Dramatischer Einbruch

GfK-Konsumklima sackt auf historischen Tiefpunkt ab

23.04.20 07:59 Uhr

GfK-Konsumklima sackt auf historischen Tiefpunkt ab | finanzen.net

Die Corona-Pandemie und die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus haben die Verbraucherstimmung in Deutschland auf einen historischen Tiefststand fallen lassen.

Die Konsumforscher der GfK ermittelten für Mai einen dramatischen Einbruch ihres Indikators zum Konsumklima auf minus 23,4 von revidierten 2,3 Punkten im Vormonat. Zunächst hatten sie für April noch einen Wert von 2,7 Zählern berichtet. Die von Dow Jones Newswires befragten Ökonomen hatten auf dieser Basis für Mai einen Rückgang auf lediglich minus 1,8 Zähler erwartet.

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"Einkommenserwartung und Anschaffungsneigung befinden sich im freien Fall, während die Konjunkturerwartung nur moderate Einbußen hinnehmen muss", konstatierte GfK-Experte Rolf Bürkl mit Blick auf die Lage vom April. Die Erhebung fand den Angaben zufolge in den ersten zwei Wochen des Monats statt. Zu diesem Zeitpunkt hätten die Verbraucher zum ersten Mal das volle Ausmaß der Eindämmungsmaßnahmen gespürt. "Das Konsumklima befindet sich derzeit im freien Fall." Ein Wert von minus 23,4 Punkten sei bislang beispiellos in der Historie des Konsumklimas.

"Angesichts eines weitgehend eingefrorenen Wirtschaftslebens kommt dieser beispiellose Absturz des Konsumklimas nicht ganz überraschend", erklärte Bürkl. Handel, Hersteller und Dienstleister müssten sich "auf eine unmittelbar bevorstehende, sehr schwere Rezession einstellen". Da sich nun abzeichne, dass die Lockerungen der Maßnahmen zur Eindämmung von Covid-19 aus Vorsichtsgründen nur sehr langsam vor sich gehen würden, dürften "auch dem Konsumklima in den nächsten Monaten schwierige Zeiten bevorstehen".

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Verschärft werde der Absturz des Konsumklimas zudem durch eine im April sprunghaft angestiegene Sparneigung. "Die Verbraucher gehen davon aus, dass Deutschland durch die Corona-Krise in eine schwere Rezession stürzen wird", erklärten die Forscher. Der Indikator für die Konjunkturerwartung büßte nach ihren Angaben im April nur moderate 2,2 Zähler auf minus 21,4 Punkte ein. Ein geringerer Wert sei zuletzt während der Finanz- und Wirtschaftskrise im Mai 2009 mit minus 26 Zählern gemessen worden.

Einkommenserwartung im freien Fall

Während die Konjunkturaussichten aktuell angesichts der Schwere der Krise noch glimpflich davonkämen, müsse die Einkommenserwartung einen beispiellosen Absturz hinnehmen. Der Indikator verlor gegenüber dem Vormonat 47,1 Zähler und auf minus 19,3 Punkte. Noch niemals seit Beginn der monatlichen Erhebung zur Verbraucherstimmung im Jahre 1980 sei ein höherer Monatsverlust der Einkommenserwartung gemessen worden. Der wesentliche Grund für die riesigen Verluste sei der Lockdown wesentlicher Bereiche der deutschen Wirtschaft. Viele Erwerbstätige würden durch Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit spürbare Einkommenseinbußen erleiden.

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Die Anschaffungsneigung gerät laut GfK in den Strudel der abstürzenden Einkommensaussichten. Der Indikator verlor 36 Zähler und rutschte auf minus 4,6 Punkte ab. "Die Verunsicherung unter den Konsumenten ist derzeit riesig", konstatierten die Forscher. Neben den bereits tatsächlich stattfindenden Einkommenseinbußen sei die Angst vor Jobverlust bei vielen Beschäftigten stark gestiegen. Dies sei ein beträchtliches Konsumhemmnis, das noch dadurch verschärft werde, dass aufgrund geschlossener Geschäfte häufig die Möglichkeit fehle, Dinge einzukaufen.

Die Konsumforscher setzten allerdings Hoffnungen in die Tatsache, dass die Befragung im Zeitraum vom 1. bis 14. April stattfand und den Befragten deshalb die ersten Lockerungen der Eindämmungsmaßnahmen noch nicht bekannt waren. "Es bleibt zu hoffen, dass das schrittweise Öffnen der Geschäfte ab dem 20. April einen weiteren Absturz der Konsumneigung, wenn nicht komplett verhindern, aber zumindest etwas abfedern kann."

Von Andreas Kißler

BERLIN (Dow Jones)

Bildquellen: GfK