RATIONAL-Aktie an MDAX-Spitze: RATIONAL verdient wieder mehr
Der Großküchenausrüsters RATIONAL hat dank zuletzt besser laufender Geschäfte und Sparmaßnahmen wieder mehr verdient.
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Für das Gesamtjahr bleibt das Unternehmen dennoch vorsichtig. Die positive Entwicklung im Auftragseingang und Umsatz im März habe über den Februar-Erwartungen von RATIONAL wie auch der gesamten Großküchengeräte-Branche gelegen, teilte das Unternehmen am Mittwoch in Landsberg am Lech mit. Da das Marktumfeld weiterhin volatil sei, bleibe jedoch abzuwarten, ob die positive Entwicklung des Auftragseingangs und des Umsatzes nachhaltig sei, oder es sich um kurzfristige Nachholeffekte handele.
Aktuell gehe das RATIONAL-Management unverändert davon aus, dass der Umsatz 2021 im Vergleich zum Vorjahr im mittleren einstelligen Bereich zulegen werde. Sollte sich der Umsatz weiter positiv entwickeln, die günstige Kostensituation des ersten Quartals fortbestehen und Risiken wie etwa Lieferengpässe bei Elektronikbauteilen und damit verbundene Produktionsstopps nicht in vollem Umfang eintreten, werde die Ebit-Marge über der des Vorjahres liegen, hieß es weiter.
Im ersten Quartal gingen zwar die Umsätze im Jahresvergleich um sieben Prozent auf 167,7 Millionen Euro zurück, der Gewinn vor Zinsen und Steuern legte aber auch dank geringerer Kosten um 24 Prozent auf 32,2 Millionen Euro zu. Die entsprechende operative Gewinnmarge (Ebit-Marge) im Quartal stieg auf 19,2 Prozent nach 14,3 Prozent im Vorjahr. Unter dem Strich blieb ein Gewinn von 24,4 Millionen Euro hängen - das waren 46 Prozent mehr als vor einem Jahr.
Laut Analyst Peter Rothenaicher von der Baader Bank fiel die Profitabilität im ersten Quartal dank eines Umsatzsprungs im März deutlich besser aus als erwartet. Diese jüngste Entwicklung stimme zuversichtlich, dass die Konjunkturerholung schneller voranschreiten könnte als bisher prognostiziert. Es gebe aber große Unsicherheiten und Volatilitäten sowie Lieferengpässe bei elektronischen Bauteilen und starke Preissteigerungen bei Rohstoffen und Komponenten.
"Die Gründe für diese Erholung im März sehen wir in der zunehmenden Zahl von Kunden, die nicht mehr beziehungsweise weniger unter Coronaeinschränkungen leiden, dem Investitionsnachholeffekt und den teilweisen massiven Konjunkturprogrammen", sagte Unternehmenschef Peter Stadelmann laut Mitteilung. Zudem verwies er auf den Basiseffekt, da der März 2020 der erste durch Corona beeinträchtigte Monat war.
Im Auftaktquartal entwickelte sich das Geschäfts in den Regionen sehr unterschiedlich. Asien, das als erstes im Jahr 2020 von Corona betroffen war, zeige eine Tendenz zur Normalisierung, hieß es. Der Quartalsumsatz lag in der Region den Angaben zufolge gut ein Viertel über dem Vorjahr. In Nordamerika verringerte sich der Umsatzrückgang dank der Impfstrategie auf unter 10 Prozent, während die Erlöse in Europa und Deutschland jeweils mehr als 10 Prozent schrumpften. Stark von der Coronakrise betroffen ist weiterhin Lateinamerika mit einem Umsatzrückgang von rund einem Fünftel.
Die Pandemie hatte RATIONAL im vergangenen Jahr voll erwischt. Der Umsatz war um 23 Prozent auf 650 Millionen Euro gesunken. Dies schlug deutlich auf das Ergebnis durch, trotz niedrigerer Kosten etwa für den Vertrieb und weniger Dienstreisen. Die entsprechende Ebit-Marge sackte auf 16,4 nach 26,5 Prozent im Vorjahr. Der Gewinn unter dem Strich wurde auf rund 80 Millionen Euro mehr als halbiert.
