Bayer-Aktie schließt schließt leicht im Plus: Glyphosat-Vergleich von Bayer in den USA weiter offen
Ein wichtiger Teil des milliardenschweren Glyphosat-Vergleichs von Bayer in den USA hängt weiter in der Schwebe.
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Die Einigung von Bayer mit Klägeranwälten für den Umgang mit möglichen künftigen Glyphosat-Klagen müsse für gesunde Menschen, die dem Mittel im Unkrautvernichter Roundup ausgesetzt waren und in Zukunft erkranken, noch mal nachgebessert werden, erklärte der zuständige US-Bezirksrichter Vince Chhabria am Mittwoch. Er bemängelte, dass derzeit gesunde Roundup-Anwender den Vergleichsvorschlag nicht verstehen könnten, da er "von einem Problem spricht, das zu weit entfernt ist". Es würde daher "eine Weile dauern", bevor er über den Antrag auf vorläufige Genehmigung entscheide, "vorausgesetzt, Sie ziehen ihn nicht zurück", sagte er mit Blick auf den deutschen Pharma- und Agrarchemiekonzern. Chhabria hatte bereits im vergangenen Jahr Kritik an der ursprünglichen Einigung geübt, worauf Bayer den Antrag auf vorläufige Genehmigung dieses Vorschlags zurückgezogen und im Februar ein überarbeitetes Konzept vorgelegt hatte.
Das zwei Milliarden Dollar teure Paket ist Teil des umfangreicheren, rund 11,6 Milliarden schweren Glyphosat-Vergleichs von Bayer. Die Klagewelle wegen der angeblich krebserregenden Wirkung des Unkrautvernichters hatte sich Bayer mit der milliardenschweren Übernahme des US-Konzerns Monsanto eingehandelt. Vergeblich versucht das Unternehmen bislang, einen Schlussstrich unter das Debakel zu ziehen. Der Umgang mit künftigen Glyphosat-Klagen ist ein entscheidender Bestandteil des Vergleichs, da der Leverkusener Konzern eine Lösung finden muss, das Risiko künftiger Klagen zu mindern, ohne seinen glyphosathaltigen Unkrautvernichter Roundup dafür vom Markt zu nehmen.
Die Vorwürfe gegen Glyphosat hat Bayer stets zurückgewiesen. Behörden weltweit, darunter die US-Umweltbehörde EPA und die Europäische Chemikalienagentur, haben das Herbizid als nicht krebserregend eingestuft. Allein die Krebsforschungsagentur IARC bewertete den Wirkstoff 2015 als "wahrscheinlich krebserregend". Auf diese Einschätzung beriefen sich die Kläger.
Bayer-Aktie dreht ins Plus
Die Aktien von Bayer haben am Donnerstag angesichts einer weiteren Verzögerung beim geplanten US-Glyphosat-Vergleich zunächst nachgegeben. Letztlich konnte sie aber ins Plus drehen und beendeten den XETRA-Handel mit einem kleinen Plus von 0,09 Prozent bei 55,72 Euro. Dabei stellte die gleitende 21-Tage-Linie bei 54,77 Euro eine Unterstützung dar. Sie signalisiert charttechnisch interessierten Anlegern den kurzfristigen Trend.
US-Richter Vince Chhabria monierte bei einer Anhörung den geplanten Umgang mit Klagen von Nutzern des glyphosathaltigen Unkrautvernichters Roundup, bei denen bislang kein Krebs diagnostiziert wurde - und dies womöglich auch für eine längere Zeit nicht wird. Der Richter will damit sicherstellen, dass diese Menschen auch einen finanziellen Ausgleich erhalten werden. Er zeigte sich zudem skeptisch gegenüber dem vorgesehenen medizinischen Überwachungsprogramm. Damit muss Bayer bei einem wichtigen Teil des angestrebten Milliardenvergleichs im US-Rechtsstreit um angebliche Krebsrisiken von Roundup - den künftigen Klagen - noch einmal nachbessern.
Während Bayer bereits vorliegende Klagen nach und nach abarbeitet und inzwischen rund 96 000 Fälle zu den Akten legen konnte, ist der Umgang mit künftigen Klagen damit weiter offen.
Bevor Chhabria seine vorläufige Zustimmung zum Vorschlag für den Umgang mit künftigen Klagen gebe, müssten mit Blick auf die geplanten Regelungen wohl noch einige Anpassungen erfolgen, fasste Analyst Vincent Andrews von der US-Investmentbank Morgan Stanley die momentane Lage zusammen. Der US-Richter sei immer noch nicht vom Vergleichsvorschlag überzeugt, weshalb er vorgeschlagen habe, dass die Streitparteien den Vorschlag überarbeiten sollten. Dennoch ist Analyst Andrews zuversichtlich gestimmt für Bayer. Erst am Vortag hatte er sein Kursziel für die Aktie leicht angehoben und seine "Overweight"-Empfehlung in Erwartung einer baldigen Anhebung der Jahresziele durch das Management bekräftigt.
Bereits vor dem Termin hatte Richter Chhabria seine Skepsis gegenüber einem Vergleichsentwurf zum Umgang mit künftigen Glyphosat-Klagen in den USA deutlich gemacht. Der angestrebte Kompromiss für insgesamt zwei Milliarden US-Dollar ist mittlerweile der ausschlaggebende Teil einer umfangreicheren Einigung mit Klägern, die Bayer zwar insgesamt über elf Milliarden Dollar kosten, aber endlich einen Schlussstrich unter das rechtliche Glyphosat-Debakel ziehen würde. Beim Gericht des Bundesrichters Chhabria sind zahlreiche landesweite Verfahren gebündelt. Deshalb hat die Entscheidung große Tragweite.
Auch ein Händler äußerte sich positiv. Auch wenn eine Lösung noch eine Weile dauern dürfte, sei die Anhörung weniger schlimm geendet, als nach den zuvor mahnenden Worten des Richters befürchtet, sagte er.
Wilmington (Reuters) / FRANKFURT (dpa-AFX Broker)
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