Euro am Sonntag-Aktien-Check

E.ON, RWE & innogy: Ein Blitzschlag trifft die Branche

20.03.18 07:00 Uhr

E.ON, RWE & innogy: Ein Blitzschlag trifft die Branche | finanzen.net

Revolution auf dem deutschen Energiemarkt: E.ON und RWE arbeiten zusammen, indem sie die RWE-Tochter innogy unter sich aufteilen.

Werte in diesem Artikel
Aktien

11,16 EUR -0,02 EUR -0,18%

6,83 EUR 0,02 EUR 0,29%

15,05 EUR 0,32 EUR 2,14%

13,29 EUR 0,10 EUR 0,72%

13,07 EUR 0,05 EUR 0,38%

28,44 EUR 0,15 EUR 0,53%

40,20 EUR 0,65 EUR 1,64%

Indizes

19.848,8 PKT -36,0 PKT -0,18%

von Birgit Haas, Euro am Sonntag

Der Deal, den die beiden Energieversorger E.ON und RWE vor wenigen Tagen verkündet haben, macht einfach Sinn: E.ON übernimmt die Anteile des Konkurrenten RWE an dessen Tochter innogy. RWE erhält dafür unter anderem das Ökostromgeschäft von E.ON. Ist die Transaktion Ende 2019 unter Dach und Fach, steht der Energiemarkt ganz neu da. E.ON wird dann eine auf Netzgeschäfte und Vertrieb spezialisierte Marktgröße sein. Und RWE vor allem ein Stromerzeuger, der größte im Land.



Das ist ein Paukenschlag in der Branche. Zwei erbitterte Rivalen, die auch noch beide in Essen ihren Hauptsitz ­haben, schließen sich zusammen. Die neue Freundschaft ist einerseits eine Antwort auf die Energiewende und die Krise, in die der Umschwung die Konzerne gestürzt hat. Andererseits bekennen sich damit beide Unternehmen zum Heimatmarkt. Denn am 76,8 Prozent schweren Aktienpaket der 2016 an die Börse gebrachten Ökostromtochter innogy bekundeten zuletzt vor allem ausländische Konkurrenten wie Enel aus Italien, Engie aus Frankreich und Iberdrola aus Spanien Interesse.

Doch RWE-Chef Rolf Martin Schmitz wollte kein Szenario wie bei der E.ON-Tochter Uniper heraufbeschwören. Im Januar hatte der finnische Energieversorger Fortum den Essenern knapp 47 Prozent der Anteile abgekauft. Eine Übernahme scheiterte zwar am Widerstand der Aktionäre, die sich dem An­gebot von Fortum mehrheitlich verweigerten. Doch die Finnen haben nun einen signifikanten Einfluss auf Uniper und könnten erneut einen feindlichen Vorstoß wagen.


Keine verlockenden Aussichten. Also verkauft Schmitz innogy lieber an einen heimischen Konzern. Die Liste der potenziellen Käufer war eh nicht lang.

E.ON-Chef Johannes Teyssen und Schmitz haben den Tausch innerhalb weniger Wochen besiegelt. Ein Grund für die plötzliche Eile: innogy ist in Schwierigkeiten. Zwar legte die RWE-Tochter 2016 an der Börse mit dem zukunftsträchtigen Ökostromsegment im Gepäck einen rasanten Start hin. Dennoch wackelt das große Projekt.


Mitte Dezember 2017 gab das Management eine Gewinnwarnung heraus, da die Einbußen im Strom- und Gasgeschäft in Großbritannien nicht wie geplant durch Einsparungen aufgefangen werden konnten. Vorstandschef Peter Terium musste gehen, die Aktie brach um 17 Prozent ein - und hat sich bis heute nicht komplett erholt.

Am Montag präsentierte der innogy- Vorstand, der bis zum Wochenende von den Plänen offenbar nichts wusste, ein um fast 50 Prozent gesunkenes Nettoergebnis von 778 Millionen Euro. Den Ausblick für das laufende Geschäftsjahr - ein Nettoergebnis von 1,1 Milliarden Euro - bestätigte innogy zwar. Aus Konzernkreisen heißt es aber zugleich, dass die RWE-Tochter vor 2020 nicht wachsen werde. Ein sinkender Börsenwert und ernüchterte Aktionäre machten innogy angreifbar. Schmitz, der sich bislang nur vage zu seinen Plänen mit der Tochtergesellschaft geäußert hatte, sah offensichtlich die Zeit zum Handeln ­gekommen.

