Die Apple-Aktie hat ein phänomenales Jahrzehnt hinter sich - kann der iKonzern die Erfolgsgeschichte wiederholen?
In den vergangenen zehn Jahren hat Apple mit iPhone und iPad den Markt revolutioniert und ist zeitweise zum wertvollsten Unternehmen der Welt aufgestiegen. Die Aussichten für die folgenden zehn Jahren sind allerdings weniger rosig.
Werte in diesem Artikel
• Apple-Aktie hat ihren Wert seit 2010 verzehnfacht
• Geschäft mit iPhones schrumpft
• Apple muss neue Umsatzgaranten und "Next Big Thing" finden
Die Jahre 2010 bis 2019 können wohl zu Recht als "Apple-Jahrzehnt" bezeichnet werden. Auch wenn der Konzern aus Cupertino das erste iPhone bereits 2007 auf den Markt brachte, begann der globale Siegeszug des Smartphones erst mit dem 2010 erhältlichen iPhone 3G so richtig. Im gleichen Jahr stellte der damalige Apple-Chef Steve Jobs zudem das erste iPad vor - und revolutionierte damit die Computerbranche.
Apple ritt in der Folge auf einer unglaublichen Erfolgswelle, die auch die Apple-Aktie vorantrieb. Zum Jahreswechsel 2009/2010 stand der Kurs des Apple-Anteilsscheins noch bei rund 30 US-Dollar. Am letzten Handelstag 2019 schloss das Papier an der NASDAQ bei einem Kurs von 293,65 US-Dollar - und schaffte es am ersten Handelstag 2020 sogar über die Marke von 300 US-Dollar. Innerhalb von zehn Jahren hat sich der Kurs der Apple-Aktie also verzehnfacht - und den iKonzern dabei für einige Zeit zum wertvollsten Unternehmen der Welt gemacht. Allein 2019 betrug das Kursplus des Tech-Riesen rund 86 Prozent.
Geschäft wird für Apple schwieriger
2020 hat sich der Aufwärtstrend der Apple-Aktie bislang fortgesetzt, doch kann der iKonzern seine Erfolgsgeschichte der vergangenen Dekade auch in den kommenden zehn Jahren wiederholen? Immerhin nehmen die Absatzzahlen des iPhones - Apples wichtigstem Umsatzgaranten - immer mehr ab. Im dritten Quartal 2019 schrumpfte das Geschäft mit den Apple-Smartphones um rund neun Prozent auf 33,4 Milliarden US-Dollar und machte damit noch rund 52 Prozent des gesamten Umsatzes aus. Einige Jahre früher waren noch rund zwei Drittel der Apple-Umsätze auf das iPhone entfallen.
Somit werden Servicesparte und Wearables wie Apple Watch oder AirPods immer wichtiger für den Konzern - und konnten bislang mit starken Wachstumsraten die durch die schwachen iPhone-Verkäufe ausgelöste Umsatzdelle ausgleichen. Im dritten Quartal 2019 legten die Dienste um 18 Prozent auf 12,5 Milliarden US-Dollar zu, das Geschäft mit Zubehör stieg um 54 Prozent auf 6,5 Milliarden US-Dollar. Der Konzernumsatz konnte dadurch zwar um zwei Prozent auf 64 Milliarden US-Dollar gesteigert werden, beim Quartalsgewinn gab es jedoch einen Rückgang um rund 2,8 Prozent auf 13,7 Milliarden US-Dollar - und das nicht zum ersten Mal. Auch schon in den drei Quartalen zuvor hatte Apple Gewinneinbußen verkünden müssen. Da am Markt jedoch eine noch schwächere Geschäftsentwicklung erwartet worden war, reagierte die Börse alles andere als enttäuscht - und hob die Apple-Aktie auf ein Rekordhoch nach dem anderen.
