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Allianz oder Munich Re? Wo Anleger richtig liegen

14.03.18 01:00 Uhr

Allianz oder Munich Re? Wo Anleger richtig liegen | finanzen.net

Die niedrigen Zinsen am Kapitalmarkt lasten auf den Geschäftsmodellen von Erstversicherer Allianz und Rückversicherer Munich Re. Welcher der beiden DAX-Konzerne besser damit klarkommt.

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von Klaus Schachinger, €uro am Sonntag

Wenige Tage vor der Bilanz am Donnerstag ist der Druck hoch bei Munich Re, dem weltweit größten Rückversicherer. Wie die im Februar vorgelegten Zahlen zeigten, schrumpfte der Überschuss 2017 im Vergleich zum Vorjahr um 85 Prozent auf 392 Millionen Euro. Die Serie spektakulärer Naturkatastrophen im Herbst, die Hurrikane in den USA und die Erdbeben in Mexiko hatten nahezu den ganzen Gewinn weggefegt. Wenn sich die Belastung durch Naturkatastrophen im laufenden Jahr in Grenzen hält, scheint eine Rückkehr zur Normalität möglich. Für 2018 stellt Munich Re 2,0 bis 2,4 Milliarden Euro Überschuss in Aussicht. Es könnte auch etwas mehr werden, warb Finanzvorstand Jörg Schneider kürzlich für mehr Zuversicht bei Aktionären.



Rückversicherer sind die Versicherer von Assekuranzen wie etwa der Allianz. Bei der komplexen Absicherung von ­Risiken in der Industrie oder bei Natur­katastrophen sind Rückversicherer immer an Bord. Nur so können Schadenfälle, deren Größenordnung schnell Milliardenbeträge erreichen kann, wirtschaftlich sinnvoll abgedeckt werden. Die Milliarden aus den Prämien für Versicherungsschutz legen Versicherer am Kapitalmarkt an und erschließen sich damit eine zusätzliche Quelle ihrer Gewinne. Wegen der seit Jahren sehr niedrigen Zinsen am Kapitalmarkt sind ihre Anlagerenditen allerdings zuletzt deutlich geringer ausgefallen als früher. Das bremst den Gewinnzuwachs erheblich.

Die Dividende will Munich Re aber trotz des schwierigen Umfelds stabil halten. Der Konzern hat über Jahrzehnte hohe Finanzreserven aufgebaut. Schließlich sind nachhaltig hohe Ausschüttungen für Anteilseigner enorm wichtig. Dividenden lieferten in den vergangenen zehn Jahren über ein Drittel des gesamten Wertzuwachses der Aktie.

Hohe Erwartungen

Rückversicherer haben ein weiteres Handicap. Bei potenziell besonders hohen Schäden durch Naturkatastrophen wie etwa Hurrikane in den USA, die inzwischen gut kalkulierbar sind, bieten mittlerweile auch Pensionsfonds Erstversicherern attraktive Policen an. Die Konkurrenz drückt die Preise. Eigentlich steigt nach schadenträchtigen Naturkatastrophen die Nachfrage. Die Prämiensteigerungen für Neuverträge fielen aber trotz der intensiven Hurrikan­saison 2017 bisher überschaubar aus, heißt es in der Branche.

Parallel zum Ausblick für 2018 erwarten Investoren von Vorstandschef Joachim Wenning deshalb Lösungen für die Konzernbaustellen. Der promovierte Ökonom, der im April 2017 die Führung übernahm, muss Veränderungen voraussichtlich auch gegen erheb­liche interne Widerstände durchsetzen. Im vergangenen August hatte Wenning angekündigt, er werde das operative Portfolio auf Rentabilität und Tragfähigkeit "konsequent" durchkämmen. Jüngst gab der Manager einen umfangreichen Personalabbau bekannt.



Betroffen sind die Münchner Zentrale und die US-Tochter Munich Re America. Die Profitabilität des Rückversicherungsgeschäfts liege "deutlich unter dem Niveau früherer Jahre", mahnt Wenning. Man sei entschlossen, die Zukunftsfähigkeit des Konzerns auch mit einer Stellenreduzierung zu stärken. Offenbar fallen auch bei der Erstversicherungstochter Ergo Stellen weg. Beim Düsseldorfer Unternehmen, das rund vier Prozent des operativen Gewinns liefert, arbeiten zwei Drittel der insgesamt 43 000 Konzernmitarbeiter.

Beim Munich-Re-Kunden Allianz, der seine Zentrale in München in unmittelbarer Nähe hat, läuft es hingegen deutlich besser. Bei den Naturkatastrophen ist der größte Sachversicherer der Welt glimpflich davongekommen. Das Geschäft mit Lebens- und Krankenversicherungen hat der europäische Assekuranz­primus auf Kurs gebracht. Der Markt­anteil etwa im deutschen Lebensversicherungs-Neugeschäft liegt inzwischen bei rund einem Drittel. Und die Vermögensverwaltung samt dem US-amerikanischen Anleihespezialisten Pimco liefert nach Jahren der Schwäche wieder ein Fünftel des operativen Gewinns.

Sachversicherung im Fokus

Chef Oliver Bäte, seit 2015 an der Spitze, hat damit wichtige Baustellen erfolgreich geschlossen. Jetzt soll die Effizienz der größten Sparte Sachversicherung verbessert werden. Dazu gehört auch Zurückhaltung bei großen Zukäufen. Vieles, was auf den Markt ist, sei zu teuer, sagt Bäte. Gern würde die Allianz ihr Sachversicherungsgeschäft in den USA verstärken. Die Münchner waren deshalb am US-Konkurrenten XL Group interessiert. Den Zuschlag erhielt schließlich aber AXA - für 15,3 Milliarden Dollar.

Auf dem Parkett wurde die Allianz jedoch für ihre Zurückhaltung belohnt. Die Papiere des französischen Rivalen gerieten wegen des teuren Deals unter Druck. Der Münchner Versicherungsriese kann es sich im Gegensatz zur Konkurrenz leisten, auch mal Abstinenz zu üben.

Investor-Info

Allianz
Gut in Form

Mit 1,1 Milliarden Euro Aufwand für Hurrikanschäden in den USA kam die Allianz 2017 glimpflich davon. Das Minus in der Sachversicherung wurde durch Gewinnzuwächse in Lebens- und Krankenversicherungen sowie in der Vermögensverwaltung ausgeglichen. Der operative Gewinn stagnierte bei 11,1 Milliarden Euro. Die Dividende steigt um fünf Prozent auf 8,40 Euro pro Aktie. Für konservative Anleger der bessere Versicherer im DAX.

Munich Re
Wende möglich

Chef Joachim Wenning, seit April 2017 an der Spitze, geht die Baustellen im Stammgeschäft Rückversicherung und bei der Tochter Ergo an. Der überwiegende Teil der Versicherungsprämien ist in Anleihen angelegt. Damit profitiert der Konzern von steigenden Zinsen. Dank hoher Kapitalreserven sind die hohen Dividenden nachhaltig. Steigerungspotenzial.








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