Vom kleinen Backwarenhandel zum Handelsimperium: Die Konzerngeschichte von ALDI
Im Jahr 2013 feierte ALDI die sogenannte "100-jährige Kaufmannstradition" - eine andere Formulierung für das 100-jährige Firmenjubiläum. Doch im Laufe der Zeit hat sich das Bild des einst so kleinen "Handels mit Backwaren", mit dem alles anfing, sehr stark gewandelt. Heute steht an dessen Stelle ein weltweit agierender Konzern mit fast 200.000 Mitarbeitern.
• Aufteilung in ALDI SÜD und ALDI Nord
• Initiatoren des Discount-Prinzips
• Weltweite Expansion
ALDI stand lange für günstige Eigenmarken, in der Regel wochenweise wechselnde Aktionsangebote und ein schlankes Sortiment. Das Prinzip "Qualität ganz oben - Preis ganz unten" hat ALDI ausserhalb Deutschlands in 15 weiteren europäischen Ländern und auf drei weiteren Kontinenten bekannt gemacht. Doch wie gelang dem Unternehmen dieser Aufstieg?
Wie alles begann
Die Geschichte nahm am 10. April 1913 ihren Lauf, als der Vater der beiden späteren Erfolgsgaranten Karl und Theo Albrecht in Essen-Schonnebeck den "Handel mit Backwaren" eröffnete. Die Mutter startete im Folgejahr mit einem Lebensmittelladen. Die beiden Brüder Karl und Theo Albrecht übernahmen 1945 den Familienbetrieb. Das Konzept bestand laut der "TZ" aus einem Lebensmittelgeschäft im Stile eines Tante-Emma-Ladens mit einem ausgewählten Sortiment und guter Warenqualität zu niedrigen Preisen sowie dabei lediglich geringen Kosten. Dies ging auf, denn nach zehn Jahren gab es laut eigener Aussage schon 100 Filialen in Nordrhein-Westfalen.
Das Discount-Prinzip von ALDI
Im Jahr 1961 teilten die Brüder das Filialnetz unter sich auf. Karl Albrecht konzentrierte sich von nun an auf den südlichen Teil Deutschlands, Theo Albrecht auf den nördlichen Teil - die Geburt von ALDI Süd und ALDI Nord. Der sogenannte "ALDI-Äquator", der quer durch Hessen und Nordrhein-Westfalen verläuft, trennt das Filialnetz des Konzerns. Zum Zeitpunkt der Aufteilung zählten die Gebrüder bereits über 300 Filialen.
Ein Jahr später folgte die allererste ALDI (AL-brecht DI-scount)-Filiale nach dem sogenannten Discount-Prinzip. Statt einer Bedientheke setzte man laut eigener Aussage von nun an auf einen schlicht eingerichteten Verkaufsraum mit einer geringen Anzahl an Grundnahrungsmitteln, die direkt aus Kartons auf Paletten per Selbstbedienung zu Tiefstpreisen angeboten wurden. Das gesamte Filialnetz wurde an dieses Format angepasst.
Die Entführung Theo Albrechts
Rund ein Jahrzehnt später sah sich der Konzern sowie die Familie Albrecht einer bedrohlichen Herausforderung ausgesetzt. Am 29. November 1971 ereignete sich die Entführung des ALDI-Nord-Oberhauptes Theo Albrecht, die 17 Tage lang andauern sollte. Nachdem der Lösegeldforderung der Entführer in Höhe von sieben Millionen Mark nachgegangen wurde, wurde er freigelassen. 1973 konnten die Täter gefasst werden. Beide wurden zu je achteinhalb Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Im Anschluss daran zogen sich die beiden Brüder komplett aus der Öffentlichkeit zurück. Der Grund, weshalb bis heute kaum Bilder der beiden existieren.
Weiterentwicklung des Warenkonzepts
Das eingeführte minimalistische Warenkonzept funktionierte und brachte ALDI in dieser Zeit grosse Erfolge ein. Doch die von ALDI eingeführte Grundidee des Discounters fand in verschiedenen Unternehmen Nachahmer, wie etwa von Dieter Schwarz, der die Lidl-Filialen nach einem ähnlichen Prinzip ausrichtete, so die TZ. Zudem wandelte sich im Laufe der Jahrzehnte das Nachfrageverhalten der Konsumenten. So wurden nach und nach weitere Artikelgruppen in das Sortiment aufgenommen, wie etwa 1983, als frisches Obst und Gemüse ins Sortiment sowie Kühltheken in die Ladenausstattungen aufgenommen wurden. Vor allem Eigenmarken deckten einen sehr grossen Teil der angebotenen Waren bei ALDI ab. Diese können im Vergleich zu Markenprodukten deutlich günstiger angeboten werden, da diese keiner Preisbindung unterliegen.
Heute findet man bei ALDI Waren nahezu jeden Bedarfs, ob Lebensmittel, Non-Food-Artikel, Kleidung oder sogar Elektrogeräte. Die massive Erweiterung des Sortiments um grosse Marken, lebensmittelfremde Warengruppen und Luxusartikel entfernt den Konzern immer weiter von dem einstigen Discounter.
Internationalisierung
Nicht nur das Sortiment wurde bei ALDI einer massiven Ausweitung unterworfen - auch das Absatzgebiet vergrösserte sich im Laufe der Jahrzehnte. 1968 begab sich die ALDI Unternehmensgruppe erstmals auf internationalen Boden, als ALDI Süd die österreichische Unternehmensgruppe Hofer und deren rund 30 Filialen aufkaufte. Seitdem folgten bis heute weitere Filialen in zahlreichen Ländern. Im Jahre 2017 kam mit China ein weiteres Absatzgebiet hinzu.
Durch ALDI Nord und ALDI Süd ist die Unternehmensgruppe inzwischen in zahlreichen Ländern weltweit vertreten und operiert eigenen Angaben zufolge auf vier Kontinenten.
Redaktion finanzen.net
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