Neue Finanzkraft gibt Rückenwind

E.ON kann sich den Zukauf inzwischen wieder leisten. Bei der Bilanzkonferenz für das Jahr 2016 musste Teyssen noch einen Verlust von 16 Milliarden Euro und eine hohe Verschuldung rechtfer­tigen. Für 2017 meldete E.ON einen Gewinn von 4,2 Milliarden Euro. Darüber hinaus konnten die Westfalen ihren Schuldenberg um 27 Prozent auf 19 Milliarden Euro drücken. Das gelang dank einer Kapitalerhöhung und dem Verkauf von Uniper. "Das hat uns weiteren Spielraum gegeben", so Teyssen.

Hinzu kam die Rückzahlung der Brenn­elementesteuer, die die Bundesregierung im Zuge der Energiewende ­erhoben hatte, die aber vom Bundes­verfassungsgericht im Juni für rechtswidrig erklärt worden war. E.ON erhielt mehr als drei Milliarden Euro zurück.

An RWE überwies der Staat 1,7 Milliarden Euro. Der bislang auf Atom- sowie Kohle- und Gaskraftwerke spezialisierte Stromerzeuger konnte den Nettogewinn 2017 um 60 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro steigern. Im Jahr zuvor waren 5,7 Milliarden Verlust angefallen.

Die gestärkte Finanzkraft macht auch für RWE den Deal mit E.ON erst möglich. RWE erhält den Großteil des Ökostromgeschäfts von innogy sowie die Gasspeichersparte. Obendrauf kommt eine Beteiligung am österreichischen Versorger Kelag und an den Kernkraftwerken Emsland und Gundremmingen, die ­derzeit in der Hand der E.ON-Tochter PreussenElektra liegen. An RWE geht überdies eine Minderheitsbeteiligung von 16,7 Prozent an E.ON und 1,5 Milliarden Euro als Ausgleich.

RWE trägt bei dem Deal das größere Risiko: Der Strommarkt ist wettbewerbs­intensiv. "Das RWE-Ergebnis wird deutlich zulegen. Die Ertragskraft nimmt stärker zu als die Verschuldung", ist Finanzvorstand Markus Krebber aber überzeugt. Mit Einsparungen rechnet man bei RWE kaum.

E.ON hat da konkretere Ziele. "Wir erwarten 600 bis 800 Millionen Euro an Synergien jährlich ab 2020", sagt Chef Teyssen. Dafür werden rund 5.000 Stellen gestrichen. Der E.ON-Chef verspricht jedoch einen sozialverträglichen Abbau: "Auf betriebsbedingte Kündigungen wollen wir verzichten."

Auch deshalb erhält das Tauschgeschäft viel Zuspruch. Die Gewerkschaften haben ihre Zustimmung signalisiert. Die Chancen, dass die Wettbewerbs­hüter in Brüssel und Berlin ebenfalls grünes Licht geben, stehen gut. "Nach den Informationen, die uns bisher vorliegen, gehe ich grundsätzlich davon aus, dass die Wettbewerbsbehörden keine Bedenken gegen das Geschäft haben werden", sagte Armin Wambach, Vorsitzender der Monopolkommission.

Der Verband der Anlegerschützer DSW äußert sich allerdings zurückhaltend zum Angebot, das E.ON den au­ßenstehenden Aktionären von innogy macht. Die 36,76 Euro je Papier liegen nur knapp über dem Ausgabepreis von 2016 (siehe Investor-Info). "Anleger, die vor dem Crash letzten Oktober eingestiegen sind, machen damit keinen Schnitt", sagt DSW-Sprecher Jürgen Kurz. Für die leidgeprüften Aktionäre von RWE und E.ON aber stehen die Zeichen auf Aufbruch.

E.ON:
Netzgeschäft Energievertrieb Atomkraftwerke

Netzbetreiber: E.ON erhält 77 Prozent an innogy, unterbreitet ein Angebot für die ausstehenden Aktien - und wird zu einem der größten Energienetzbetreiber Europas.

