DaxVestor-Kolumne Stefan Böhm

Kann sich der DAX stabilisieren?

01.03.10 08:26 Uhr

Kann sich der DAX stabilisieren? | finanzen.net

Zu den Sorgen um die Zahlungsfähigkeit Griechenlands gesellten sich in den letzten Tagen Bedenken über die Nachhaltigkeit des Konjunkturaufschwungs.

Das schickte die Aktienmärkte wieder nach unten. Da nützte auch das Versprechen von US-Notenbankchef Ben Bernanke nichts, langfristig am niedrigen Zinsniveau festhalten zu wollen. Der DAX fiel wieder unter 5.600 Punkte zurück. Auch die Kurserholung beim „Weltleitindex“ Dow Jones wurde vom wichtigen Widerstand bei 10.400 Punkten gestoppt. Die meisten anderen wichtigen Aktienindizes zeigen ebenfalls ein Chartbild, das für eine anhaltende Konsolidierung oder sogar für eine weitere Korrektur spricht.

Wer­bung

Immer wieder Griechenland

Arg auf die Stimmung drückte die Ankündigung der Ratingagentur Moody´s, das Rating für griechische Staatsanleihen abzusenken, falls Athen seine Sparpläne nicht konsequent umsetzt. Moody´s würde damit seine Einstufung der von anderen Agenturen angleichen. Für Griechenland würde dies eine deutliche Erschwernis bei der weiteren Finanzierung und damit eine Verschärfung der Krise bedeuten. Doch so richtig überraschen kann das eigentlich nicht. Sollte Griechenland seine Finanzen nicht halbwegs in Ordnung bringen, dann werden sich die Probleme potenzieren – das war von vorneherein klar.

Schwache Konjunkturdaten

Nicht unbedingt klar war dagegen, dass von den Konjunkturdaten in den letzten Tagen schon fast geschlossen das Signal kam: „Der Aufschwung verliert an Fahrt“. In den USA sank der Konsumklimaindex des Conference Boards überraschend stark von 55,9 auf 46,0 Punkte ab. Neben den Auftragseingängen und den Zahlen vom Immobilienmarkt enttäuschte zudem der Anstieg der wöchentlichen Erstanträge für Arbeitslosenunterstützung, die damit schon die zweite Woche in Folge überraschend zunahmen. Der Arbeitsmarkt in den USA wird sich womöglich nicht so schnell erholen, wie manche hoffen. In Deutschland ging unerwartet der ifo-Geschäftsklimaindex zurück, vor allem weil die Unternehmen ihre aktuelle Lage wieder schlechter einschätzten. Dieser ganze Konjunktur-Cocktail war zu viel für die Börsianer, die derzeit ohnehin ein schwaches Nervenkostüm besitzen.

Wer­bung

BASF kann überzeugen

Immerhin konnten die Geschäftsberichte der Unternehmen zum Teil überzeugen: BASF meldete für das vierte Quartal einen überraschend starken Gewinnsprung und der Vorstand ist auch für das Jahr 2010 optimistisch. Das ließ die Aktie heute gegen den Trend steigen. Trotzdem sieht es nicht so aus, als könnte die Aktie den Widerstand bei 42,00 Euro überwinden. Die wieder bessere Geschäftsentwicklung ist eben mit einem KGV2010e von 14 schon weitgehend eingepreist. Auch die Zahlen der Allianz wurden positiv aufgenommen, vor allem weil die Dividende überraschend stark angehoben wurde. Beim Ausblick zeigte sich der Vorstand dagegen vorsichtig. Die Telekom überzeugte die Anleger mit dem Bekenntnis, auch in den nächsten Jahren kontinuierlich hohe Dividenden ausschütten zu wollen. Damit wurde der verhaltende Ausblick etwas versüßt. Trotzdem gab es Kursverluste, wie bei RWE, die ebenfalls skeptisch in die Zukunft blicken.

Merck stürzt ab

In den Tagen zuvor wurden die Zahlen von Fresenius und ihrer Tochter FMC schon fast mit Begeisterung aufgenommen. Der Gewinn wurde 2009 deutlich gesteigert und die Dividende wurde angehoben. Kracher im negativen Sinn waren dagegen die Berichte der Commerzbank und von Merck KGaA. Die Commerzbank wies einen Verlust von 4,5 Mrd. Euro aus, woraufhin viele Aktienanalysten ihre Kursziele für den Titel absenkten. Der Pharmakonzern Merck meldete für 2009 einen Einbruch beim operativen Gewinn und kürzte die Dividende überraschend um ein Drittel. 2010 sollen Umsatz und Gewinn allerdings wieder steigen. Der Aktie half das nichts: Sie stürzte kräftig ab und nähert sich den Tiefstkursen aus der Zeit nach der Lehmanpleite. Damit ist Merck auf Sicht von 15 Monaten bei weitem die schwächste Aktie im DAX.

Wer­bung

Fazit:

Der DAX konnte sich am Freitag dank guter Vorgaben aus den USA stabilisieren und behauptete sich über der Unterstützung bei 5.540 Punkten. Entwarnung kann jedoch noch keine gegeben werden. Die kommende Woche wird viele wichtige Konjunkturdaten bringen. Große Beachtung dürften bereits am Montag die ISM-Indizes finden, auch der aus China. Im Vordergrund stehen allerdings neben den Notenbanksitzungen in der Eurozone, in Großbritannien, Australien und Kanada die US-Arbeitsmarktdaten am Freitag.

Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.