Euro am Sonntag-Aktien-Check

General Electric: Rauswurf aus dem Renommierclub

26.06.18 15:00 Uhr

General Electric: Rauswurf aus dem Renommierclub | finanzen.net

Nach über 110 Jahren Mitgliedschaft fliegt der einstige Vorzeigekonzern General Electric aus dem Dow-Jones-Index. Die nächste schlechte Nachricht: Der Umbau kommt nur schleppend voran.

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von Stephan Bauer, Euro am Sonntag

Böse Zungen behaupten, dass John Flannery schuld sei an den spektakulären Kursverlusten der Aktie von General Electric (GE). Der Chef des amerikanischen Industrie-Urgesteins, einst vom legendären Erfinder Thomas Alva Edison mitgegründet, arbeitet hart am Umbau des kriselnden Kolosses. Jüngst sprach Flannery auf einer Investorenkonferenz in Florida, mit Beginn der Rede geriet der Kurs ins Rutschen. Schließlich stand mit über sieben Prozent der größte Tagesverlust der Aktie seit neun Jahren zu Buche. Es war eine weitere Etappe im langen Abstieg des Gründungsmitglieds des Dow Jones Industrial.



Kommende Woche ist auch damit Schluss: Der Mitgründer fliegt, GE muss den Dow nach über 110 Jahren ununterbrochener Mitgliedschaft verlassen. Anstelle des einst erfolgreich­s­ten und profitabelsten Mischkonzerns der Welt darf der größte amerikanische Apothekenbetreiber, Walgreens Boots Alliance, in den Club. Die GE-Aktie war eben viel zu tief gefallen: Auf Jahressicht liegt das Minus bei mehr als 50 Prozent, seit dem Hoch im Jahr 2000 hat das Papier drei Viertel seines Werts verloren, weit über 300 Milliarden Dollar Marktkapitalisierung wurden seither vernichtet.

Doch John Flannery die Schuld an der Misere zu geben, greift viel zu kurz. Sicher, der Chef ließ bei besagtem Meeting mehr oder weniger offen, ob die bereits deutlich reduzierte Dividende nun endlich auch Bestand habe. Vor allem aber deutete er an, dass der laufende Umbau des Konglomerats aus Medizin- und Energietechnik, Flugzeugturbinen und Ausrüstungen für die Öl- und Gasindustrie doch länger dauern könne als geplant.

Aus der Dauerkrise

Flannerys Zögern, das an der Wall Street zu Verkäufen führte, ist dabei bloß das Ergebnis langjähriger Misswirtschaft. Managerlegende Jack Welch hatte in den 90ern aus dem Industriekonzern eine Bank mit angeschlossener Industrieabteilung geformt und die Bewertung in astronomische Höhen getrieben. Nachfolger Jeffrey Immelt flog dann in der Finanzkrise die aufgeblähte Bilanz der Finanztochter GE Capital um die Ohren. Sein Plan, aus GE wieder einen starken Industriekonzern zu formen, gelang teilweise. An die exorbitanten Bewertungen der Welch-Ära aber kam die Aktie nie wieder heran. Überdies pflegte Immelt einen luxuriösen Führungsstil und flog etwa mit zwei Jets, einem zur Reserve, durch die Welt. Ein schlechtes Vorbild, entsprechend steht es um die Unternehmenskultur.

Aktionäre mussten neben den Kursverlusten eine Kürzung der Dividende um rund die Hälfte verdauen. Tausende ehemaliger Mitarbeiter, deren Altersversorgung auf der Aktie aufbaut, leiden. Auch für sie ist der Erfolg von Flannerys Umbauplan entscheidend. Die Eckpfeiler hat der Chef vor Monaten postuliert: Medizin- und Energietechnik sowie die Flugzeugsparte sollen Kerngeschäft bleiben. Alles andere steht auf dem Prüfstand. Die Lichttechnik etwa, einst mit Edisons Glühbirne die Keimzelle des Unternehmens, ist bereits teilweise verkauft. Die Transportsparte, die Lokomotiven produziert, soll mit dem US-Zugausrüster Wabtec zusammengelegt werden. Ein Deal wurde unlängst beschlossen.



Die Finanzschwäche von GE ist jedoch immer noch frappierend, die Voraussetzungen für eine Wende sind alles andere als ideal. Die US-Investmentbank JP Morgan hatte kürzlich vorgerechnet, dass GE etwa 30 Milliarden Dollar benötige, um die angeschlagene Bilanz zu sanieren. Aus diesem Grund könnte Flannery etwa gezwungen sein, die Mehrheitsbeteiligung am Ölausrüster Baker Hughes zu verkaufen. Doch ein überhasteter Schritt hier wäre womöglich erneut eine gigantische Wertvernichtung, warnen Experten.

Wenn es schnell ginge mit dem Umbau, wäre die Story ganz nach dem Geschmack der Wall Street. Doch danach sieht es derzeit nicht aus.




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Bildquellen: Carsten Reisinger / Shutterstock.com, Gil C / Shutterstock.com

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