Gedämpfte Erwartungen

Bislang produziert Varta vor allem kleine Lithium-Ionen-Knopfzellen für kabellose Kopfhörer sowie Haushaltsbatterien etwa für Fernbedienungen, Uhren oder Taschenlampen - und ist damit höchst erfolgreich.
Getrieben von der starken Nachfrage stieg der Umsatz 2020 um 140 Prozent auf 870 Mio. Euro. Das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) legte mit einem Plus von 147 Prozent auf 241 Mio. Euro sogar noch stärker zu. Nun will Varta auch Batteriezellen für Elektroautos produzieren. Bereits die Spekulationen darüber hatten die MDAX-Aktie immer wieder nach oben springen lassen. Allerdings erhielten die Erwartungen nun einen Dämpfer. Denn Varta hat nicht vor, vollwertige Akkus für Elektroautos zu bauen. Stattdessen soll die großformatige Batteriezelle, für die Varta am Stammsitz in Ellwangen zurzeit eine Pilotlinie aufbaut, zunächst vor allem in leistungsstarken Elektroautos zum Einsatz kommen, etwa als kurzzeitiger Beschleuniger oder als Teil von neuartigen Antriebskonzepten, bei denen die Batterie während der Fahrt von einem Motor permanent wieder aufgeladen wird. "In Märkte für Produkte einzusteigen, die heute schon da sind, war und ist nicht unsere Strategie", erklärte Varta-CEO Herbert Schein. Allerdings sei Varta bereits mit vielen Autobauern im Gespräch. Gerade deutsche Autobauer seien die höchste Priorität, auch wenn er wegen Geheimhaltungsvereinbarungen nicht sagen könne, welche Autobauer das genau seien. Schein geht jedoch davon aus, dass er noch in diesem Jahr die ersten Kunden öffentlich präsentieren kann. Für weitere Phantasie ist also gesorgt, wenngleich große Sprünge eher unwahrscheinlich sind - ideale Voraussetzungen für Discounter (ISIN DE000TT21631).
Wolfgang Raum ist seit Mitte 2005 Chefredakteur des ZertifikateJournal Deutschland. Insgesamt kann Raum auf mehr als 15 Jahre Berufserfahrung im Kapitalmarkt-Journalismus verweisen. Unter anderem war der 41-Jährige mehr als fünf Jahre für das Anlegermagazin CAPITAL Depesche verantwortlich. Neben seiner wöchentlichen Kolumne in der "Euro am Sonntag" ist er regelmäßig als Experte in TV-Shows zu Gast, beispielsweise bei Bloomberg.TV und der 3satBörse. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.