Die neue Liebe zur Aktie: Wieso die Corona-Krise immer mehr Menschen an die Börse treibt
Im Krisenjahr 2020 engagierten sich in Deutschland fast so viele Menschen an der Börse wie im Zuge der Euphorie um die New Economy während der Jahrtausendwende. Die neue Liebe zur Aktie hat dabei, vorrangig in den USA, ganz pragmatische Gründe.
Werte in diesem Artikel
• Viele Amerikaner nutzen Stimulus-Schecks zum Aktienkauf
• Junge US-Kleinanleger setzten euphorisch auf Hebel-Produkte
• Trading-Apps treffen den Nerv der Zeit
Wohin nur mit dem ganzen Geld? Dieses Luxusproblem dürfte im letzten Jahr Millionen von Menschen beschäftigt haben. Denn die Möglichkeiten Geld auszugeben, waren aufgrund der anhaltenden Corona-Maßnahmen weltweit extrem begrenzt. Gestrichene Urlaube, geschlossene Restaurants und Modegeschäfte haben somit viele Bürger regelrecht zum Sparen gezwungen.
Corona-Schecks befeuern den Aktien-Boom in den USA
Dieses "Problem" belastete im zurückliegenden Jahr natürlich auch viele US-Amerikaner, die obendrein noch mit kostenlosen Konjunkturschecks von der Regierung zum Geld ausgeben animiert wurden. Diese Corona-Hilfen waren zwar für vielen US-Bürger essenziell und überlebensnotwendig, ein Großteil der jüngeren Bevölkerung hatte diese sogenannten Stimulus-Schecks jedoch keinesfalls nötig.
So ergab eine Online-Umfrage der Deutschen Bank, welche unter 430 Investoren durchgeführt wurde, dass die Hälfte der Befragten zwischen 25 und 34 Jahren fest damit rechnet, mindestens 50 Prozent ihrer Corona-Hilfen direkt in Aktien zu investieren. Die 18- bis 24-Jährigen, die an der Umfrage teilnahmen, gaben im Durchschnitt sogar an, mindestens 40 Prozent ihrer Stimulus-Schecks für den Kauf von Aktien aufzuwenden.
Die 35- bis 54-jährigen sowie die über 55-jährigen Befragten kalkulierten hingegen damit, ihre Schecks im Durchschnitt zu 37 und 16 Prozent für Aktieninvestitionen aufzuwenden. Darüber hinaus kam der Datenspezialist der Deutschen Bank, Parag Thatte, zu dem Ergebnis, dass die zukünftigen Börsenengagements der US-Scheckempfänger noch weiter ansteigen könnten.
"In Zukunft planen die Umfrageteilnehmer jedoch, einen großen Teil (37 Prozent) aller bevorstehenden Stimulus-Schecks direkt in Aktien zu investieren, was einen beträchtlichen Zufluss darstellen könnte", heißt es im Ergebnisbericht der Bank.
In diesem Zusammenhang gilt es jedoch zu beachten, dass sich die Online-Umfrage der Deutschen Bank ausschließlich an Investoren richtete bzw. an Personen, die schon im Besitz eines Aktiendepots waren. Dementsprechend lassen die Ergebnisse der Befragung nur bedingt Rückschlüsse auf die Gesamtbevölkerung der USA zu. Dennoch kommt die Deutsche Bank mit Hilfe dieser Online-Umfrage zu dem Ergebnis, dass "ein großer Teil der bevorstehenden US-Stimulus-Schecks wahrscheinlich in Akten fließen wird".
Eine "aggressive Kohorte" treibt die Kurse
Die Umfrage ergab außerdem, dass knapp die Hälfte der Befragten, rund 45 Prozent, im vergangenen Jahr zum ersten Mal an der Börse aktiv waren. Folglich gehen die Experten der Deutsche Bank davon aus, dass die jüngste Rally am US-Aktienmarkt vornehmlich von unerfahrenen Privatanlegern ausgelöst wurde.
"Hinter dem jüngsten Anstieg der Investitionen von Privatanlegern steht eine jüngere, […] aggressive Kohorte, die keine Angst hat, Hebel einzusetzen", so Jim Reid, Aktienstratege der Deutschen Bank, in einem Bericht, welcher auf die Ergebnisse aus der Online-Umfrage folgte. "Angesichts der Stimulus-Schecks, die derzeit in Bidens Plan […] in Höhe von ca. 405 Milliarden US-Dollar vorgesehen sind, ergibt sich ein Maximum von rund 150 Milliarden US-Dollar, das laut unserer Umfrage in US-Aktien fließen könnte", so der Experte weiter.
Deutsche entwickeln neue Liebe zur Aktie
Dass Privatanleger gegenwärtig auch ganz ohne üppige Stimulus-Schecks eine neue Liebe zur Aktie entwickeln können, lässt sich in diesem Zusammenhang an der Entwicklung der deutschen Aktionärsquote zeigen. So stieg die Zahl der Aktionäre in Deutschland im Jahr 2020, im Vergleich zum Vorjahr, um rund 2,7 Millionen. Entsprechend sind gegenwärtig rund 12,4 Millionen Bundesbürger direkt oder indirekt an der Börse aktiv.
