Screenshot Naga Group, Naga Group
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