Es bleibt allerdings offen, wie lange die Börse Apple noch hofieren wird, wenn iPhone-Verkäufe und Konzerngewinn weiter sinken und das "Next Big Thing" ausbleibt. Bereits im September warnte etwa Analyst Erwan Rambourg von der britischen Investmentbank HSBC davor, dass die Wachstumsaussichten des Unternehmens nicht so rosig seien, wie am Markt derzeit angenommen werde.
Wearables als "Next Big Thing"?
Anfang der 2010er Jahre galt Apple - ähnlich wie seinerzeit Nokia - als Innovationstreiber. Mittlerweile läuft der US-Konzern allerdings - ebenfalls wie einst die Finnen vor ihrem endgültigen Aus - vielen Trends eher hinterher. Bei den Smartphones konnte etwa die Konkurrenz deutlich früher mit besseren, größeren und randlosen Displays oder fortschrittlicherer Kameratechnik aufwarten. Auch Smartwatches hatten andere Hersteller früher am Markt als Apple. Es ist daher schwer vorstellbar, dass der Aktienkurs von Apple auch im neuen Jahrzehnt ähnlich stark steigen wird, wenn Tim Cook der Welt nicht einige neue Trends liefern und so Apple erneut zum Innovationstreiber machen kann.
Das überraschendste Erfolgsprodukt unter seiner Konzernleitung dürften bislang die kabellosen Kopfhörer AirPods sein, die sich trotz ihrem gewöhnungsbedürftigen Aussehen und dem astronomisch hohen Preis von hierzulande 179 Euro aufwärts als Verkaufsschlager entpuppt haben. Laut "CNBC" gibt es für die neuen AirPods Pro, die im Oktober 2019 auf den Markt kamen, in den USA auch jetzt noch eine monatelange Warteliste. In Deutschland gibt Apple auf seiner Homepage für die 279 Euro teuren Ohrhörer eine Lieferzeit von vier Wochen an. Ein Produkt vom Kaliber des iPhones, das eine Branche revolutioniert und allerorts Begehrlichkeiten ausgelöst hat, sind die AirPods allerdings dennoch nicht.
Überhaupt hat Apple bei seinen Wearables das Problem, dass diese für das iPhone ausgelegt sind. Die Apple Watch lässt sich daher gar nicht mit einem Android-Gerät nutzen, bei den AirPods ist das zwar theoretisch möglich, dennoch dürften wohl hauptsächlich Nutzer mit iPhones zu den kabellosen Kopfhörern greifen. Doch auch wenn Apple mit den Wearables seinen Kundenstamm nicht in großem Maßstab erweitern kann, gibt es laut "CNBC" aktuell trotzdem genug Raum für Wachstum in diesem Geschäftsbereich. Denn laut dem US-Nachrichtenportal werden momentan weltweit rund eine Milliarde iPhones genutzt - und damit gibt es insgesamt auch rund eine Milliarde potenzielle Kunden für mit dem iPhone gekoppelte Wearables. Die Analysten der Citigroup glauben daher, dass Apple im Wearables-Segment im vierten Quartal einen Umsatz von mehr als zehn Milliarden US-Dollar erzielen könnte.
Apple könnte vom Hardware- zum Dienstleistungskonzern werden
Ein weiterer Hoffnungsträger - für Apple und die Analysten - ist neben den Wearables auch das Geschäft mit den Dienstleistungen, wie etwa Gesundheitsservices oder Streamingdienste. Die sind zwar weniger sexy als das Geschäft mit Hardware, könnten aber mit der Zeit zur Haupteinnahmequelle von Apple werden. Die Analysten von JPMorgan Chase und Needham bescheinigen diesem Sektor zumindest Potenzial. Auch die Analysten der Citigroup zeigen sich zuversichtlich für Apples Dienstleistungsbereich. "Wir schließen uns dem Konsens an, der allgemein annimmt, dass Apples Servicesparte weiterhin wachsen und die Gewinnmarge stützen wird", heißt es in einer Analyse, die "CNBC" vorliegt.
