Deutsche Bank-Aktie leicht im Minus: Deutsche Bank erzielt ersten Gewinn seit 2014
Nach fünf Verlustjahren in Folge hat die Deutsche Bank ausgerechnet im Jahr der Corona-Krise die Trendwende geschafft.
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Der vom Vorstand angestrebte Vorsteuergewinn fiel 2020 mit etwas über einer Milliarde Euro noch besser aus als erwartet, und sogar unter dem Strich standen schwarze Zahlen, wie Deutschlands größtes Geldhaus am Donnerstag in Frankfurt mitteilte.
Die Bank weist für das vergangene Jahr 624 Millionen Euro Überschuss aus. Davon müssen unter anderem noch Zinszahlungen an die Inhaber bestimmter Anleihen abgezogen werden, so dass auf die Aktionäre des DAX-Konzern 113 Millionen Euro Gewinn entfällt.
"Im wichtigsten Jahr unseres Umbaus ist es uns gelungen, die Transformationskosten und die gestiegene Risikovorsorge mehr als auszugleichen - und das trotz globaler Pandemie", bilanzierte Konzernchef Christian Sewing. "Wir sind nachhaltig profitabel und zuversichtlich, dass der insgesamt positive Trend 2021 auch in diesen schwierigen Zeiten anhält", sagte Sewing.
18 Monate nach Ankündigung der neuen Strategie sei "die Phase des intensivsten Umbaus" abgeschlossen, schrieb Sewing an die Belegschaft. "Nach diesen sechs Quartalen haben wir bereits 85 Prozent der Umbaubelastungen, die wir für die Zeit bis 2022 erwarteten, hinter uns gelassen."
Vor allem im Investmentbanking sprudelten die Gewinne zuletzt wieder, obwohl das Management diese Sparte im Zuge eines tiefgreifenden Konzernumbaus seit Sommer 2019 zurechtgestutzt hatte. Aus dem weltweiten Aktienhandel etwa hat sich die Bank ganz zurückgezogen.
Vor Steuern erzielte die Investmentbank im vergangenen Jahr 3,2 Milliarden Euro Gewinn - nach 502 Millionen Euro im Jahr 2019. Damit lieferte die lange verlustreiche Sparte praktisch den gesamten Gewinn der Kernbank, also der Bereiche ohne die konzerneigene Abbaueinheit für Altlasten. Die Privatkundenbank verzeichnete im Gesamtjahr 2020 einen Verlust vor Steuern von 124 Millionen Euro.
Der Handel mit Anleihen und Währungen florierte, das Beratungs- und Emissionsgeschäft lief bestens. Die Erträge - also die gesamten Einnahmen - in der Investmentbank erhöhten sich binnen Jahresfrist um ein Drittel auf 9,3 Milliarden Euro. Im gesamten Konzern kletterten die Erträge von rund 23,2 Milliarden auf gut 24 Milliarden Euro.
Im Jahr zuvor hatte der Konzernumbau, der unter anderem mit dem Abbau Tausender Stellen verbunden ist, tiefe Löcher in die Bilanz gerissen. Unter dem Strich stand ein Minus von gut 5,7 Milliarden Euro.
Die Zahl der Vollzeitkräfte im Konzern lag zum Ende des vergangenen Jahres mit 84 659 um 2938 niedriger als ein Jahr zuvor. Der Vorstand hatte im Sommer 2019 das Ziel ausgegeben, bis Ende 2022 die Zahl der Vollzeitstellen im Konzern um etwa 18 000 auf weltweit 74 000 zu drücken. Das Management hatte zuletzt jedoch mehrfach signalisiert, dass der Plan eines Abbaus von 18 000 Jobs nicht in Stein gemeißelt sei. Übergeordnetes Ziel sei die Senkung der Kosten.
Und der Vorstand tritt konzernweit noch stärker auf die Kostenbremse: Es seien "zusätzliche Einsparmöglichkeiten ausgemacht" worden, hatte die Bank Anfang Dezember verkündet. Die - unter anderem um Aufwendungen für den Konzernumbau bereinigten - Kosten sollen nun bis 2022 auf 16,7 Milliarden Euro gesenkt werden. Bisher waren 17 Milliarden Euro die Zielmarke. Für 2020 wurde das Zwischenziel von 19,5 Milliarden Euro bei den bereinigten Kosten erreicht.
Weiteres Einsparpotenzial sieht das Management in der konzerneigenen Abbaueinheit (Capital Release Unit/CRU), mit deren Hilfe die Deutsche Bank ihre Bilanz entlastet. Zudem will das Geldhaus nach positiven Erfahrungen mit Homeoffice und Videokonferenzen in der Pandemie bei Büros und Reisen sparen.
