DAX-Aufsteiger Wirecard: Der Profiteur des digitalen Trends
Der Zahlungsabwickler Wirecard hebt seine Prognose für 2018 zum zweiten Mal an. Die Münchner haben soeben die Deutsche Bank beim Börsenwert überholt.
von Floriana Hofmann, Euro am Sonntag
An der Supermarktkasse nicht umständlich den Geldbeutel herauskramen, sondern einfach ein elektronisches Armband dafür einsetzen: Das ist in Deutschland zwar noch weitestgehend Zukunftsmusik, in anderen Ländern wie China hingegen längst Realität. Dass die Zahlung mit solchen Bändern, mit Smartphones oder Smartwatches glatt über die Bühne geht, dafür sorgt Wirecard.
Das Geschäft läuft derart rund, dass der Zahlungsabwickler seine Jahresprognose für 2018 zum zweiten Mal erhöht hat. Der Konzern aus Aschheim bei München peilt nun ein Betriebsergebnis (Ebitda) zwischen 530 und 560 Millionen Euro an. Wirecard hatte erst im April den Ausblick auf 520 bis 545 Millionen Euro angehoben. Ursprünglich hatten 510 bis 535 Millionen Euro im Plan gestanden, nach 413 Millionen Euro im Vorjahr.
Auf die 34 Prozent Gewinnzuwachs des Jahres 2017 dürfte damit ein ähnliches Plus im laufenden Jahr folgen. Auch die mittelfristige Planung von Chef Markus Braun fällt abermals optimistischer aus: Der Umsatz soll 2020 bei über drei Milliarden Euro liegen. Zuvor hatten 2,8 Milliarden Euro im Plan gestanden. 2017 lagen die Erlöse noch bei 1,5 Milliarden Euro.
Börsianer belohnten das mit einem neuen Allzeithoch. Die Aktie war zuletzt mehrfach auf neue Rekordstände geklettert. Wirecard ist an der Börse rund 22 Milliarden Euro wert - und damit mehr als das größte deutsche Geldhaus, die Deutsche Bank, mit rund 20 Milliarden Euro.
Kürzlich hatten die Bayern bereits die Commerzbank überholt. Im September überprüft die Deutsche Börse routinemäßig die Zusammensetzung des DAX. Experten rechnen damit, dass die Commerzbank nach dem jüngsten Kursrückgang absteigt - und durch Wirecard ersetzt wird. Die moderne Fintech-Welt verdrängt die traditionelle Bankenszene.
Die Frankfurter Banken verdienen ihr Geld mit dem klassischen Privat- und Unternehmenskundengeschäft. Der TecDAX-Konzern aus dem Münchner Osten - der auch eine Banklizenz hat - profitiert vom Trend zum bargeldlosen Bezahlen. Das Spektrum reicht von Zahlungen im Onlinehandel bis zum kontaktlosen Bezahlen in Filialen. Wirecard stellt die digitale Plattform zwischen Händlern und deren Kunden bereit und bringt die Akteure zusammen.
Zu den Kunden von Wirecard zählen renommierte Großunternehmen wie der Möbelkonzern Ikea, der Discounter Aldi oder die Fluglinie KLM, aber auch viele kleinere Händler. Von diesen kassieren die Bayern Transaktionsgebühren. Steigen die Umsätze dort, dann klingelt auch die Kasse in Aschheim. Jüngst erweiterten die Bayern ihre Partnerschaft mit dem US-Kreditkartenkonzern Visa.
Volumen steigt um die Hälfte
Im ersten Halbjahr wickelte der Konzern Transaktionen im Volumen von 56,2 Milliarden Euro ab, das waren 49 Prozent mehr als im Vorjahr. Noch immer werden 80 bis 85 Prozent des weltweiten Zahlungsverkehrs in bar abgewickelt. Geht es nach Wirecard, dürften aber bald auch die Bargeldaffinen Deutschen ihre Einkäufe mit dem Handy oder Armband bezahlen.
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