Nachschub für die Boom-Branche
In einer groß angelegten Studie hat das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) das Potenzial von grünem Wasserstoff als Energieträger für ein klimaneutrales Energiesystem untersucht.
"Grüner Wasserstoff hat das Potenzial, der zentrale Baustein für ein Energie- und Verkehrssystem mit massiv reduzierten Treibhausgasemissionen zu sein", erklärt Karsten Lemmer, DLR-Vorstandsmitglied für die Bereiche Energie und Verkehr. "Deutschland kann bei Wasserstofftechnologien eine globale Vorreiterrolle einnehmen und so den Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort stärken."
Auch Anleger hat das Wasserstoff-Fieber längst erfasst. Bereits seit 2019 sorgen die einschlägigen Branchenpapiere an der Börse für Furore. Auch die Anbieter von Zertifikaten haben auf den Trend reagiert. Pionier ist Morgan Stanley, die in Zusammenarbeit mit dem Anlegermagazin "Der Aktionär" gleich drei verschiedene Auswahlbarometer entwickelt haben: den E-Mobilität Wasserstoff Index (siehe ZJ 26.2019), den E-Wasserstoff Nordamerika Index (siehe ZJ 34.2020) und den E-Wasserstoff Europa Index, der ausschließlich europäische Mitglieder enthält. Das Faktor-Zertifikat mit Hebel eins kommt dem Index-Investment am nächsten (ISIN DE000MA0LP24).
Inzwischen sind weitere Indexlösungen an den Markt gekommen. Das Zertifikat auf den Global Hydrogen Index von der HVB enthält 17 Aktien von Firmen, die in der Entwicklung und Produktion von Wasserstoffantrieben, Brennstoffzellen oder Anlagen zur Elektrolyse tätig sind. Seit der Auflage im März dieses Jahres beträgt der Zuwachs mehr als 37 Prozent (ISIN DE000HVB4H28). Sogar um gut 80 Prozent seit der Emission im April 2020 hat der Tracker auf den Solactive Hydrogen Top Selection von Vontobel zugelegt. Er umfasst 15 Papiere von Gesellschaften, die im Bereich Wasserstoff führend sind (ISIN DE000VP2HYD0).
Erst seit dem 18. September ist das Zertifikat auf den Solactive World Hydrogen Index aus dem Hause Société Générale auf dem Markt. Der Basiswert bildet die Wertentwicklung von 15 ausgewählten Unternehmen rund um das Thema Wasserstoff ab. Dazu gehören unter anderem die Wasserstoffproduktion, der Vertrieb, die Speicherung und die Anwendung von Wasserstoff. Die Auswahl der Mitglieder ist anders als bei den Konkurrenzprodukten vollständig regelbasiert. Die zugrundeliegende Software des Indexanbieters Solactive ist in der Lage, sehr große Datenmengen zu analysieren, um anhand eines Punktesystems die aussichtsreichsten Firmen herauszupicken. In die Anfangsauswahl gelangten auf diese Weise Konzerne aus sieben verschiedenen Ländern. Die anfallende Managementgebühr beträgt 1,00 Prozent p.a. (ISIN DE000SR7XYH0).
Beim neuen H2 Technologie Index geht das Universum über reine Wasserstoffaktien hinaus. Neben Unternehmen mit langer Historie wie beispielsweise Linde oder Air Liquide zählen dazu auch Energieversorger wie die auf erneuerbare Energien ausgerichtete "neue" RWE. Passend dazu schätzt Goldman Sachs in einer aktuellen Studie, dass grüner Wasserstoff bis zum Jahr 2050 einen adressierbaren globalen Markt von zehn Billionen Euro allein für die Versorgungsindustrie schafft. Zudem sind Aktien aus dem Bereich erneuerbare Energien wie Vestas Wind Systems und Siemens Gamesa im H2 Technologie Index dabei, da zum Beispiel Windturbinen den Strom für die Erzeugung von grünem Wasserstoff liefern können, insbesondere bei überschüssiger Stromproduktion. Unter dem Strich deckt der Index, der von der Albrecht, Kitta & Co. Vermögensverwaltung bestückt wird, die gesamte Wertschöpfungskette ab - inklusive der Zulieferer. Das passende Zertifikat, das mit einer Gebühr von 1,1 Prozent p.a. versehen ist, kommt von Leonteq (ISIN CH0562308301).
Christian Scheid ist seit rund 18 Jahren als Wirtschafts- und Finanzjournalist tätig, davon seit circa zehn Jahren als freier Autor. Aktuell schreibt er für mehrere deutschsprachige Fachmagazine und -zeitungen in den Bereichen Aktien und Derivate, darunter Börse Online, Capital, Euro am Sonntag und Zertifikate // Austria. Per 1. Juli 2014 kehrte er zum ZertifikateJournal zurück, wo er bis Ende 2009 schon einmal tätig war und die damalige Österreich-Ausgabe des ZJ verantwortete. Hier können Sie sich zum Gratis-Newsletter anmelden: ZertifikateJournal
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