RWE:
Kohlekraftwerke Braunkohletagebau Gaskraftwerke Atomkraftwerke

Stromerzeuger: RWE erhält von E.ON die Ökostromaktivitäten, wird zu einem füh­renden Erzeuger in ­Europa - und hält nach Abschluss des Deals 16,7 Prozent an E.ON.

Investor-Info

E.ON
Neuer Anschluss

Der Energiekonzern konzentriert sich auf das regulierte und gut kalkulierbare Geschäft mit Netzen und dem Vertrieb von Strom. E.ON macht sich zwar mittelfristig abhängig vom Stromhandel, hat aber große Erfahrung darin. Das Netzgeschäft zählte schon vor dem Deal zu den Umsatztreibern. Auch durch die hohen Synergieeffekte dürfen sich Anleger auf steigende Ergebnisse und eine dauerhaft ­höhere Dividende freuen.

RWE
Neuer Umsatzmix

Mit der Übernahme der erneuerbaren Energien von innogy ändert sich auch das Geschäftsmodell von RWE fundamental: Künftig sollen 90 Prozent der Erträge aus dem operativen Geschäft kommen, der Anteil an konventionellem Strom liegt dann bloß noch bei 30 Prozent. Bisher kamen 40 Prozent der RWE-Umsätze aus Finanzbeteiligungen wie innogy. Die Aktie des Erzeugers ist das spekulativere Papier, bietet aber auch Chancen.

innogy
Mäßiges Gebot

E.ON bietet innogy-Aktionären 40 Euro für ­jedes Papier an. Die Summe setzt sich aus ­einem Angebot von 36,76 Euro plus einer ­angenommenen Dividende von 3,24 Euro für 2017 und 2018 zusammen. Das Angebot ohne Dividende liegt somit nur knapp über dem Ausgabepreis. Die Chancen auf ein ­weiteres höheres Angebot sind gering. An­gebot annehmen und verkaufen.








_______________________________

Ausgewählte Hebelprodukte auf E.ON

Mit Knock-outs können spekulative Anleger überproportional an Kursbewegungen partizipieren. Wählen Sie einfach den gewünschten Hebel und wir zeigen Ihnen passende Open-End Produkte auf E.ON

NameHebelKOEmittent
NameHebelKOEmittent
Wer­bung

Bildquellen: Adam Berry/Getty Images, innogy SE

Nachrichten zu E.ON SE

Analysen zu E.ON SE

DatumRatingAnalyst
17.12.2024EON SE BuyUBS AG
09.12.2024EON SE OutperformBernstein Research
29.11.2024EON SE OutperformBernstein Research
27.11.2024EON SE OverweightJP Morgan Chase & Co.
19.11.2024EON SE BuyUBS AG
DatumRatingAnalyst
17.12.2024EON SE BuyUBS AG
09.12.2024EON SE OutperformBernstein Research
29.11.2024EON SE OutperformBernstein Research
27.11.2024EON SE OverweightJP Morgan Chase & Co.
19.11.2024EON SE BuyUBS AG
DatumRatingAnalyst
14.11.2024EON SE Sector PerformRBC Capital Markets
14.11.2024EON SE HoldJefferies & Company Inc.
31.10.2024EON SE HoldJefferies & Company Inc.
14.08.2024EON SE HoldJefferies & Company Inc.
14.08.2024EON SE Sector PerformRBC Capital Markets
DatumRatingAnalyst
11.06.2024EON SE SellGoldman Sachs Group Inc.
11.12.2023EON SE UnderweightMorgan Stanley
09.01.2023EON SE UnderweightMorgan Stanley
20.09.2021EON SE UnderweightMorgan Stanley
11.05.2021EON SE UnderweightMorgan Stanley

Um die Übersicht zu verbessern, haben Sie die Möglichkeit, die Analysen für E.ON SE nach folgenden Kriterien zu filtern.

Alle: Alle Empfehlungen

Buy: Kaufempfehlungen wie z.B. "kaufen" oder "buy"
Hold: Halten-Empfehlungen wie z.B. "halten" oder "neutral"
Sell: Verkaufsempfehlungn wie z.B. "verkaufen" oder "reduce"