Dogs of the Dow

US-Börse: Der Charme der Unterschätzten

01.01.14 15:00 Uhr

Mit den Dogs of the Dow setzen Anleger auf Aktien mit einer hohen Dividendenrendite. Die Strategie ist umstritten, aber dennoch nützlich.

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von Sven Parplies, Euro am Sonntag

Stillstand ist Rückschritt. Seit gut dreieinhalb Jahren pendelt die Aktie des Chipherstellers Intel seitwärts. Der Konzern ist Weltmarktführer, aber in einem schwierigen Markt: Händler verkaufen immer weniger klassische Schreibtischcomputer. Allein 2013 dürfte der PC-Absatz nach Hochrechnung der Marktforschungs­firma IDC um knapp zehn Prozent geschrumpft sein. Das trifft Intel, weil der Konzern die meisten PCs auf dem Markt mit Chips ausstattet. Im schnell wachsenden Geschäft mit Mobiltelefonen und tragbaren Tabletcomputern sind die Kalifornier hingegen nur Mitläufer.

Trotzdem ist Intel hochprofitabel. Allein im dritten Quartal 2013 erwirtschaftete der Konzern einen Nettogewinn von 2,95 Milliarden Dollar. Für das Gesamtjahr werden laut Konsensschätzung der Analysten netto 9,6 Milliarden übrig bleiben - genug, um eine ansprechende Dividende zu zahlen.

Intel schüttet derzeit eine Quartalsdividende von 22,5 US-Cent je Aktie aus. Hochgerechnet auf ein komplettes Jahr ergibt das bei einem Aktienkurs von 25,50 Dollar eine Dividendenrendite von 3,5 Prozent. Das macht Intel zum Geheimtipp unter den Aktien des Dow Jones Industrial, jedenfalls nach der Strategie der Dogs of the Dow. Die wurde Anfang der 1990er-Jahre vom Vermögensverwalter Michael O’Higgins entwickelt. Die Dogs, also Hunde, sind Aktien, die bei den meisten Investoren in Ungnade gefallen, also auf den Hund gekommen sind. Da sich der Kurs schlecht entwickelt hat, ist die Dividendenrendite - also das Verhältnis der erwarteten Ausschüttung zum aktuellen Aktienkurs - hoch. Die Dividendenrendite ist somit in der Theorie von O’Higgins ein Erkennungszeichen für unter­bewertete Aktien.

Natürlich kann eine hohe Dividendenrendite auch das Gegenteil sein - ein Alarmsignal. Studien belegen, dass mit der Höhe der Dividendenrendite die Gefahr steigt, dass eine Dividendenkürzung bevorsteht. O’Higgins aber ist Optimist: Er geht davon aus, dass ein Mitglied des Dow Jones eine so große Substanz besitzt, dass es aus jeder Krise gestärkt hervorgeht.

Die Strategie der Dogs ist vor allem deshalb populär, weil sie einfach umzusetzen ist. Für das Basis-Depot wählt ein Anleger jene zehn Aktien des Dow aus, die die höchste Dividendenrendite ausweisen. Wer weniger Aktien kaufen will, kann aus den zehn Hunden jene fünf auswählen, die den niedrigsten Kurswert haben. Denn O’Higgins ist der Ansicht, dass ein niedriger Kurswert - ähnlich wie eine hohe Dividendenrendite - ein Zeichen für überdurchschnittliches Kurspotenzial ist.

Auch für risikofreudige Anleger, die nur eine Aktie kaufen wollen, hat der Vermögensverwalter einen Rat: jene aus dem Kreis der Hunde, die den zweitniedrigsten Kurswert ausweist. Konsequenterweise müsste ein Anleger eigentlich auf die Aktie des Dow Jones mit der höchsten Dividendenrendite und dem niedrigsten Kurswert setzen. Das aber ist O’Higgins zu heiß - vielleicht hat ja auch ein Dow-Mitglied gravierende Probleme! Darum also das Papier mit dem zweitniedrigsten Kurswert. Aktuell wäre das die Aktie Intel.

Die Strategie der Dogs of the Dow ist umstritten. In den vergangenen 20 Jahren hat sie keine signifikante Überrendite gebracht, wohl aber einige gute Jahre gehabt. Ein Kritikpunkt: O’Higgins vergleicht Aktien aus unterschiedlichen Branchen. Telekomfirmen aber haben tradi­tionell eine höhere Dividendenrendite als Unternehmen anderer Branchen - eine Unterbewertung der ­Telekoms lässt sich allein aus der ­Dividendenrendite also nicht zwingend ableiten. Außerdem verzerren Aktienrückkäufe und -splits die Aussagekraft von Dividendenrendite und Kurs.

Gegen den Trend
Dennoch ist die Strategie der Dogs nicht für die Katz. O’Higgins Grundgedanke - gegen die breite Masse zu investieren - ist sinnvoll. Ein Blick auf die Hunde lohnt sich also. Im Fall Intel fällt auf, dass die Aktie im rückblickenden Vergleich niedrig bewertet ist. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt rund sieben Prozent unter dem Schnitt der vergangenen zehn Jahre. Sollten sich die PC-Verkäufe 2014 tatsächlich stabilisieren und Intel bei mobilen Computern Fortschritte machen, hätte die Aktie deutliches Kurs­potenzial. Die Wartezeit wird den Aktionären durch die überdurchschnittliche Dividendenrendite verkürzt.

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