Mister Dividende: Warum der Allianz-Chef noch spendabler wird
Der Versicherungsriese Allianz lockt Anleger mit einem kühnen Dividendenversprechen und ambitionierten Wachstumszielen. Wie Chef Oliver Bäte die Agenda umsetzen will.
von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag
Ehrgeizige Pläne, hohes Tempo: Die auf dem Kapitalmarkt der Allianz von Chef Oliver Bäte verkündeten ambitionierten Ziele für 2024 dürften den Leistungsdruck beim Assekuranzriesen aus der Königinstraße in München deutlich erhöhen. Alles ist sreng durchgetaktet, auch die Fragerunde für Analysten nach der virtuellen Kapitalmarktkonferenz. Dabei kündigte Bäte weitreichende Veränderungen an.
Der Allianz-Vorstand hat sich bis Ende 2024 viel vorgenommen. Der Versicherer, mit knapp 3,96 Milliarden Euro Ausschüttungen Deutschlands größter Dividendenzahler im vergangenen Jahr, will seine Aktionäre noch großzügiger bedienen.
Stetig steigende Dividenden
Trotz einer milliardenschweren Belastung aus einem Rechtsstreit der Vermögensverwaltertochter Allianz Global Investors, für die aus strategischen Gründen keine Rücklagen in die Bilanz gestellt wurden, schlägt der Vorstand rückwirkend für 2021 und für die folgenden Jahre vor, unabhängig vom Geschäftsverlauf jährlich mindestens fünf Prozent mehr Dividende pro Aktie zu bezahlen.
Einzige Bedingung für die aktionärsfreundlichere Dividendenpolitik ist eine Solvabilitätsquote von mehr als 150 Prozent. Die Quote ist eine wichtige Kennzahl für die finanziellen Reserven eines Versicherers. Aufsichtsrechtlich vorgeschrieben sind 100 Prozent.
Bisher hatte sich die Allianz bei mehr als 160 Prozent verpflichtet, auch in schlechten Jahren mindestens die Dividende des Vorjahres auszuschütten. Die Solvabilitätsquoten der Münchner liegen meistens komfortabel über der Mindestschwelle. Für 2021 erwarten Analysten 210 Prozent. Lediglich der Corona-bedingte Crash im Frühjahr 2020 hatte die Allianz nervös gemacht und zu umfangreichen Aktienverkäufen bewegt.
Stetige Dividendensteigerungen seien nun "das Fundament" des Geschäftsmodells, sagte Bäte. Einige Analysten, wie Thorsten Wenzel von der DZ Bank, sehen das neue Versprechen dennoch kritisch: "Auch wenn das Investoren möglicherweise gefällt, scheint es uns ökonomisch wenig sinnvoll, in einem schlechten Geschäftsjahr mit einer Erhöhung der Dividende eine gegenteilige Illusion zu erwecken." Wie bisher soll die Hälfte des Jahresüberschusses ausgeschüttet werden. Ähnlich wie bei der gesenkten Mindestsolvabilitätsquote gönnt sich die Allianz auch hier jedoch etwas mehr Spielraum: Der Anteil von 50 Prozent kann um außergewöhnliche und volatile Elemente bereinigt werden.
Ambitionierte Gewinnziele
Die finanziellen Mittel für die attraktive Dividendenpolitik sollen hohe Zuwächse beim Umsatz und beim Gewinn pro Aktie liefern. Bis 2024 stellt die Allianz beim Erlös jährlich drei bis vier Prozent mehr und beim Gewinn pro Aktie ein jährliches Plus von fünf bis sieben Prozent in Aussicht. Bisher waren drei Prozent mehr Umsatz und mindestens fünf Prozent Gewinnplus das Ziel. Den größten Beitrag soll die Sparte Sachversicherung liefern mit jährlich sechs Prozent Zuwachs bei den Versicherungsprämien. Niedrigere Schaden-Kosten-Quoten sollen die Profitabilität verbessern.
Im US-Lebensversicherungsgeschäft übertrug die Allianz in einer außergewöhnlich großen Aktion Risiken im Wert von 35 Milliarden Dollar an Rückversicherer. In der Bilanz setzt das Kapital frei, das neu genutzt wird. Für Chef Bäte ist die Transaktion deshalb das "Signal einer fundamentalen Veränderung des Geschäftsmodells".
Antrieb: Die mittelfristigen Ziele schieben die Aktie an. Damit sollten auch charttechnische Widerstände überwunden werden.
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