Laut dem US-Nachrichtenportal fiel jedoch der Start vieler Dienste - etwa Apple News+, Apple TV+ oder Apple Arcade - im Vergleich mit zeitgleichen Hardware-Launches eher mau aus. Auch die Analysten der UBS weisen darauf hin, dass es etwa beim neuen Angebot TV+ schwierig werden dürfte, genug zahlende Kunden zu finden. Dafür benötige Apple entweder einen Riesenhit oder müsse Inhalte zukaufen - also erst einmal einiges an Geld in den Dienst stecken.
Vielversprechende Zahlen veröffentlichte Apple allerdings jüngst für den App-Store. So wurden dort zwischen Heiligabend und Silvester 1,42 Milliarden US-Dollar umgesetzt. Am 1. Januar 2020 waren es noch einmal 386 Millionen US-Dollar - rund 20 Prozent mehr als am Neujahrstag 2019. An jeder App, die heruntergeladen wird, und jedem Abo, das über den App-Store abgeschlossen wird, verdient Apple mit - laut "Heise" bis zu 30 Prozent. Bei 450 Millionen zahlenden Abonnenten - diese Zahl nannte Tim Cook im Herbst - dürfte dabei einiges zusammenkommen.
Analysten glauben an Apple - aber kein großer Sprung der Apple-Aktie erwartet
Doch auch wenn Apple dank zweistelligen Wachstumsraten bei Wearables und Diensten die fallenden iPhone-Verkäufe zunächst abfedern kann, sehen Analysten keine Chance für einen ähnlich phänomenalen Lauf der Apple-Aktie wie im vergangenen Jahrzehnt - oder auch im vergangenen Jahr. "Die Aktie wird wahrscheinlich nicht annäherungsweise die Gewinne des letzten Jahres wiederholen können", schrieben die Analysten Jeriel Ong und Ross Seymore von der Deutschen Bank in einer Studie, die "MarketsInsider" vorliegt. Ihr Kursziel für die Apple-Aktie liegt daher bei 280 US-Dollar.
Dennoch glauben die Analysten weiterhin an die Stärke von Apple, da die Nachfrage nach AirPods und starke Hardware-Verkäufe im Weihnachtsgeschäft Grund zur Hoffnung geben würden und außerdem mit dem für 2020 erwarteten 5G iPhone ein neuer Superzyklus bevorstehe, in dem besonders viele iPhone-Besitzer ihre Modelle gegen das aktuelle eintauschen dürften. Die Deutsche-Bank-Analysten erwarten daher, dass Apples Fundamentaldaten 2020 stärker ausfallen werden als erwartet. Da jedoch die Bewertung an der Börse in ihren Augen bereits einiges an gutem Willen beinhalte, seien sie "unsicher, ob die fundamentale Outperformance die hohen Erwartungen der Anleger an die Aktie im Jahr 2020 übertreffen kann". Wichtige Faktoren seien dabei auch die Wachstumskurve der 2020 erscheinenden iPhones sowie makroökonomische Risiken, da der Handelsstreit mit China noch nicht vollständig beigelegt ist.
Andere Analysten zeigen sich zuversichtlicher als die Experten der Deutschen Bank, jedoch rechnet auch von diesen keiner mit einer Wiederholung der starken Aufwärtsbewegung aus dem Jahr 2019. Die Analysten von Needham erhöhten ihr Kursziel für Apple jüngst auf 350 US-Dollar und trauen der Aktie somit 2020 ein Plus von rund 19 Prozent zu. Robert Muller von RBC Capital glaubt an ein Aufwärtspotenzial von rund 12 Prozent auf 330 US-Dollar und nennt ebenfalls die steigende Akzeptanz der AirPods sowie die hohe Nachfrage nach dem iPhone 11 als Grund für seinen Optimismus. Auch wenn der iKonzern also nach aktuellem Stand wohl kein zweites Erfolgsjahrzehnt in Folge wird verbuchen können - untergehen dürfte er in den kommenden zehn Jahren wohl ebenfalls nicht.
Redaktion finanzen.net
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19.11.2020 | Apple Sell | Goldman Sachs Group Inc. |
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