Deutsche Telekom: Eins, zwei, drei - Funker-Party?
Die Bonner und Japans Softbank verhandeln erneut über eine Fusion ihrer Mobilfunk-Töchter T-Mobile US und Sprint. Die Logik eines Deals ist offenkundig - die Konfliktlinien sind es auch.
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von Stephan Bauer, Euro am Sonntag
Plötzlich ist das Thema wieder brandheiß: Die Deutsche Telekom verhandelt erneut um eine Fusion ihrer Mobilfunktochter T-Mobile US mit dem US-Wettbewerber Sprint. Die Gespräche seien in einem vorläufigen Stadium, so das "Wall Street Journal", das als zuverlässige Quelle gilt. Börsianer griffen bei Aktien involvierter Unternehmen herzhaft zu: Die T-Aktie und der Kurs der Tochter T-Mobile US sprangen deutlich an. Das Sprint-Papier legte an der Wall Street einen 17-Prozent-Sprung hin, das größte Tagesplus seit Jahren.
Die Gespräche zwischen den Bonnern und dem Großaktionär von Sprint, der japanischen Softbank, die 85 Prozent hält, sind zwar erst im Anfangsstadium. Doch das ist die übliche Vorbereitung für Verhandlungen auf Top-Ebene.
Der Antrieb für die abermalige Annäherung zwischen Telekom-Chef Tim Höttges und Masayoshi Son, dem Chef von Softbank, ist der gleiche wie beim letzten Versuch im vergangenen Herbst: Eine Verbindung der Telekom-Tochter, Nummer 3 auf dem US-Markt, mit der Nummer 4, Sprint, würde mit 120 Millionen Mobilfunkkunden die beiden bisherigen großen Spieler, Verizon Wireless und AT & T ernsthaft herausfordern. Es entstünde eine neue Nummer 2 im Markt.
Für T-Mobile US wie Sprint würden die Einkaufskonditionen etwa bei Smartphones besser, die Beschaffung von Infrastrukturausrüstung günstiger. Schätzungen über das gesamte Synergiepotenzial gehen zwar weit auseinander. Einzelne Experten rufen dabei aber Zahlen in der Größenordnung von bis zu 45 Milliarden Dollar auf.
Die Reize des Deals
Gemeinsam könnten Deutsche und Japaner überdies die gewaltigen Lasten schultern, die künftig durch die zwingende technische Aufrüstung der US- Mobilfunknetze für den neuesten Datenfunk 5G ansteht.
Ab 2019 muss die Telekom- Tochter wohl bis zu zehn Milliarden Dollar für das Update ihres Netzes investieren. Das Geld dafür fließt auch aus den Bonner Kassen. Die Deutsche Telekom aber muss bereits den Glasfaserausbau im Heimatmarkt Deutschland schultern. Die hoch verschuldete Sprint braucht dringend einen Partner.
Trotz der Vorteile für beide Seiten scheiterten jedoch bereits zwei Versuche, die Gesellschaften zusammenzuschließen. 2014 stoppte die US-Telekommunikationsaufsicht FTC den bereits austarierten Deal. Beim Anlauf im vergangenen Herbst kam es gar nicht zu einem Fusionsvertrag, der hätte genehmigt werden können.
Der Grund: Die Partner wurden sich nicht einig, wer die Kontrolle über das Unternehmen haben solle. Softbank wollte die Zügel bei Sprint nicht aus der Hand geben, Telekom-Chef Höttges wiederum nicht auf die volle Konsolidierung der Gewinne seines wachstumsstärksten Geschäfts verzichten.
Entscheidend für einen Erfolg im dritten Anlauf dürfte sein, ob es in der Kontrollfrage zu einer Verschiebung der Prioritäten etwa aufseiten der Japaner gekommen ist. Möglich wäre das, schließlich leidet die kleinere Sprint besonders stark unter dem hohen Preisdruck auf dem US-Telekommunikationsmarkt.
Die Netze von Sprint sind hochgradig investitionsbedürftig. Rund sechs Milliarden Dollar müssen laut Schätzungen in jedem der kommenden Jahre investiert werden. Bei der Neukundenakquise kann sich das Unternehmen nicht erlauben, große Geschenke zu verteilen, da der Schuldenberg riesig ist.
T-Mobile US steht weit besser da: Die Netze sind fitter, die Strategie von Chef John Legere, Kunden aggressiv zu werben, funktioniert seit vielen Quartalen exzellent. Der üppig fließende Strom an Neukunden spült den Amerikanern trotz günstiger Tarife Milliarden in die Kassen.
Die Bonner sind nach wie vor in einer guten Verhandlungsposition - die große Unbekannte bleibt wohl einmal mehr das Ego von Masayoshi Son.
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