DaxVestor-Kolumne Stefan Böhm

DAX: Sind das bereits Einstiegskurse?

01.02.10 08:58 Uhr

DAX: Sind das bereits Einstiegskurse? | finanzen.net

Nach mehreren Tagen mit zum Teil großen Kursverlusten konnte sich der DAX zum Wochenschluss wieder etwas erholen.

Dafür waren auch die US-Notenbanker und Präsident Obama verantwortlich, denn beide bekräftigten letztlich, dass sie an der expansiven Geld- und Fiskalpolitik festhalten wollen.

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Leitzinsen in den USA bleiben niedrig

Die US-Notenbank ist in ihrem neuen Ausblick, der am Mittwoch bekannt wurde, deutlich optimistischer als noch im Dezember. Da die Fed weiterhin niedrige Inflationsraten erwartet, würden die Leitzinsen voraussichtlich noch für eine „ausgedehnte Periode“ auf einem außergewöhnlich niedrigen Niveau verbleiben. Die unkonventionellen geldpolitischen Maßnahmen werden jedoch allmählich auslaufen. So soll der Aufkauf von Wertpapieren Ende März enden. Bemerkenswert ist jedoch, dass sich der Offenmarktausschuss der Fed offenbar nicht einig ist. Der Fed-Präsident aus Kansas City, Thomas Hoenig, verweigerte seine Zustimmung zum Statement. Dies weckte bei einigen Beobachtern die Befürchtung, die Fed könnte vielleicht doch schon früher von der Nullzinspolitik abweichen. Es ändert jedoch nichts an unserer Einschätzung, dass es wahrscheinlich erst im vierten Quartal 2010 die ersten Zinsschritte der US-Notenbank geben wird.

Obama besänftigt die Märkte

Nachdem US-Präsident Obama mit seinen Plänen zur Regulierung der Finanzindustrie eine Verkaufswelle bei den Banken losgetreten hatte, verteilte er in der vergangenen Woche Streicheleinheiten. In seiner Rede zur Lage der Nation rückte er den Fokus weg von der Regulierung der Finanzmärkte und hin zur Schaffung neuer Arbeitsplätze und erleichtertem Kreditzugang für kleine Unternehmen. Dass die Aktienmärkte hierauf positiv reagierten, zeigt wieder einmal, wie verunsichert die Anleger immer noch sind. Denn eine Überraschung ist seine Rede wirklich nicht. Soll er etwa sagen, er wäre gegen die Schaffung neuer Arbeitsplätze? Obama ist ein Politiker, der noch einmal wiedergewählt werden will. Und wer nun glaubt, Obama würde die Regulierung der Finanzindustrie nicht so energisch vorantreiben, nur weil er dies in einer Rede nicht so stark betonte, ist nach meiner Meinung naiv. Nach seinen starken Worten in der letzten Woche kann er eigentlich nicht mehr zurück, ohne sein Gesicht zu verlieren und ohne in der Wählergunst noch weiter abzusacken. Die Bankenregulierung wird daher kommen, wenn es Obama irgendwie schafft, eine parlamentarische Mehrheit dafür zusammenzubekommen. Zwar wird es der Finanzlobby möglicherweise gelingen, das eine oder andere noch umzubiegen, neue Belastungen für die Investmentbranche scheinen jedoch wahrscheinlich. Deswegen jedoch den Zusammenbruch des Abendlandes herbeizureden, wie es mancher Bankenvertreter tut, ist maßlos übertrieben.

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ifo weiter auf dem Vormarsch

Weniger Beachtung fanden dagegen die jüngsten Konjunkturdaten aus Deutschland – zu Unrecht. Das ifo Geschäftsklima ist im Januar überraschend deutlich von 94,6 auf 95,8 Punkte angestiegen. Volkswirte hatten im Schnitt einen Anstieg auf 95,1 Punkte erwartet. Positiv ist der Fakt, dass beide Teilkomponenten weiter angestiegen sind. Die befragten Firmen beurteilen sowohl die aktuelle Lage, als auch die Erwartungen positiver als noch vor einem Monat. Ein Wermutstropfen kommt jedoch aus der Industrie, die nach wie vor unterdurchschnittlich ausgelastet ist und dem mit Personalabbau entgegenwirken will. Dennoch zeigte sich der deutsche Arbeitsmarkt im Januar sehr robust. Zwar stieg die Zahl der Arbeitslosen um 342.000 auf 3,617 Millionen, zurückzuführen ist dies jedoch hauptsächlich auf den strengen Winter und die saisonüblichen Entlassungen in den wetterabhängigen Branchen.

Quartalszahlen mit positiven Überraschungen

Weiterhin in vollem Gange ist die Quartalssaison. Apple übertraf wieder einmal die Erwartungen. Im vierten Quartal 2009 setzte der Konzern so viele Mac-Computer und iPhones ab wie noch nie zuvor. Der Umsatz stieg um ein Drittel auf 15,7 Mrd. USD, der Gewinn machte einen Sprung um 50 Prozent auf 3,38 Mrd. USD. Auch im laufenden Quartal rechnet Apple mit einem starken Wachstum. Der neu vorgestellte Tablet-PC iPad soll nun für den nächsten Wachstumsschub sorgen. Auch Microsoft, Amazon, Texas Instruments, Yahoo!, Nokia und Siemens legten gute Zahlen vor, während der Baumaschinenhersteller Caterpillar, Qualcomm und einige andere enttäuschten. Insgesamt überwogen zuletzt aber die positiven Überraschungen.

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Hat der DAX das Schlimmste hinter sich?

Der DAX konnte am Donnerstag die Gewinne nicht halten, aber am Freitag gab es eine leichte Erholung. Wichtig ist die Unterstützung bei 5.480/5.500 Punkten, die einen weiteren starken Rückgang verhindern sollte. Gelingt dies, dann könnte es am Aktienmarkt bald wieder nach oben gehen, kommt es zum Break, drohen weitere Verluste, möglicherweise bis an die 5.000er Marke.

Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.