Das Netz eigener Filialen in Deutschland will die Bank im Laufe dieses Jahres um gut 100 Standorte auf 400 verkleinern, wie sie im September angekündigt hatte. Auch im Netz der zum Konzern gehörenden Postbank gibt es seit Jahren regelmäßig Anpassungen. In diesem und im nächsten Jahr sollen den Planungen zufolge jeweils etwa 50 der zuletzt 800 Postbank-Standorte aufgeben werden.
Deutlich mehr Geld als im Vorjahr stellte die Deutsche Bank angesichts der Corona-Krise für mögliche Kreditausfälle zurück. Im Gesamtjahr 2020 belief sich die Risikovorsorge auf rund 1,8 Milliarden Euro - nach 723 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Finanzvorstand James von Moltke hatte kürzlich in einem Interview mit der Wochenzeitung "Die Zeit" betont: "Das sind wohlgemerkt Rückstellungen für mögliche Kreditausfälle, keine Abschreibungen auf tatsächliche Ausfälle." Wie viele Marktteilnehmer stellt sich auch die Deutsche Bank darauf ein, dass die Zahl der Firmenpleiten 2021 zunehmen wird.
Sewing: 'Sehr guter Start' für Deutsche Bank 2021
Nach dem ersten Jahresgewinn seit 2014 ist die Deutsche Bank auch für das laufende Jahr optimistisch. "Wir haben gezeigt, dass wir wachsen können: Wir haben unsere Erträge 2020 deutlich gesteigert und sind zuversichtlich, dass sich ein erheblicher Teil dieses Zuwachses als nachhaltig erweisen wird", sagte Konzernchef Christian Sewing laut Redetext bei der Bilanzvorlage am Donnerstag in Frankfurt. "Auch ein wirklich sehr guter Start ins neue Jahr hat uns in dieser Zuversicht für unser Geschäft ganz und gar bestärkt."
Das gute Abschneiden im vergangenen Jahr verdankt Deutschlands größtes Geldhaus vor allem dem Kapitalmarktgeschäft, in dem es in der Vergangenheit immer wieder Auswüchse und in der Folge teure Rechtsstreitigkeiten gegeben hatte. Sewing hat den Bereich neu aufgestellt. Der Konzernchef betonte: "In unserem Kapitalmarktgeschäft geht es nicht um Wertpapierhandel als Selbstzweck. Es geht darum, unsere Kunden zu unterstützen, allen voran Unternehmen, Institutionen und Staaten."
Der Erfolg der Investmentbank 2020 basiere "zum guten Teil darauf, dass wir uns auf unsere Stärken im Kapitalmarktgeschäft besonnen haben, also das Geschäft mit festverzinslichen Wertpapieren und Währungen sowie das Emissions- und Beratungsgeschäft", führte Sewing aus. Selbst wenn sich die Märkte ein Stück weit normalisieren sollten, rechne der Vorstand für 2022 mit einem Ertrag von 8,5 Milliarden Euro in der Investmentbank.
Deutsche Bank strebt auch 2021 Gewinn an
Die Deutsche Bank will nach ihrem ersten Jahresgewinn seit 2014 auch im laufenden Jahr schwarze Zahlen schreiben. "Wir streben natürlich für 2021 einen Gewinn an", sagte Sewing am Donnerstag in einer Videokonferenz mit Journalisten. Schließlich arbeite das Institut darauf hin, im Jahr 2022 nach Steuern eine Rendite von acht Prozent auf das materielle Eigenkapital zu erzielen. "Das bedeutet natürlich, dass wir auch 2021 profitabel sein wollen."
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So reagiert die Deutsche Bank-Aktie
Im XETRA-Handel verlor die Deutsche Bank-Aktie schlussendlich 0,27 Prozent auf 8,71 Euro. Die Nachricht konnte dem Aktienkurs nicht helfen. Mit Blick auf die Kosten und die Risikovorsorge für gefährdete Kredite sprach Analyst Kian Abouhossein von JPMorgan der Deutschen Bank zwar sein "vollstes Vertrauen" aus; vorsichtiger zeigte sich der Experte indes hinsichtlich der Erträge in nahezu allen Geschäftsfeldern der Bank. Im wichtigen Geschäft mit festverzinslichen Anleihen rechnet Abouhossein 2022 mit geringeren Erträgen als von der Bank in Aussicht gestellt. Er hielt an seiner neutralen Positionierung für die Aktien fest.
FRANKFURT (dpa-AFX)
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