Demgemäß ist nun fast jeder sechste Deutsche in Aktien, Aktienfonds oder ETFs investiert. Die Zahl der Aktionäre erreichte im vergangenen Jahr somit den höchsten Stand seit mehr als 20 Jahren. Viele Bundesbürger haben demnach anscheinend erkannt, dass der Null- und Negativzins gepaart mit einer steigenden Inflationsrate verheerende Folgen für das eigene Vermögen hat, sofern dieses hauptsächlich in Sparbüchern, Tages- und Festgeldkonten angelegt ist.
Unabhängig davon haben im vergangenen Jahr natürlich noch einige weitere Gründe dazu geführt, dass die Aktionärsquote in Deutschland wieder ihr Niveau der Jahrtausendwende erreicht hat. Neben stark reduzierten Möglichkeiten Geld auszugeben, sorgten die Corona-Maßnahmen im vergangenen Jahr nämlich auch dafür, dass etliche Bundesbürger einfach mehr Zeit und Geduld hatten, um sich mit ihren eigenen Finanzen zu beschäftigen.
Neue Trading-Apps treffen den Nerv der Zeit
Die Corona-Krise sorgte außerdem dafür, dass der Einsatz und die Nutzung vieler digitaler Anwendungen plötzlich zur Normalität wurden. Gerade im Bereich der Finanzdienstleistungen etablierten sich so, neben den herkömmlichen Haus- und Direktbanken, viele neue Trading-Apps und Neo-Broker, die ihren Nutzern den Aktienhandel teilweise sogar zum Nulltarif ermöglichen. Diese kostengünstigen Broker-Apps konnten den Handel von Aktien folglich nicht nur vergünstigen, sondern vor allem auch vereinfachen und trafen damit genau den Nerv einer ganzen Generation.
Unter anderem ist es also auch solchen Trading-Apps zu verdanken, dass sich die Zahl der Aktionäre im Alter von 14 bis 29 zwischen 2019 und 2020 um insgesamt 67 Prozent erhöht hat. Mit einer Steigerungsrate von 34 Prozent, im Vergleich zum Vorjahr, legte zudem die Zahl der Aktionäre in der Altersgruppe 30 bis 39 kräftig zu. Während es diese beiden Altersgruppen im Jahr 2019 noch lediglich auf insgesamt rund 2,2 Millionen Aktionäre brachten, waren es im Jahr 2020 schon mehr als 3,1 Millionen. Folglich konnte sich im vergangenen Jahr fast eine Million junge Bundesbürger erstmalig dazu durchringen, an der Börse aktiv zu werden.
Junge Erwachsene stürmen das Parkett
Zwar spielen junge Erwachse aktuell noch eine sehr kleine Rolle an der Börse, dennoch konnte seit dem Jahr 1997 keine größere Zuwachsrate an Aktionären aus dieser Altersgruppe festgestellt werden als im Jahr 2020.
Neben viel Langeweile im Lockdown, günstigen Broker-Apps und womöglich zu wenig Alternativen für das monatliche Taschengeld, haben höchstwahrscheinlich auch diverse Social-Media-Plattformen ihren Beitrag zu dem aktuellen Hype rund um Aktien beigetragen. So schossen auch die Suchanfragen nach dem Wort "Aktie" auf YouTube, Google und Reddit gerade im Frühjahr 2020 förmlich durch die Decke.
In diesem Zusammenhang bleibt nun also nur noch zu hoffen, dass die zahlreichen neuen Aktionäre der Börse auch langfristig treu bleiben. Denn die Börsengeschichte hat schmerzlich gezeigt, dass vor allem unerfahrene Börsianer häufig schon sehr schnell die Flinte ins Korn werfen. In der Konsequenz stürzte auch die Anzahl der Aktionäre in Deutschland nach der Dotcom-Blase von 12,9 Millionen im Jahr 2001 auf nur noch 8,4 Millionen im Jahr 2010 ab.
Gerade Börsenanfänger müssen sich also im Klaren darüber sein, dass der Aktienkauf keine Spielerei am Smartphone ist, sondern eine Beteiligung an einem realen Unternehmen. Junge Börsianer, die sich in diesem Kontext stets an eine einfache Weisheit von Warren Buffett halten, dürften langfristig jedoch nicht allzu negative Erfahrungen an den Kapitalmärkten machen.
So gab der Altmeister aus Omaha gerade unerfahrenen Anlegern einmal den Rat: "Wenn du nicht bereit bist, eine Aktie für zehn Jahre zu besitzen, denk nicht einmal daran, sie für zehn Minuten zu besitzen".
Pierre Bonnet / Redaktion finanzen.net
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