So reagiert die RATIONAL-Aktie
Vorgelegte Quartalszahlen haben am Mittwoch die Anleger von RATIONAL in Feierlaune versetzt. Mit einem Kurssprung um 12,12 Prozent auf 766,20 Euro setzten sich die Anteilscheine des Großküchenausrüsters an die Spitze des MDAX der mittelgroßen Börsentitel. Sie schafften ein Hoch seit Februar und den Sprung über die charttechnisch relevante 100-Tage-Durchschnittslinie, die damals wegen enttäuschender Jahresziele gerissen wurde.
Die aktuelle Entwicklung macht den Anlegern nun wieder viel Hoffnung, nachdem RATIONAL im Februar wegen der Corona-Einschränkungen einen überraschend vorsichtigen Ausblick abgegeben hatte. Damals hieß es, viele Kunden vor allem in der Hotellerie und Gastronomie seien im Zuge der Lockdowns stark verunsichert. Nun teilte das Unternehmen mit, die Entwicklung habe im März über den damaligen Erwartungen gelegen.
Analysten teilten die Meinung, dass sich das Geschäft zuletzt erfreulich belebt hat. Nach Rückgängen im Januar und Februar hätten der Umsatz und die Auftragseingänge im März kräftig zugelegt, urteilte Analyst Peter Rothenaicher von der Baader Bank. Als Fazit seien die Umsatzerwartungen im ersten Quartal ein Stück weit übertroffen worden. Deutlich besser als gedacht habe sich überdies die operative Gewinnmarge (Ebit) entwickelt, hob der Experte hervor.
Sein Kollege Cansu Tatar von Warburg Research betonte denn auch, die Geschäftserholung des Großküchenausstatters verlaufe schneller als gedacht. Angesichts der mittlerweile spürbaren Fortschritte mit der Impfkampagne in Europa glaubt er, dass ein Ende des Lockdowns näher rückt. Dies schaffe Spielraum dafür, dass RATIONAL anspruchsvollere Jahresziele formulieren könnte.
Nach gutem Lauf bis auf ein Ende Januar erreichtes Rekordhoch von 888 Euro bleiben die vorgenannten Experten aber skeptisch, was das weitere Potenzial der Papiere betrifft. Rothenaicher erachtet sie mit einem "Reduce"-Votum weiter als überbewertet, auch wenn sie seit ihrem Höchststand zuletzt mehr als ein Viertel verloren hatten. Sein Kollege Tatar sprach angesichts einer neutralen Einschätzung mit "Neutral" zumindest von einer anspruchsvollen Bewertung.
Sebastian Kuenne von der kanadischen Bank RBC stuft die Aktie derweil weiter mit "Underperform" ein. Er sah am Mittwoch neben den Zahlen eine weitere positive Überraschung mit dem außerdem vermeldeten Kauf eines Grundstücks in Chicago, um dort im ersten Schritt ein Verwaltungsgebäude und ein Warenlager zu errichten - mit der späteren Option zum Errichten eines Produktionswerkes. "Dies ist ein großer Schritt für ein Unternehmen, das bisher alle seine Öfen in Süddeutschland hergestellt hat", so Kuenne.
Kuenne verbindet mit dem Vorhaben in Chicago, dass sich RATIONAL damit zum amerikanischen Markt als wichtigste Wachstumsregion bekenne. Der Schritt erkläre auch eine für 2020 etwas niedriger angesetzte Dividende, die zuletzt bei Anlegern für etwas Konfusion gesorgt habe. Es ergebe nun einen Sinn, dass etwas mehr Geld in den Ausbau der Geschäfte fließt statt an die Aktionäre.
LANDSBERG AM LECH (dpa-AFX) / FRANKFURT (dpa-AFX Broker)
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